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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Aíbnat. »Selbst die Schwester eines Königs darf sich das nicht erlauben.«
    Fidelma zwang sich zu einem Lächeln. »Vielleicht ist dir bekannt, daß ich eine
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bin und darüber hinaus die Richterbefugnisse einer
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erworben habe. Gesetz und Tradition bei uns lassen es zu, daß ich mich in Gegenwart eines Königs setze, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen. Mir ist sogar gestattet, in Gegenwart des Hochkönigs Platz zu nehmen, wenn er mich dazu auffordert. Möglicherweise hast du das aber alles nicht gewußt.«
    Muirchertach hüstelte nervös und rückte einen weniger bequemen Stuhl, der in einer Zimmerecke stand, näher ans Feuer.
    »Meiner Frau waren die Zusammenhänge sicher entfallen, Fidelma«, murmelte er entschuldigend. »Kommen wir zur Sache.«
    Empört zischte Aíbnat durch die Zähne, sagte jedoch nichts.
    »Also gut. Erzähl den Hergang der Dinge.«
    »Ich dachte, den kennst du«, sagte er verwundert.
    »Was man mir berichtet hat, ist die eine Seite. Wenn ich dich verteidigen soll, muß ich aus deinem eigenen Munde erfahren, wie sich das Problem dir darstellt.«
    »Wie kann er sich selbst verteidigen, wenn er gar nicht weiß, was ihm vorgeworfen wird?« ließ sich Aíbnat mit sarkastischem Ton vernehmen.
    Fidelma würdigte sie keines Blickes.
    »Ich dachte, du wüßtest, daß man dir die Ermordung von Abt Ultán von Cill Ria zur Last legt«, fuhr sie ruhig fort.
    »Das weiß ich, ja«, gab Muirchertach zu.
    »Mehr mußt du auch nicht wissen. Wenn du unschuldig bist, brauchst du dich um die Anklage im einzelnen nicht zu kümmern. Wenn jemand schuldig ist, sieht das anders aus. Einem Schuldigen können die Einzelheiten einer Anklage unter Umständen helfen, sich freizustrampeln. Erzähl mir jetzt, was sich abgespielt hat.«
    Muirchertach warf rasch einen Blick auf seine Frau und nickte bereitwillig.
    »Das ist ganz einfach. Ich bin zu den Gemächern von Abt Ultán gegangen.« Er schaute zum Fenster und vergewisserte sich, daß es schon hell wurde. »Das war gestern abend. Die Tür war zu. Ich klopfte leise an, bekam keine Antwort, drückte auf die Klinke und fand sie unverschlossen. Ich ging hinein und sah als erstes Ultán. Er lag rücklings auf dem Bett. Er war zwar völlig angekleidet, aber ich dachte trotzdem, er schliefe. Ich trat an die Bettstatt und rief ihn an, wollte ihn wecken. Da bemerkte ich die dunklen Flecke auf seiner Kleidung und auch, daß die Augen weit offen und starr waren. Ich habe in meinem Leben genügend Tote gesehen, als daß ich nicht gleich erkannt hätte, daß er tot war. Nicht nur das, es war Tod durch Gewalteinwirkung. Entsetzt wendete ich mich ab und flüchtete aus dem Zimmer. Ich war in Panik undkehrte ohne Umschweife hierher zurück. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Fidelma wartete noch ein, zwei Augenblicke, ehe sie auf das Gesagte einging. »Obwohl dir klar war, daß der Abt durch äußere Gewalt zu Tode gekommen war, hast du den Tatort verlassen und bist hierher zurückgekehrt, ohne jemanden zu informieren?«
    »Ich hab doch gesagt, ich war völlig durcheinander. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.«
    »Und Lady Aíbnat war hier, als du zurückkehrtest?«
    »Natürlich.« Die Antwort kam ohne Zögern.
    »Und du hast ihr erzählt, was geschehen war?«
    »Natürlich.« Wieder kam die Antwort prompt.
    »Warum hast du wenigstens nicht dann Alarm geschlagen?«
    Muirchertach wurde rot und sah nervös zu seiner Frau. »Sie sagte …«
    »Ich hab gesagt, daß uns die Sache nichts anginge«, fiel sie ihm scharf ins Wort. »Man würde Abt Ultáns Leiche auch ohne unser Zutun zeitig genug finden.«
    Fidelma machte keinen Hehl aus ihrem Mißfallen. »Mit dem Rat hast du ihm keinen guten Dienst erwiesen. Damit hast du nur den Verdacht bestärkt, daß dein Mann in die Geschichte verwickelt ist. Du hättest gut daran getan, ihren Rat nicht zu befolgen, Muirchertach. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Laß uns weitermachen. Du und Lady Aíbnat waren also hier, ihr hofftet, daß jemand den Leichnam finden und Alarm schlagen würde und daß ihr unbehelligt bleibt.«
    Lady Aíbnat schoß mit ihren Blicken Zornesblitze, aber Fidelma ließ sie unbeachtet.
    »Ich kann dir nicht ganz folgen«, meinte Muirchertach kleinlaut.
    »Macht nichts. Was geschah dann?«
    »Bald darauf erschienen Brehon Baithen und der Befehlshaber von Colgús Leibgarde. Baithen teilte mir mit, sie hätten mich kurz, bevor sie die Leiche entdeckten, aus Abt Ultáns Zimmer fliehen sehen. Er beschuldigte

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