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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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guter Schauspieler, oder er sprach die Wahrheit. Trotz alledem kam Eadulf zu dem Schluß, daß die Umstände keine andere Deutung zuließen.
    »Ich reite vorneweg«, sagte er zu Gormán, »Bruder Drón reitet hinter mir, und du bildest die Nachhut und sicherst ab, daß er keinen Fluchtversuch unternimmt.«
    Bruder Drón aber war in seinem Sattel zusammengesackt. Der noch vor wenigen Minuten so arrogante und selbstsichere Mann war wie ausgewechselt und wirkte zutiefst betroffen.
    »Der versucht nicht zu fliehen«, stellte Gormán belustigt fest, hielt aber weiterhin die Hand am Schwert.
     
    »Wie konnte so etwas passieren?« Die Frage von Richter Ninnid stand im Raum.
    Man hatte sich in Colgús Privatgemach versammelt – Colgú, Sechnassach, Richter Barrán, Richter Baithen, Richter Ninnid und Fidelma. Die meisten Gäste waren inzwischenvon der Jagd zurückgekehrt. Den Leichnam von Muirchertach Nár hatte man, unauffällig und sorgsam unter Decken verhüllt, zur Burg und direkt zu Bruder Conchobhar in die Apotheke geschafft.
    Ungerührt betrachtete Fidelma den jungen Richter von Laigin, der mit gerötetem Gesicht dasaß.
    »Eben das müssen wir herausfinden«, sagte sie.
    Seine Entgegnung entbehrte nicht eines zynischen Untertons. »Ich dachte, Bruder Eadulf wäre mit auf die Jagd gegangen, um dafür Sorge zu tragen, daß Muirchertach Nár nichts zustößt?«
    Der Seitenhieb schmerzte Fidelma. »Eadulf war mit und wäre beim Angriff eines Keilers, als das Pferd ihn abwarf, beinahe zu Tode gekommen. Aber wenigstens konnten er und Gormán einen Verdächtigen fassen.«
    »Bruder Drón? Das kann ich mir nicht vorstellen«, fuhr Richter Ninnid hoch. »Ein frommer Bruder, noch dazu mit seinem Hintergrund, würde so etwas nie tun.«
    Hochkönig Sechnassach machte ein sorgenvolles Gesicht. »Wenn Bruder Drón die Tat als Vergeltung für den Mord an Ultán begangen hat, dann sehe ich Probleme auf uns zukommen.«
    Barrán, der Oberste Richter des Hochkönigs, erläuterte die soeben geäußerte Befürchtung: »Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß Ultán ein führender Kirchenmann, ein Abgesandter von Ard Macha war. Blathmac, König von Ulaidh, in dessen Königreich Ard Macha liegt, hat mir zugesichert, daß er bei möglichen Protesten, zu denen es auf Grund der Ermordung des Abgesandten kommen könnte, Herr der Lage sein würde, vorausgesetzt, er könnte Ségéne, dem Nachfolger des Patrick, glaubwürdig erklären, daß man den Mörder gefangen und der gerechten Strafe zugeführt hätte. Jetzt aber«– er warf einen Blick zu Fidelma –, »da die Verdachtsperson selbst ermordet worden ist, haben wir eine andere Situation. Wir hören, daß Bruder Drón von Cill Ria der mutmaßliche Mörder des Königs von Connacht ist. Connacht kann gegenüber Ard Macha auf Vergeltung bestehen. Ehe wir Muirchertachs rechtmäßigen Erben Dúnchad Muirisci von der Sachlage in Kenntnis setzen, müssen wir ihm gewisse Zusicherungen geben. Wir dürfen nicht vergessen, daß Könige ihrem Volk gegenüber verantwortlich sind. Es ist das Volk, das bei solchen Fragen die Macht hat, denn es ist das Volk, dasüber den König bestimmt, nicht der König über das Volk.«
    Mit der ihm eigenen Arroganz trumpfte Richter Ninnid auf: »Je früher ich mit Bruder Drón spreche, desto rascher kommt es zur Klärung der Angelegenheit. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein frommer Bruder aus Rache Muirchertach Nár getötet haben soll.«
    »Du kannst ihn jederzeit aufsuchen«, sagte Fidelma.
    »Gut. Schließlich können wir nicht ewig darauf warten, daß Licht in die Sache kommt. Hätten wir Muirchertach Nár sofort vor die Richter gebracht, stünden wir jetzt nicht vor einem Rachemord.«
    Richter Barrán schaute zu Fidelma, die ärgerlich den Kopf schüttelte.
    »Du bist anderer Meinung?«
    »So einfach darf man es sich nicht machen«, murmelte sie.
    Der Hochkönig lehnte sich zurück und sah sie ernst an. »Ich habe große Achtung vor dir, Fidelma von Cashel. Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß ich ohne deine Fähigkeiten, schwierige Rätsel zu lösen, vielleicht nicht Hochkönig wäre. Ich werde nicht vergessen, wie du das Geheimnis um das heilige Amtsschwert aufgedeckt hast. Ich verdanke dir viel. Ich bin bereit, dir für die Klärung des neuerlichen Problems mehrZeit zu gewähren. Nur, was bringt dich zu der Feststellung, daß wir es uns mit der auf der Hand liegenden Erklärung zu einfach machen? Zugegeben, offenlegen zu müssen, daß ein König einen Abt

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