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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gesagt? Bei Ankündigung und Ablehnung müssen Zeugen zugegen sein.«
    Augaire hob hilflos die Schultern. »O ja! Man hatte den Brehon von Ulaidh nach Cill Ria geladen. Ultán erklärte vor ihm, er würde Sühnegeld als Zeichen seines guten Willens gegenüber Muirchertach und dessen Frau zahlen, wenngleich er immer noch meine, ihm seien die tragischen Vorfälle nicht anzulasten. Der Brehon von Ulaidh lobte diese edle Gesinnung. Das Angebot wurde also auf Haselstäbe geritzt und Bruder Drón beauftragt, sie zur Kapelle zu bringen, in der Cathal fastete. Was darauf folgte, ist sehr umstritten.«
    »Wie haben denn Cathal und sein Anwalt die Dinge dargestellt?«
    »Cathal behauptete, daß Drón überhaupt nicht zur Kapelle gekommen sei. Wie das Gesetz es vorschreibt, gingen der Richter von Ulaidh und Bruder Drón drei Tage später zur Kapelle und fanden dort Cathal, der immer noch in seinem
troscud
verharrte. Sie beschuldigten ihn, er hätte sich geweigert, sein rituelles Fasten abzubrechen, obwohl Sühne geboten wurde. Demzufolge sei dem Gesetz nach seine Forderung verwirkt.
    Dagegen protestierte Cathal, niemand sei mit einem Angebot bei ihm erschienen. Bruder Drón schwor hoch und heilig, er hätte das Angebot überbracht. Er behauptete sogar, er hätte Cathal allein vorgefunden und ihm die Haselstäbe in die Hand gedrückt.«
    »Wie hat sich Cathals Anwalt dazu geäußert?« wollte Fidelma wissen. »Er war doch Zeuge und durfte denjenigen, der sich im
troscud
befand, nicht allein lassen. Er muß gesehen haben, was vor sich ging.«
    »Bruder Drón ließ nicht locker und bohrte weiter. Dabei kam heraus, daß in der Abenddämmerung des Tages, an dem Drón behauptet, das Angebot übergeben zu haben, der Brehon überredet worden war, einem Mädchen beizustehen. Sie war tränenüberströmt in die Kapelle gekommen und hatte um Hilfe für ihre erkrankte Mutter gebeten, die in Ohnmacht gefallen sei. Natürlich fand sich überhaupt keine kranke Mutter, und das Dorfmädchen war spurlos verschwunden. Ich nehme an, sie war eine der Novizinnen von Cill Ria.«
    »Allein diesen Vorgang hätte man gerichtlich verfolgen können als Anstiftung, das Gesetz zu brechen.«
    »Gut und schön, doch der Brehon von Ulaidh – und das hatte ihm wohl Drón gesteckt – ließ die Kapelle durchsuchen …«
    »Und die Haselstäbe wurden in Cathals Sachen gefunden?« erriet Fidelma.
    »Genauso war’s.«
    Eadulf, der still zugehört hatte, faßte das Geschilderte erbost zusammen: »Das kann folgendermaßen abgelaufen sein: Bruder Drón hat an jenem Tag gewartet, bis Cathals Zeuge irgendwohin gelockt wurde, und hat dann die Haselstäbe unbemerkt in der Kapelle versteckt. Danach ist er verschwunden und hat seinem Meister berichtet, er habe die Ankündigung übergeben. Aber beweisen läßt sich das schlecht.«
    Abt Augaire nickte. »So sehe ich das auch. Außerdem bin ich der Meinung, daß die Sache auf Ultáns Geheiß eingefädelt wurde, denn der dachte gar nicht daran, irgendeine Sühneleistung zu erbringen.«
    »Und Cathal? Hat er Beschwerde dagegen eingelegt?«
    »Wie konnte er? Es gab keinerlei Beweise gegen Drón oder Ultán. Das Mädchen war nicht aufzufinden. Ultan hat großherzig empfohlen« – bei diesen Worten hohnlachte Augaire –, »Cathal ungeschoren nach Connacht zurückkehren zu lassen, und gemeint, damit wäre die Angelegenheit begraben. Cathal kehrte zurück, fortan ein gebrochener Mann.«
    »Niemandem war Erfolg beschieden.«
    »Abgesehen von Ultán, der hat Glück gehabt.«
    »Ich würde denken, gestern nacht hat ihn das Glück im Stich gelassen.«
    Abt Augaire zuckte die Achseln. »Wenigstens haben ihn seine Sünden beizeiten eingeholt.«
    »Trotzdem … Die Tatsache bleibt, ein Abt ist ermordet worden«, wandte Eadulf ein.
    »Willst du mich verdammen, weil ich Ultán nicht vergebe und ihn nicht liebe, wie unser Glaube es uns gebietet?« fragte der Abt belustigt.
    »Dich zu verdammen kommt mir nicht zu«, verteidigte sich Eadulf, »aber ist es nicht ein Grundsatz unseres Glaubens, seine Feinde zu lieben? …
diligite inimicos vestros, bene facite his, qui vos oderunt …«
    »Die Worte des Lukas sind mir durchaus bekannt«, unterbrach ihn der Abt barsch.
    »Er übermittelt uns die Lehren Christi«, erinnerte ihn Eadulf.
    »Mitunter frage ich mich, ob seine Worte richtig übermittelt und übersetzt wurden.«
    Fidelma zog eine Augenbraue hoch. »Willst du das bezweifeln?«
    »Wenn Menschen wie Ultán hochkommen und wir angehalten

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