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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dem Mann in Arizona folgte ein ebenso haarsträubender Bericht aus San Francisco und eine Episode aus den Rockies. Hersheimers Fabuliertalent war beträchtlich und seine Geschichten waren aufregend, wenn auch nicht wahr.
    Der Fahrer verlangsamte die Geschwindigkeit und rief über seine Schulter, sie führen jetzt in Gatehouse ein. Hersheimer bat Kramenin, ihnen den Weg zu zeigen. Er hatte die Absicht, gleich vor dem Haus vorzufahren. Dort sollte Kramenin nach den beiden Mädchen fragen. Hersheimer erklärte ihm, dass der kleine Willi keinerlei Fehlschlag dulde. Inzwischen war Kramenin wie Wachs in seiner Hand.
    Der Wagen hielt vor dem überdachten Eingang. Der Fahrer wandte sich um, als wartete er auf weitere Anweisungen.
    «Wenden Sie erst den Wagen, George. Dann klingeln Sie und setzen sich wieder ans Steuer. Lassen Sie den Motor laufen und halten Sie sich bereit, auf ein Wort von mir wie der Blitz davonzujagen.»
    Der Diener öffnete die Tür. Kramenin fühlte die Mündung der Pistole auf seinen Rippen.
    «Los!», zischte Hersheimer. «Und seien Sie vorsichtig.»
    Kramenin nickte. Seine Stimme war unsicher: «Ich bin es – Kramenin. Bringen Sie sofort das Mädchen runter. Es ist keine Zeit zu verlieren!»
    Whittington stieß einen Ruf des Erstaunens aus, als er den anderen erblickte. «Sie! Sie wissen doch sicher, dass der Plan…»
    Kramenin unterbrach ihn. «Man hat uns verraten. Wir müssen unsere Pläne ändern. Das Mädchen. Und zwar sofort. Es ist unsere einzige Chance.»
    Whittington zögerte, aber nur einen Augenblick. «Haben Sie Befehle – von ihm?»
    «Natürlich! Wäre ich sonst hier? Schnell! Die andere Gans kann auch gleich mitkommen.»
    Whittington wandte sich um und lief ins Haus. Die Minuten, die verstrichen, waren eine Folter. Dann erschienen zwei Gestalten, die sich hastig ihre Mäntel umwarfen, auf den Stufen und wurden in den Wagen gedrängt. Die kleinere von beiden versuchte ein wenig Widerstand zu leisten, wurde jedoch von Whittington höchst unehrerbietig hineingeschoben. Hersheimer beugte sich vor und dabei fiel das Licht aus der offenen Tür auf sein Gesicht. Ein anderer Mann auf den Stufen hinter Whittington stieß einen Ruf der Überraschung aus. Das Geheimnis war gelüftet. Mit einem Satz schoss der Wagen davon. Der Mann auf den Stufen fluchte. Seine Hand griff in die Tasche. Ein Aufblitzen und ein Einschlag. Die Kugel war dicht neben dem größeren Mädchen vorbeigegangen.
    «Runter, Jane!», rief Hersheimer. «Flach auf den Boden des Wagens!» Energisch stieß er sie nach unten, stand dann auf, zielte bedächtig und feuerte.
    «Haben Sie ihn getroffen?», rief Tuppence.
    «Klar. Beinschuss! Wie geht’s Ihnen, Tuppence?»
    «Gut! Wo ist Tommy? Und wer ist das?» Sie deutete auf den zitternden Kramenin.
    «Tommy ist vielleicht schon unterwegs nach Argentinien. Ich glaube, er dachte, Sie sähen das Gras von unten wachsen. Nur langsam durch das Tor, George! Gut. Die brauchen mindestens fünf Minuten, um uns nahe zu kommen. Natürlich werden sie telefonieren. Passen Sie also auf, ob uns nicht unterwegs Fallen gestellt werden – und nehmen Sie nicht den direkten Weg. Wer das ist, fragten Sie, Tuppence? Darf ich Ihnen Mr Kramenin vorstellen. Ich habe ihn dazu überredet, seiner Gesundheit wegen mitzufahren.»
    Kramenin schwieg, noch immer bleich vor Entsetzen.
    «Aber was hat sie denn bewogen, uns gehen zu lassen?», fragte Tuppence argwöhnisch.
    «Unser guter Kramenin hat sie so herzlich gebeten, dass sie es ihm einfach nicht abschlagen konnten.»
    Das war zu viel für Kramenin. «Verflucht! Nun wissen sie, dass ich sie verraten habe. Mein Leben ist in diesem Land keine Stunde mehr sicher.»
    «Richtig. Und ich möchte Ihnen raten, sofort in ein anderes zu verschwinden.»
    «Dann lassen Sie mich doch gehen. Ich habe getan, was Sie verlangten. Warum geben Sie mich nicht frei?»
    «Ich dachte, es wäre Ihnen lieber, ich brächte Sie nach London zurück.»
    «Vielleicht gelangen Sie niemals nach London», zischte der andere. «Lassen Sie mich hier aussteigen.»
    «Halten Sie an, George. Wenn wir uns je Wiedersehen sollten, Mr Kramenin…»
    Bevor Hersheimer ausgeredet hatte und der Wagen ganz zum Stehen kam, war der Russe schon hinausgesprungen und in der Dunkelheit verschwunden.
    «Doch sehr ungeduldig», meinte Hersheimer, als der Wagen wieder Geschwindigkeit aufnahm. «Und denkt nicht einmal daran sich von den Damen zu verabschieden. Jane, jetzt kannst du dich wieder auf den Sitz

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