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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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abgewirtschaftetes Kloster in Cill Ria armselig wirkt. Vom Grenzfluß der Uí Briúin nach Norden bis zum Sliabh Neinmhtheann und vom Zufluchts-Fjord im Westen bis ans offene Meer erstreckt sich der Landbesitz der Abtei Conga.«
    Es klang reichlich großspurig, wie sich der Abt mit demWohlstand seines Klosters brüstete. Mißbilligend zog Fidelma die Brauen zusammen.
    »Und welche Gegengabe wird für diese Standeserhöhung erwartet?«
    »Unverbrüchliche Treue Muirchertach gegenüber und verschiedene Dienste, die ihm zu leisten sind«, erklärte der Abt unumwunden.
    »Dazu gehörte wohl auch, Ultán die Sühneforderung zu überbringen?«
    »Ja, das gehörte tatsächlich dazu. Innerhalb von zwei Jahren bin ich siebenmal nach Cill Ria gereist. In meiner Begleitung war ein Brehon, um meinem Anliegen mehr Gewicht zu verleihen. Nach diesen beiden Jahren wurde von mir kein weiterer Dienst verlangt. Ich war sehr froh, als die Fahrten nach Cill Ria aufhörten. Jedes Mal, wenn ich Ultán aufsuchte, hätte ich am liebsten vergessen, daß wir beide dem Herrn dienen und Brüder in Christo sind. Seine Weigerung, irgendeinen Fehler einzugestehen oder eine Mitschuld am Tod von Senach und Searc zu haben, brachte mich so auf, daß ich ihm fast an die Gurgel gegangen wäre.«
    »Und als du das Sühnegeld gefordert hast, da hat er das abgelehnt, nicht wahr?«
    Abt Augaire war gereizt und schnitt eine Grimasse. »Hat dir das der schleimige, kleine Schreiber Drón erzählt? Der war bei unseren Besuchen immer dabei und ist unaufhörlich darauf herumgeritten, daß neuerlich die Pönitenzgesetze über unserem Recht stünden. Das klang schon wie eine Gebetsmühle.«
    »Am Ende lehnte es Ultán ab, sich einem Richterspruch nach unseren Gesetzen zu beugen«, faßte Fidelma zusammen.
    »Und dabei betonte er ständig, er richte sich nach den Vorschriftender Pönitenzgesetze, und in seiner Abtei hätten die altirischen Gesetze der Brehons keine Gültigkeit mehr.«
    Fidelma lehnte sich zurück und faltete die Hände. »Über eine Sache wundere ich mich«, sagte sie nachdenklich.
    »Und die wäre?«
    »Die Rechtslage ist klar. In den Gesetzessammlungen ist ein Schritt vorgesehen, den man hätte tun können, um moralischen Druck auf Ultán auszuüben, sich der Entscheidung eines Brehon zu fügen.«
    »Was hätten wir deiner Meinung nach tun sollen?«
    »Wenn der Beklagte im Range eines
nemed
steht, er also ein Adliger oder sonstwie Bevorrechteter ist – und Ultán standen gewiß Sonderrechte zu –, dann könnte der Kläger, wenn er das wollte, einen
troscud
unternehmen, ein rituelles Fasten, um damit durchzusetzen, daß der Angeklagte das Urteil annimmt. Dieses Mittel ist mehrfach gegen Kirchenleute von Rang angewendet worden, um sie zu bewegen, das Urteil eines weltlichen Gerichts anzuerkennen.«
    Abt Augaire lächelte nachsichtig. »So ein rituelles Fasten haben wir in Erwägung gezogen, und es ist sogar abgehalten worden.«
    »Ist die
apad
in aller Form erfolgt?« fragte Fidelma. »Die Ankündigung allen Beteiligten zugestellt worden?«
    »Soweit mir bekannt ist, war das geschehen.«
    »Wer hat den
troscud
unternommen? Muirchertach war kein Blutsverwandter und daher davon ausgeschlossen. War es Aíbnat?«
    »Sie hat sich aus der Sache völlig herausgehalten.«
    »Wer dann?«
    »Muirchertach hat einen Vetter von Searc, einen jungen Mann namens Cathal, dazu bewogen, im Namen der Blutsverwandten in den
troscud
zu treten.«
    »Und wie ist die Sache ausgegangen?«
    »Ein Schurkenstück wurde vollführt, soweit ich das beurteilen kann, und schon deshalb ist mir Ultán so verhaßt.«
    »Das mußt du uns erklären.«
    »Cathal und sein Anwalt begaben sich in eine kleine Kapelle unmittelbar vor dem Tor von Cill Ria. Die Ankündigung wurde übermittelt, und das Fasten begann. Berichtige mich, Fidelma, wenn ich im folgenden die Festlegungen im Gesetz nicht richtig darlege. Wie ich verstanden habe, wird die Klage automatisch hinfällig, wenn der Kläger, also Cathal, sein Fasten fortsetzt, obwohl der Beklagte, also Ultán, einlenkt und sich bereit erklärt, Schadenersatz zu leisten. Der Angeklagte gilt als entlastet, und der Fall kann nicht erneut verhandelt werden.«
    Fidelma wurde nachdenklich. »Das stimmt. Aber willst du damit sagen, daß Ultán anbot, die Sache zu bereinigen, und Cathal das Angebot ablehnte und sein Fasten fortsetzte?«
    Der Abt beugte sich vor und beteuerte: »Genau so ist es dargestellt worden.«
    »Und was haben die Zeugen dazu

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