Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
hohen Holztore waren verschlossen, öffneten sich aber auf einen Ruf von Coal hin und gewährten den beiden Reitern Einlaß. Stallburschen kamen angerannt, halfen ihnen von den Pferden und nahmen die Tiere in ihre Obhut. Nach kurzer Verständigung trennten sich Eadulf und Caol, und Eadulf eilte zu den Gemächern, die er und Fidelma bewohnten.
    Muirgen, die Amme, öffnete ihm und sah mit Besorgnis, daß er vor Nässe triefte.
    »Rasch aus den nassen Sachen, Bruder Eadulf, du holst dir sonst eine Erkältung. Ich sage gleich meinem Mann, er soll dir ein Bad bereiten.«
    Sie hatte noch gar nicht recht ausgesprochen, da kam auch schon Fidelma und nahm ihn voller Mitgefühl in Empfang.
    »Muirgen hat recht. Nichts wie raus aus dem nassen Zeug, sie richtet inzwischen das Bad.«
    Die war schon davongeeilt, um Nessán, ihren Mann zu suchen. Beide standen seit einigen Monaten im Dienst von Eadulf und Fidelma, kümmerten sich um die täglichen Dinge und versorgten ihren kleinen Sohn Alchú. Eadulf zog es ans flackernde Feuer, während Fidelma ging, um Handtuch und einen wollenen Umhang zu holen. Wenige Minuten später saß er, in ein wärmendes Tuch gehüllt, am Feuer, tat sich an heißgemachtem Wein gütlich und erläuterte Fidelma, warum Miach von den Uí Cuileann ihn zu sich gebeten hatte.
    Aufmerksam hörte sie ihm zu und unterbrach ihn nur gelegentlich, wenn sie etwas genauer wissen wollte. Als er mit seinem Bericht fertig war, fiel ihm auf, daß sie ein gedankenvolles Gesicht machte, und er sprach sie daraufhin an.
    »Ich finde es seltsam, daß sich diese Angelsachsen ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt und just hier einfinden.«
    »Seltsam? Wieso?«
    »Sie haben von den Problemen auf Inis Bó Finne in der Gemeinde von Abt Colmán erzählt, und die seien der Grund gewesen, weshalb sie sich auf den Weg nach Süden begeben hätten. Der Abt aus Ard Macha hätte Zwietracht unter ihnen gesät, woraufhin etliche davongezogen seien und in Maigh Éo, dem Eibenhain, eine neue Ansiedlung gegründet hätten. Stimmt’s?«
    »So und nicht anders haben sie es gesagt.«
    »Haben sie auch ein Wort darüber verloren, was sie just zu diesem Zeitpunkt ausgerechnet hierher ins Eatharlaí-Tal geführt hat?«
    Eadulf schüttelte den Kopf. »Aber wenn ich es recht bedenke, so hat Caol ihnen genau diese Frage gestellt.«
    »Und was haben sie erwidert?«
    »Gott hätte sie geleitet.«
    »Das ist so gut wie keine Antwort. Bist du sicher, daß dieser aufdringliche Abt von Ard Macha den Namen Ultán trug?«
    Ihre Fragen verwirrten Eadulf.
    »Manche Schwächen mag ich ja haben, aber mein Gehör ist noch in Ordnung«, verteidigte er sich gereizt. »Ultán ist ein so einfacher Name, den kann man nicht verwechseln. Weshalb fragst du?«
    Nachdenklich gab sie einen Stoßseufzer von sich.
    »Vielleicht ist es nur ein harmloser Zufall, es könnte aber ebensogut auch etwas anderes sein.«
    »Wenn ich wüßte, wovon du sprichst, könnte ich dir vielleicht zustimmen«, meinte Eadulf, immer noch leicht verärgert.
    »Es gibt nur einen Abt Ultán, der etwas mit Ard Macha zu tun hat, und das ist Ultán von Cill Ria, und der ist gleichzeitig Bischof der Uí Thuirtrí. In dieser Eigenschaft tritt er als Sendbote des Comarb des heiligen Patrick auf, und der ist einer der beiden höchsten Äbte der fünf Königreiche. Ich habe ihn einmal erlebt, das war bei der Ratsversammlung, auf der man beschloß, daß ich zu der von Cill Dara nach Whitby entsandten Delegation gehören sollte, um sie bei eventuellen Rechtsfragen beraten zu können. Er ist, wie auch deine angelsächsischen Freunde fanden, arrogant und anmaßend.«
    »Ich verstehe trotzdem noch nicht, was du mit einem ›harmlosen Zufall‹ meinst.«
    »Heute nachmittag erschien ein Reiter aus Imleach bei meinem Bruder und teilte ihm unter anderem mit, daß Abt Ultán von Cill Ria mit Begleitung in Imleach eingetroffen sei. Er vertrete den Anspruch von Ard Macha, als Hauptsitz des Glaubens für alle fünf Königreiche zu gelten, und komme außerdem mit seinen Begleitpersonen hierher nach Cashel, um Einspruch gegen unsere Eheschließung zu erheben.«
    Verblüfft sah Eadulf sie an. »Wieso das? Welcher Art Einwände sollte es da geben?«
    »Er gehört zu den wenigen, die der Auffassung sind, daß Brüder und Schwestern, die dem Neuen Glauben dienen, keine Ehe eingehen dürfen.«
    Eadulf gluckste amüsiert. »Ich kann nur hoffen, daß sich eine solche Ansicht nie ernsthaft durchsetzt. Was denkt dieser Mensch denn,

Weitere Kostenlose Bücher