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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ich versuchte die anderen zu finden, irrte aber ziellosumher. Entweder eure Leute werden in Zukunft besser unterwiesen oder dein Bruder muß lernen, eine fähigere Dienerschaft anzuheuern.«
    Abt Augaire mischte sich als Friedensstifter ein. »In den dunklen Wäldern von Muman verirrt man sich leicht. Selbst bei bestens organisierten Wildschweinjagden gelingt es oft nicht, die Leute zusammenzuhalten.«
    Aíbnat ließ sich nicht versöhnen. Ergrimmt blickte sie in die Runde. »Ist mein Mann schon da?«
    »Dúnchad Muirisci ist bisher der einzige, der zurück ist«, teilte ihr Fidelma mit.
    »Und wo ist er?«
    »Bei Bruder Conchobhar in der Apotheke. Sie befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes hinter dem gewölbten Eingang. Man versorgt ihn dort gerade.«
    »Was soll das heißen: ›Man versorgt ihn‹?« geiferte Aíbnat. »Fehlt ihm was?«
    »Ein kleines Mißgeschick. Er blutet ein wenig.«
    Aíbnat konnte ihren Unwillen nur schlecht verbergen, murmelte etwas vor sich hin und ging eiligen Schrittes in die von Fidelma gewiesene Richtung.
    Unschlüssig schaute ihr Abt Augaire einen Moment nach und fragte dann Fidelma: »Welcher Art war das Mißgeschick?«
    »Er sagt, er wäre in einen Dornenbusch gefallen, das ist alles.«
    Ein erneuter Ruf des Torwächters verkündete, daß weitere Gäste von der Jagd zurückkehrten. Die kleine, dunkle Gestalt von Fergus Fanat erkannte Fidelma beim ersten Hinsehen. Seinen
bir
hielt er lose in der Hand; an der Spitze klebte Blut. Zu ihrem Erstaunen hatte er Schwester Marga an seiner Seite. Zum ersten Mal konnte sie das Mädchen etwas eingehenderbetrachten. Der Eindruck, den sie von ihr am Tag zuvor bei dem
immán
-Spiel gewonnen hatte, bestätigte sich. Sie war attraktiv. Umhang und Kopfbedeckung, den
cabhal,
hatte sie zurückgeworfen, und die Figur, die so deutlicher in Erscheinung trat, war jugendlich schön. Das dunkle Haar stand im Kontrast zu der hellen Haut, und das nahezu herzförmige Gesicht strahlte Unbekümmertheit aus. Ihr glückliches Lächeln machte das traurige Mädchen vom Vortag zu einer völlig anderen Erscheinung. Als die beiden durch das Tor auf den Hof ritten, wurde die Zuneigung, die sie zueinander gefaßt hatten, offenbar.
    Abt Augaire war nicht sonderlich erbaut, als er sie sah, und machte sich ohne weitere Worte, Aíbnat folgend, auf den Weg zur Apotheke.
    »War es eine gute Jagd, Fergus Fanat?« wollte Fidelma wissen, als das Paar stehenblieb und Bedienstete ihnen zur Hilfe eilten.
    »Ein gutes Treiben, leider kann ich mich keines Sieges rühmen«, erwiderte der Krieger aus dem Norden fröhlich und glitt vom Pferd.
    »Aber an deiner Speerspitze ist doch Blut.«
    »Das stimmt. Als der Keiler an mir vorbeiraste, habe ich ihm einen heftigen Hieb versetzt, das war aber auch alles. Nach dieser kurzen Begegnung habe ich ihn nicht mal mehr von weitem gesehen. Als ich es schließlich aufgab, ihm hinterherzujagen, war die Jagdgesellschaft längst weitergezogen. In der Jägersprache heißt es: Triffst du nicht beim ersten Schuß, hast du keinen Anspruch auf die Jagdtrophäe. Zwar drang das Geschrei der anderen noch von weitem durch den Wald, aber ich fand, ich hatte meine Chance gehabt und sollte es dabei belassen und lieber umkehren. Zum Glück habe ich das auch getan, denn so konnte ich einer Dame inNot behilflich sein.« Er machte eine gekonnt höfliche Verbeugung zu Schwester Marga, die ebenfalls abgestiegen war, schweigend zusah, wie man die Pferde abführte, und nun errötete.
    »Du warst in Not?« fragte Fidelma sie neugierig.
    »Ich war von den anderen Damen getrennt worden und eine Weile im Wald umhergeirrt, bis Fergus …« Sie zögerte und errötete abermals.
    »Fergus Fanat im Gefolge von Blathmac von Ulaidh«, half der junge Krieger eilfertig ein.
    Versuchte der Adlige aus dem Norden etwa zu überspielen, daß Schwester Marga seinen Namen kannte? Fidelma störte das, und sie wandte sich wieder dem Mädchen zu.
    »Du weißt vielleicht, daß ich Fidelma von Cashel bin. Du setzt mich in Erstaunen, Schwester. Nicht nur, daß mir aufgefallen ist, daß du dich für
immán
interessierst …« Der Hieb saß, Schwester Marga wurde glutrot. »… aber daß du dich auch der Jagd anschließen würdest, hatte ich nicht erwartet. Ich habe dich vorhin gesucht. Doch selbst Schwester Sétach wußte nichts davon.«
    Das Mädchen war verunsichert, gewann aber sogleich ihre Selbstbeherrschung zurück.
    »Sétach hätte sich quergestellt«, erläuterte sie

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