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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der Antwort. »Es ist nicht wegen der Feierlichkeiten. Ich möchte dich aber inständig bitten, gerade in den nächsten Tagen besonders gut acht auf unseren kleinen Alchú zu geben.«
    »Wir werden ihn hüten, als wäre er unser eigenes Kind, Lady«, versprach die Frau. »Nie werden wir unsere Pflichten vernachlässigen, darauf kannst du dich verlassen, besonders in Anbetracht …«
    In Aufwallung ihrer Gefühle stand Fidelma auf und schloß die Frau in ihre Arme.
    Nach der Entführung des kleinen Alchú hatte Uaman der Aussätzige das Baby Muirgen und Nessán gegeben, die es als ihr eigenes aufziehen sollten. Beide waren damals in den entlegenen Bergen im Westen Schafhirten gewesen. Daß man das Kind entführt hatte, und wer es war, hatte er ihnen verschwiegen. Da sie selbst kinderlos waren, hatten sie »das Geschenk« mit Freuden angenommen. Später, als Eadulf den kleinen Alchú aufgespürt und auch herausgefundenhatte, daß Muirgen und Nessán völlig ahnungslos waren, hatte Fidelma die Frau gebeten, als Amme bei ihnen Dienst zu tun.
    »Ich hege keinerlei Zweifel und wollte dir nicht weh tun, Muirgen. Aber ich habe Angst … Der alte Conchobhar sagt, die Zeichen stehen schlecht, und ich halte viel von ihm und seiner Kunst, in den Sternen zu lesen. Er hat mit dem, was er voraussagt, immer recht gehabt.«
    Muirgen schneuzte sich und nickte bekräftigend. »Ver scheuche deine Ängste, Lady. Ich werde das Kind hüten wie meinen Augapfel, und wenn es mein Leben kostet. Das gleiche gilt für meinen Mann.«
    »Danke. Trotzdem, ich kann die Prophezeiungen nicht gänzlich abtun.«
    Sie drehte sich um und ging zum Fenster, zog die schweren Vorhänge zurück und schaute in den unfreundlichen Abend. Mit zunehmender Kraft jagte der Sturm die Wolken um die runden Gipfel des Slieve-Felim-Gebirges. In dem strömenden Regen waren ihre verschwommenen Umrisse nur beim Aufleuchten der Blitze zu erkennen. Drohend grummelte von weitem der Donner. Das entfernte Grollen ängstigte Fidelma fast mehr, als wenn sich die geballte Wucht des Gewitters direkt über ihr entladen hätte. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, und entschlossen zog sie die Vorhänge wieder zu.
    »Du bist töricht«, sagte sie sich. Sie wußte, daß dem so war, und doch konnte sie nicht das ungute Gefühl einer Vorahnung abschütteln, das sie ergriffen hatte. Es war nicht nur Bruder Conchobhars Warnung. Sie spürte es schon seit längerem wie ein böses Omen. Und es war ein Gefühl, das sie nicht mit Eadulf teilen konnte.

KAPITEL 3
    Über Nacht hatten sich die unheilvollen Wolken nach Norden verzogen, und die große Ebene um Cashel lag unter einem blaßblauen Himmel. Die aufgehende Sonne glich einem sanft schimmernden Ball und hatte keine Wärme mit sich gebracht. Zarte Wolkengebilde kräuselten sich in westlicher Richtung und trieben wellenförmig weiter, was ihnen in der Seemannssprache den Namen »Makrelenhimmel« eingebracht hatte. Sie wiesen darauf hin, daß man weiterhin mit unstetem Wetter rechnen mußte. Sturm und Regen hatte die Flüsse anschwellen lassen, und in den tiefer liegenden Gebieten war die Erde feucht und matschig.
    Finguine, der
tánaiste,
war schon seit dem frühen Morgen auf den Beinen. Eifrige Helfer gingen ihm zur Hand, gemeinsam errichteten sie Pavillons aus Zeltbahnen, in denen die untergebracht werden sollten, die weder auf der Burg noch in der Stadt im Gasthaus oder in der Herberge eine Bleibe finden konnten. König Colgú hatte verkündet, daß die Festlichkeiten drei Tage währen sollten, und schon jetzt strömten die Menschen nach Cashel, denn am nächsten Morgen würden die Hochzeitsrituale beginnen. Sorgsam hatte Finguine die Umgebung abgeritten und für den Aufbau der Zelte etwas höher gelegene Stellen ausgesucht, die von den Regengüssen des Vortages weniger durchweicht waren. Er hatte seine Männer angewiesen, geeignete Flecken entsprechend zu markieren.
    Auch Fidelma und Eadulf waren früh aufgestanden, hatten sich etliche Zeit mit Alchú vergnügt, gefrühstückt und sich dann in die große Halle begeben, um die eintreffenden Gäste willkommen zu heißen. Unter ihnen waren die Fürsten aus den Eóghanacht-Clans – Congal von Locha Léin, Fer Dá Lethe von Raithlin und viele andere, deren Namen an Eadulfvorbeigingen. Selbst Conrí, Kriegsherr der Uí Fidgente, war mit Donennach, seinem Stammesfürsten, erschienen, dem neuen Gebieter der einstigen Erzfeinde von Cashel.
    Eadulf schob sich durch das Gedränge hochangesehener

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