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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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setzen.»
    Das Mädchen öffnete nun zum ersten Mal den Mund. «Wie hat man ihn denn dazu überreden können?»
    Hersheimer streichelte seine Pistole. «Das verdanken wir dem kleinen Willi!»
    «Großartig!», rief das Mädchen. Es sah Hersheimer bewundernd an.
    «Annette und ich wussten ja nicht, was mit uns geschehen würde», sagte Tuppence. «Der alte Whittington hatte uns nur hinausgehetzt. Wir kamen uns vor wie Kälber, die zur Schlachtbank sollen.»
    «Annette?», meinte Hersheimer. «So nennen Sie sie?»
    «Ja, so heißt sie doch.» Tuppence sah ihn groß an.
    «Unsinn! Vielleicht glaubt sie das, weil sie ihr Gedächtnis verloren hat! Aber sie ist die echte Jane Finn!»
    «Was?»
    Mit einem hässlichen Geräusch bohrte sich plötzlich eine Kugel in das Polster hinter ihrem Kopf.
    «Runter mit euch!», schrie Hersheimer. «Ein Hinterhalt! Geben Sie Gas, George!»
    Der Wagen schoss davon. Drei weitere Schüsse jagten hinter ihnen her, verfehlten jedoch ihr Ziel. Hersheimer stand aufrecht im Wagen und beugte sich nun nach hinten.
    «Nichts, worauf man schießen könnte», erklärte er verbissen. «Aber wir werden wohl bald wieder so ein kleines Feuerwerk haben. Au!» Er berührte mit der Hand eine Wange.
    «Verletzt?», fragte Annette besorgt.
    «Nur gestreift.»
    Das Mädchen sprang auf. «Lasst mich raus! Nur mich wollen sie haben. Niemand soll meinetwegen ums Leben kommen!» Sie tastete schon nach dem Türgriff.
    Hersheimer packte es an beiden Armen und sah es an. Es hatte ohne jede Spur eines ausländischen Akzents gesprochen.
    «Setz dich, Mädchen», sagte er freundlich. «Ich glaube, dein Gedächtnis ist übrigens ganz in Ordnung. Hast sie die ganze Zeit schön an der Nase herumgeführt, was?»
    Das Mädchen nickte. Plötzlich brach es in Tränen aus.
    «Schon gut, schon gut – bleib nur ruhig sitzen. Wir lassen dich nicht im Stich.»
    Noch schluchzend stieß das Mädchen undeutlich hervor: «Sie sind von daheim. Das höre ich an Ihrer Stimme. Ich habe solche Sehnsucht nach zu Hause.»
    «Natürlich. Ich bin doch dein Vetter – Julius Hersheimer. Ich bin nach Europa gekommen, um dich zu finden – und du hast mich ganz schön herumjagen lassen.»
    Der Wagen verlangsamte seine Fahrt. George sagte über seine Schulter hinweg: «Eine Kreuzung, Sir. Ich bin mir über den Weg nicht ganz im Klaren.»
    Der Wagen fuhr langsamer, bis er fast stillstand. In diesem Augenblick schwang sich eine Gestalt von hinten in den Wagen und landete mit dem Kopf zuerst zwischen ihnen.
    «Verzeihung», sagte Tommy, nachdem er sich aufgerichtet hatte.
    Ein Schwall von Worten ergoss sich über ihn und er bemühte sich, eine Frage nach der anderen zu beantworten: «Ich stand im Gebüsch neben der Anfahrt. Bin hinten aufgesprungen. Ihr fuhrt so schnell, dass ich mich nicht früher bemerkbar machen konnte. Ich hatte alle Mühe, mich festzuhalten! Und nun, Mädchen, raus mit euch!»
    «Wieso raus?»
    «Ja. Ein Stückchen weiter, die Straße entlang, liegt ein Bahnhof. Der Zug kommt in drei Minuten. Ihr bekommt ihn noch, wenn ihr euch beeilt.»
    «Was zum Teufel haben Sie denn vor?», fragte Hersheimer. «Glauben Sie denn, Sie können so die Spur verwischen?»
    «Sie und ich werden den Wagen auch nicht verlassen. Nur die Mädchen!»
    «Sie sind wohl völlig verrückt, Beresford. Sehen Sie mich doch nicht so an! Sie können die Mädchen nicht allein gehen lassen. Das wäre ja das Ende!»
    Tommy wandte sich Tuppence zu. «Sofort raus, Tuppence! Nimm die andere mit, und tu genau, was ich dir sage. Niemand kann dir etwas anhaben. Du bist in Sicherheit. Nimm den Zug nach London. Geh gleich zu Sir James Peel Edgerton. Mr Carter lebt ja außerhalb der Stadt. Aber bei Sir James bist du gut aufgehoben.»
    «Verdammt!», rief Hersheimer. «Jane, du bleibst hier!»
    Mit einer jähen Bewegung entriss Tommy Hersheimer die Pistole und richtete sie auf ihn.
    «Glaubt ihr mir jetzt? Steigt aus und tut, was ich sage, oder ich schieße!»
    Tuppence sprang hinaus und zog die widerstrebende Jane mit sich. «Komm nur mit, es ist schon gut. Wenn Tommy einer Sache sicher ist, dann stimmt es. Schnell! Sonst verpassen wir den Zug.»
    Hersheimer versuchte seinem unterdrückten Zorn Luft zu machen. «Was zum Teufel…»
    Tommy unterbrach ihn. «Still! Jetzt habe ich Ihnen einiges zu sagen, Mr Hersheimer.»

24
     
    S ie kamen gerade in dem Augenblick auf den Bahnsteig gestürzt, als der Zug anhielt. Tuppence riss die Tür eines Abteils erster Klasse auf und die

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