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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gekommen?« erkundigte sich Eadulf.
    »Das bleibt ein Geheimnis, Bruder Eadulf.« Der Abt lächelte. »Das ist so, als wenn dich etwas juckt, und du mußt dich kratzen, aber der Ursache kommst du nicht auf den Grund.«

KAPITEL 9
    Schweigend gingen Fidelma und Eadulf zurück zu ihren Gemächern. Es wunderte sie, daß in den Hallen und Gängen der Burg keine gedrückte Stimmung vorherrschte, obwohl die meisten vom Tod des Abts Ultán erfahren hatten. Offensichtlich gab es nur einige wenige, die sein Hinscheiden betroffen machte. Bedienstete eilten geschäftig hin und her, um den Wünschen der vielen Gäste nachzukommen. Fast alle grüßten die beiden mit fröhlichem Gesicht. Unter den Gästen gab es sogar etliche, die den Aufschub der Feierlichkeiten bedauerten; teilweise konnte man von ihrem Verhalten ablesen, daß sie fanden, nur wegen des Todes des Abts hätte man nicht auf das Fest verzichten müssen. Lediglich einige Krieger aus der Leibgarde grüßten sie mit trauriger Miene.
    Muirgen öffnete ihnen die Tür, glaubte aber, sie tadeln zu müssen, als sie Eadulf gewahr wurde. »Noch hat die Zeremonie nicht stattgefunden, Lady, und da geziemt es sich nicht für …«, sie deutete mit dem Kopf zu Eadulf, »für ihn, das Gemach zu betreten.«
    »Ach Muirgen, wer weiß, wann die Zeremonie beginnen kann; erst muß der Tod des Abts geklärt sein«, beschwichtigte Fidelma sie gutmütig. »Hinter seiner Ermordung müssen unsere Belange zurückstehen. Handhaben wir es also wie bisher.«
    Beglückt war Muirgen nicht. »Ein Jammer, daß man dir deinen großen Tag verdorben hat, Lady. Mußte aber auch so etwas Grässliches geschehen!«
    Fidelma tätschelte sie freundschaftlich. »Es handelt sich nur um einen kleinen Aufschub. Was macht Alchú?«
    »Zufrieden wie ein Lämmchen.« Sie wies in eine Zimmerecke, wo der Kleine auf einem Wollteppich vergnügt mit Felltieren spielte. Fidelma ging zu ihm hinüber. Als er sie sah, streckte er ihr mit einem Jauchzer die Ärmchen entgegen. Sie beugte sich zu ihm, nahm ihn auf und schwenkte ihn hoch, herzte und küßte ihn und ahmte sein unverständliches Gebrabbel nach. Über ihre Schulter guckend, entdeckte Alchú seinen Vater und verlangte freudestrahlend nach ihm. Eadulf eilte zu Mutter und Kind, kitzelte seinen Jungen unterm Kinn, kam sich dabei selbst etwas albern vor und begleitete seine Liebkosungen mit unsinnigem Gemurmel.
    Mit dem Baby auf dem Arm, drehte sich Fidelma zu Muirgen um, und die stellte fest: »Du siehst erschöpft aus.« Das war kein Wunder, Fidelma hatte in der Nacht zuvor kaum mehr als eine Stunde geschlafen. Sie warf einen Blick auf Eadulf; auch der machte einen müden Eindruck.
    »Ich glaube, wir beide haben ein wenig Ruhe nötig«, sagte sie. »Aber erst müssen wir etwas essen und trinken. Ich habe nicht einmal frühstücken können heute.«
    »Ich auch nicht«, bekräftigte Eadulf. »Mir war einfach nicht nach Essen, aber jetzt könnte ich etwas vertragen.«
    Das brauchte man Muirgen nicht zweimal zu sagen. »Setzt euch ans Feuer«, hieß es, »ich gehe und mach euch was. Und wenn ihr euch dann hinlegt, nehme ich Alchú mit zu mir in die Kammer.«
    Sie nahm ihr den Kleinen ab, setzte ihn in seine Spielecke und ging. Fidelma ließ sich in einen Stuhl fallen. Gähnend folgte Eadulf ihrem Beispiel. »Abt Augaire ist ein seltsamer Mensch«, unterbrach er die Stille.
    Nachdenklich schürzte Fidelma die Lippen. »Seltsamer alsBruder Drón? Irgendwie haben die meisten Menschen ihre Eigenheiten. Wir machen da keine Ausnahme.«
    »Schon wahr, aber daß sich ein Abt und Bischof in aller Offenheit einen Amtskollegen tot wünscht und dann noch sagt, er hätte nicht eine der Grundlehren unseres Herrn Jesus Christ anerkannt, dazu gehört was.«
    »Wenn man es recht bedenkt, sind auch Äbte und Bischöfe nur Menschen. Sie haben die gleichen Eigenschaften wie andere auch. Sie können gleichermaßen hassen und lieben.«
    »Selbst Mord begehen?«
    »Selbst Mord begehen«, bestätigte Fidelma ruhig.
    »Dann gehört er zu den Tatverdächtigen?«
    »Es gilt, noch vieles herauszufinden, ehe ich soweit bin, daß ich sagen kann, diese oder jene Person steht unter Tatverdacht.«
    »Wir müssen mit diesem Adligen aus dem Norden ins Gespräch kommen, den Augaire erwähnte. Wie hieß er doch gleich – Fergus Fanat? Du hast selbst gesagt, je mehr wir über Ultán in Erfahrung bringen, desto eher führt uns die Spur zu dem Mörder.«
    »Das ist richtig. Wir müssen auch herauskriegen, ob

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