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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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mich des Mordes und der Flucht vom Tatort.«
    »Hat Baithen behauptet, er könnte deine Mordtat bezeugen?« fragte Fidelma ungerührt.
    »War ja schlecht möglich, wenn ich die Tat gar nicht begangen habe«, empörte sich Muirchertach.
    »Du hältst also an der Aussage fest, daß das einzige, was er gesehen haben kann, ist, wie du das Zimmer verlassen hast?«
    »Daß er gesehen haben will, daß ich die Räumlichkeiten des Abts verlassen habe, fechte ich nicht an. Aber gegen seine Behauptung, ich hätte Ultán ermordet, verwahre ich mich.«
    »Und alles, was du über die Umstände seines Todes sagen kannst, ist, daß du sein Gemach betreten, ihn dort tot vorgefunden hast und wieder gegangen bist?«
    »Ja, mehr weiß ich nicht«, bestätigte Muirchertach.
    Fidelma betrachtete ihn nachdenklich. Es war ihm anzusehen, irgend etwas lag ihm auf der Seele. »Ich könnte mir vorstellen, daß du mir mehr zu sagen hast.«
    Sie versuchte, ihm auf die Sprünge zu helfen. »Warum wolltest du zu so später Stunde Abt Ultán in seinem Zimmer aufsuchen? Immerhin war es fast Mitternacht.«
    »Warum?« schreckte er auf. Mit einer solchen Frage hatte er nicht gerechnet.
    »Du mußt doch einen Grund gehabt haben.«
    Wieder schaute der König hilflos zu seiner Frau. Fidelma gewann den Eindruck, er brauchte ihr Einverständnis, um sprechen zu dürfen. Sie drehte sich nach ihr um, ließ sich aber durch deren feindselige Blicke nicht aus der Ruhe bringen.
    »Hatte es etwas mit dir zu tun, Lady Aíbnat?«
    Die Frage traf die so Angesprochene unerwartet. Ihr Gesichtsausdruck verriet, daß Fidelma ins Schwarze getroffen hatte. Sie kniff die Lippen zusammen und schwieg.
    Fidelma gab einen Seufzer von sich. »Die ganze Geschichte kann hier unter uns in aller Ruhe abgehandelt werden, kann aber genausogut im offiziellen Verfahren vor dem Obersten Richter der fünf Königreiche zur Sprache gebracht werden.«
    Das wirkte. »Was hat Brehon Barrán mit der Sache zu tun?« wollte Muirchertach sofort wissen.
    »Hat man dir das nicht gesagt?« fragte Fidelma gelassen. »Wenn es zum Prozeß kommt, wird Brehon Barrán zu Gericht sitzen und die Verhandlungen führen, und mit ihm auch der Hochkönig.«
    »Was heißt hier
› wenn
es zum Prozeß kommt‹?« ereiferte sich Aíbnat. »Du meintest
falls

    Fidelma schüttelte den Kopf. »Es bleibt bei einem eindeutigen
wenn,
es sei denn, ihr liefert mir überzeugendes Beweismaterial, mit dem ich die Anklage entkräften kann.«
    Muirchertach brauchte einen Moment, um die Sachlage zu begreifen, sackte dann in sich zusammen und nickte bekümmert.
    »Es scheint mir eine logische Schlußfolgerung«, murmelte er leise, und wieder schaute er fast beschwörend zu seiner Frau.
    »Willst du damit sagen, es besteht eine Möglichkeit, daß kein Prozeß anberaumt wird?« fragte sie, zu Fidelma gewandt.
    »Bei derartigen Verfahren gibt es immer verschiedene Möglichkeiten«, erwiderte Fidelma. »Wenn ich die volle Wahrheit erfahre und sowohl den Ankläger als auch den Obersten Richter davon überzeugen kann, daß ich die reine Wahrheitspreche und daß die Schuld woanders liegen muß, dann erübrigt sich eine Anhörung vor Gericht. Es hängt von deinem Mann und von dir als Zeugin der Verteidigung ab, wie ich vorgehen kann.«
    Aíbnats Lippen waren ein einziger dünner Strich, dann sah sie ihren Mann an und nickte ihm fast unmerklich zu.
    Muirchertach räusperte sich betreten. »Ich fürchte, die Wahrheit hilft mir nicht weiter, Fidelma von Cashel.«
    »Wieso das?«
    »Weil ich Ultáns Gemach aufsuchte, um ihn zu töten
.
«
     
    Eadulf war unruhig; sich in sein Zimmer zu begeben und etwas zu entspannen, mochte er nicht, und auf eine Morgenmahlzeit hatte er auch keine Lust. So warf er sich lieber seinen Biberpelzmantel über und ging hinaus. Er gedachte auf dem Rundweg, der um die gewaltigen Mauern der Burg führte, etwas frische Luft zu schöpfen. Unter ihm lag die Stadt mit ihrem geschäftigen Treiben. Feuerstellen sandten dünne Rauchfetzen in die Luft, und aus der Ferne drangen Geräusche menschlicher Tätigkeiten an sein Ohr. Die Leute hatten keine Ahnung von dem Drama, das sich hier oben in der Nacht abgespielt hatte, und waren mit ihren Vorbereitungen für das große Fest beschäftigt, das heute beginnen sollte. Überall am Waldrand und rund um die Steinbauten der Stadt hatte man Zelte und Pavillons für die vielen Besucher aufgeschlagen, die die Feierlichkeiten miterleben wollten.
    Langsam schlenderte Eadulf an den

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