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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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oder beabsichtigt war?»
    «Ich weiß es nicht. Beides ist möglich.»
    Rasch eilten die beiden Mädchen weiter.
    «Vielleicht bilde ich mir es nur ein», sagte Tuppence plötzlich, «aber ich habe das Gefühl, als ob jemand hinter uns her wäre.»
    «Beeilen wir uns!», murmelte die andere. «Oh, nur schnell!»
    Sie waren nun an der Ecke von Carlton House Terrace angelangt und fassten schon wieder Mut. Plötzlich trat ihnen ein großer, offenbar betrunkener Mann in den Weg. «Guten Abend, meine Damen», lallte er. «Wohin so schnell?»
    «Lassen Sie uns vorbei», rief Tuppence heftig.
    «Nur ein Wort mit Ihrer hübschen kleinen Freundin.» Er streckte unsicher eine Hand aus und packte Jane an der Schulter. Tuppence hörte andere Schritte hinter sich. Sie nahm sich nicht die Zeit, festzustellen, ob es Freunde oder Feinde waren. Sie senkte den Kopf und wiederholte ein Manöver aus den Tagen ihrer Kindheit, indem sie ihrem Angreifer gegen den Bauch rannte. Der Erfolg war überwältigend. Der Mann setzte sich ziemlich jäh auf den Bürgersteig. Tuppence und Jane machten, dass sie weiterkamen. Das Haus, das sie suchten, lag noch ein Stück entfernt. Andere Schritte waren nun hinter ihnen zu hören. Als sie an die Tür von Sir James gelangten, keuchten sie vom schnellen Lauf. Tuppence läutete und Jane hämmerte mit dem Klopfer.
    Der Mann, der sie aufgehalten hatte, war nun bis an die unterste Stufe gelangt. Einen Augenblick zögerte er. Da öffnete sich auch schon die Tür. Zusammen taumelten sie in die Diele. Sir James trat gerade aus der Bibliothek. «Hallo! Was ist denn los?»
    Er kam auf sie zu und legte seinen Arm um Jane. Er stützte sie, als sie in die Bibliothek gingen, und ließ sie sich auf die Couch legen. Aus einer Karaffe auf dem Tisch schenkte er etwas Kognak in ein Glas und bat sie, ihn zu trinken. Mit einem Seufzer richtete sie sich auf, ihre Augen waren noch immer wild und verängstigt.
    «Es ist ja alles gut. Sie brauchen nichts mehr zu befürchten, mein Kind. Sie sind in Sicherheit.»
    Ihr Atem ging nun regelmäßiger, und die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. Sir James sah Tuppence fragend an. «Sie sind also ebenso wenig tot, Miss Tuppence, wie Ihr Freund Tommy!»
    «Die Jungen Abenteurer sind nicht umzubringen!»
    «Es sieht wirklich so aus», antwortete Sir James trocken. «Ist meine Vermutung begründet, dass das Unternehmen mit Erfolg geendet hat und dass dies hier» – er wandte sich zu dem Mädchen auf der Couch – «Miss Jane Finn ist?»
    Jane richtete sich auf. «Ja, ich bin Jane Finn. Und ich habe Ihnen viel zu erzählen.»
    «Erst wenn Sie wieder zu Kräften gekommen sind…»
    «Aber nein – jetzt!» Sie hob ein wenig die Stimme. «Ich fühle mich sicherer, wenn ich alles gesagt habe.»
    «Wie Sie wollen.» Der Anwalt ließ sich in einem großen Sessel nieder.
    Mit leiser Stimme begann nun Jane, ihre Geschichte zu erzählen. «Ich kam mit der Lusitania herüber, um eine Stellung in Paris anzunehmen. Ich hatte Französisch als Hauptfach und meine Lehrerin erzählte mir, dass man in einem Lazarett in Paris Hilfskräfte suchte. Ich hatte keine Familie mehr und so fiel es mir leicht, diesen Schritt zu tun. Als die Lusitania torpediert wurde, trat ein Mann auf mich zu. Er erklärte mir, er hätte Papiere bei sich, die für die Alliierten von größter Wichtigkeit seien, und bat mich, sie an mich zu nehmen. Ich sollte auf eine Anzeige in der Times achten. Erschiene sie nicht, sollte ich die Papiere dem amerikanischen Botschafter übergeben.
    Alles, was dann folgte, erscheint mir wie ein Albdruck. Ich erlebe es manchmal in meinen Träumen. Ich will diesen Teil auch nur ganz schnell streifen. Mr Danvers hatte mir gesagt, ich sollte mich vorsehen. Es könne sein, dass er schon seit New York beschattet werde. Zunächst hegte ich keinen Argwohn, aber auf dem Schiff nach Holyhead begann ich unruhig zu werden. Da war eine Frau, die sich mit mir anzufreunden suchte – eine gewisse Mrs Vandemeyer. Die ganze Zeit jedoch verließ mich nicht das Gefühl, dass sie etwas an sich hatte, was mir unangenehm war; und auf dem irischen Schiff sah ich, wie sie sich mit einigen seltsamen Männern unterhielt. Ich war sicher, dass sie von mir redeten. Ich entsann mich auch, dass sie auf der Lusitania ganz in meiner Nähe gestanden hatte, als Mr Danvers mir das Päckchen gab. Ich bekam Angst, wusste aber nicht recht, was ich tun sollte.
    Jäh durchfuhr mich der Gedanke, zunächst einmal in Holyhead zu bleiben und

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