Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
sich mit den Zügeln in einem Dornbusch verfangen. Wahrscheinlich hat es seinen Reiter abgeworfen und ist dann hängengeblieben. Ich bring es jetzt zurück nach …«
    »Das hast du bereits gesagt«, unterbrach ihn Eadulf unwirsch. »Willst du behaupten, du hättest das Pferd einfach herrenlos gefunden?«
    »Genau so und nicht anders. Ich dachte, ich hätte mich deutlich genug ausgedrückt.«
    »Wieso bist du überhaupt hier in der Landschaft?« forschte Gormán. »Als wir heute früh loszogen, warst du nicht mit unter der Jagdgesellschaft.«
    »Ich wüßte nicht, was dich das angeht, selbst wenn du zur Schutzgarde des Königs von Muman gehörst«, schoß er zurück.
    Gormán preßte die Lippen zusammen und faßte nach dem Griff seines Schwertes. Bruder Drón wußte die Geste zu deuten.
    »Also gut, wenn es deine Neugierde befriedigt«, sagte er bissig, »ich bin nicht mit den anderen mit. Ich war auf eigene Faust unterwegs. Sonst noch was?«
    »Wieso das?« fragte Eadulf. »Was ließ dich hier allein umherreiten?«
    »Ich habe jemanden gesucht.«
    »Wen?«
    »Das geht zu weit«, wehrte sich Drón.
    »Wen hast du suchen wollen?« wiederholte Eadulf scharf und unerbittlich.
    Bruder Drón zuckte ob des Tones zurück. »Ich suchte einen meiner Schützlinge, falls dich das beruhigt. Eine Person, die dreist genug war, sich unerlaubterweise der Jagd anzuschließen.Ein Vergehen sondergleichen. Ein Affront gegen das Kloster, dem sie dient, um so mehr, da ihr Vorgesetzter, der Abt, gerade erst gestorben ist.«
    »Heißt das, daß du eine der beiden Schwestern suchtest, die Abt Ultán in seiner Begleitung hatte?« fragte Eadulf und wechselte rasch einen Blick mit Gormán. Schwester Marga hatten sie ja eben erst durch den Wald reiten sehen.
    »Ja, und das ist die reine Wahrheit.«
    »Um welche ging es?«
    »Wenn du darauf bestehst, ich suchte Schwester Marga. Man hatte mich davon in Kenntnis gesetzt, daß sie mit den anderen losgeritten war, noch dazu auf dem Pferd, das Abt Ultán gehörte. Das heilige Gedenken an ihn derart zu mißachten erfordert gebührende Bestrafung.«
    Eadulf schwieg.
    »Weißt du, wessen Pferd du da führst?« fragte Gormán ruhig. »Wem das Pferd gehört, das du angeblich gefunden hast?«
    »Sollte ich das wissen?«
    »Ich würde meinen, ja.« Eadulf lächelte schwach. »Es ist das Pferd von Muirchertach Nár.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde stutzte Bruder Drón.
    »Und Muirchertach Nár ist tot«, fügte Gormán hinzu.
    Was für eine Reaktion sie erwarteten, ist schwer zu sagen, gewiß aber nicht die, deren Zeuge sie nun wurden: Bruder Drón warf den Kopf zurück und lachte.
    »Gott hat gerichtet«, sagte er immer noch lachend. »Gott hat ihn dafür gestraft, daß er Abt Ultán ermordet hat.«
     
    Fidelma war im Begriff, sich an den Toren von Cashel von ihrem Vetter zu verabschieden, als sie einen der Wächter rufen hörte.
    »Es sieht so aus, als kämen die Jäger langsam zurück«, stellte Finguine fest.
    Es waren zunächst nur Abt Augaire und Aíbnat, die Frau von Muirchertach Nár. Bei deren Anblick geriet Fidelma in Igelstellung, denn in netter Erinnerung hatte sie die Lady nicht. Es erstaunte sie, daß die sonst so sauertöpfische Aíbnat lachte und mit dem Abt von Conga scherzte. Für die Gattin eines Mannes, der im Verdacht stand, ein so abscheuliches Verbrechen wie einen Mord begangen zu haben, war das nicht schicklich.
    Der Abt saß ab, erblickte Fidelma und grüßte sie freundlich. »Gibt es was Neues, Lady? Hast du das Beweismaterial zur Verteidigung von Muirchertach Nár beisammen?«
    Fidelma antwortete mit einer Gegenfrage. »Hattet ihr eine gute Jagd?«
    Seine Mimik ließ alles offen. »Ich wurde schon ziemlich am Anfang von der Jagdgesellschaft abgesprengt und habe dann im Wald die Orientierung verloren. Per Zufall stieß ich auf Lady Aíbnat, der es ähnlich ergangen war, und wie es das Glück wollte, begegneten wir unterwegs Bruder Eadulf und einem Krieger, die uns den rechten Weg nach Cashel wiesen.«
    Bedienstete hatten Aíbnat geholfen abzusteigen und nahmen sich der Pferde an.
    »Auch du hattest also die anderen verloren?« fragte Fidelma sie. »Ich dachte, Jagdhelfer sollten mit den Damen mitreiten und dafür Sorge tragen, daß alle zusammenblieben, um unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden.«
    Die Frau behandelte sie mal wieder von oben herab. »Die Helfer, die sich um die Damen hätten kümmern sollen, liefen wie die Schafe auseinander, als es mit den Keilern ernst wurde.

Weitere Kostenlose Bücher