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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht am gleichen Tag nach London weiterzureisen, aber dann sah ich ein, dass dies noch törichter wäre. Um ganz vorsichtig zu sein, hatte ich bereits das Päckchen im Öltuch aufgerissen, unbeschriebene Bogen mit den anderen ausgetauscht und es dann wieder zugenäht. Wenn es also jemandem gelang, es mir abzunehmen, würde es nichts ausmachen.
    Was ich nun mit den echten Papieren anfangen sollte, machte mir unendliche Sorge. Schließlich glättete ich sie – es waren nur zwei Bogen – und legte sie zwischen zwei Anzeigenseiten einer Zeitschrift. Die beiden Seiten der Zeitschrift klebte ich am Rand mit etwas Klebstoff zusammen. Dann steckte ich die Zeitschrift nachlässig in die eine Tasche meines Mantels.
    In Holyhead versuchte ich mich in der Eisenbahn zu anderen Menschen zu setzen, schließlich sah ich mich doch wieder mit Mrs Vandemeyer in einem Abteil zusammen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ja noch andere Menschen im Abteil seien. Mir gegenüber saßen ein sehr nett aussehender Mann und seine Frau. So fühlte ich mich einigermaßen beruhigt, bis wir kurz vor London waren. Ich hatte mich zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Ich nehme an, sie glaubten, ich schliefe, aber meine Augen waren nicht ganz geschlossen, und so sah ich plötzlich, wie der nett aussehende Mann etwas aus seiner Reisetasche nahm und es Mrs Vandemeyer reichte, und dabei zwinkerte er ihr zu…
    Ich kann Ihnen nicht sagen, wie dieses Zwinkern auf mich wirkte; es war, als wäre ich innerlich völlig erstarrt. Vielleicht bemerkten sie etwas – ich weiß es nicht –, jedenfalls sagte Mrs Vandemeyer plötzlich: ‹Jetzt!› und warf mir etwas über Nase und Mund. Ich versuchte noch zu schreien, aber im gleichen Augenblick traf mich ein schwerer Schlag auf den Hinterkopf…»
    Sie erschauerte. Sir James murmelte einige Worte. Nach einer kurzen Weile fuhr sie fort: «Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis ich wieder zu Bewusstsein kam. Ich fühlte mich sehr elend. Ich lag auf einem schmutzigen Bett, das durch einen Wandschirm von dem übrigen Raum getrennt war, aber ich hörte eine Unterhaltung, die Mrs Vandemeyer mit einem Unbekannten führte. Anfangs begriff ich nicht viel davon. Als ich schließlich zu verstehen begann, um was es ging, war ich entsetzt. Ein Wunder, dass ich nicht aufschrie.
    Sie hatten die Papiere nicht gefunden. Sie hatten nur das Päckchen im Öltuch und die unbeschriebenen Blätter und waren rasend. Sie wussten nicht, ob ich die Papiere ausgetauscht oder Danvers nur eine Attrappe bei sich getragen hatte, während das richtige Papier auf einem anderen Weg befördert wurde. Sie sprachen davon» – sie schloss ihre Augen –, «mich zu foltern, um es herauszufinden!
    Niemals zuvor hatte ich gewusst, was Furcht war. Einmal traten sie zu mir und sahen mich an. Ich gab vor, noch bewusstlos zu sein. Doch sie entfernten sich wieder. Ich begann fieberhaft zu überlegen. Was konnte ich tun?
    Plötzlich kam mir der Gedanke, vorzugeben, dass ich das Gedächtnis verloren hätte. Diese Dinge hatten mich immer sehr interessiert, und ich hatte ziemlich viel darüber gelesen. Ich wusste gut darüber Bescheid. Wenn es mir gelang, diesen Schwindel eine Weile aufrechtzuerhalten, konnte mich das vielleicht retten. Ich tat einen tiefen Atemzug, öffnete meine Augen und begann Französisch zu reden…
    Sogleich kam Mrs Vandemeyer um den Wandschirm und trat zu mir. Sie hatte ein so böses Gesicht, dass mir fast das Bewusstsein noch einmal schwand, aber ich lächelte sie nur unsicher an und fragte sie auf Französisch, wo ich sei.
    Sie rief den Mann herbei, mit dem sie geredet hatte. Er stand neben dem Wandschirm, aber sein Gesicht war im Schatten. Er sprach Französisch mit mir. Seine Stimme klang ruhig, aber irgendwie erschreckte er mich noch mehr. Wieder fragte ich, wo ich sei, und fuhr dann fort, ich müsste mich unbedingt an etwas erinnern – müsste mich erinnern –, nur sei mir im Augenblick alles entfallen.
    Plötzlich packte er mein Handgelenk und begann es zu drehen. Es war ein entsetzlicher Schmerz. Ich weiß nicht, wie lange ich es ausgehalten hätte, aber glücklicherweise fiel ich in Ohnmacht. Das letzte, was ich hörte, waren seine Worte: ‹Das ist kein Bluff! Außerdem würde ein Mädchen in ihrem Alter nicht genug davon wissen.›
    Als ich zu mir kam, war Mrs Vandemeyer ganz reizend. Wahrscheinlich hatte sie ihre Anweisungen. Sie sprach französisch mit mir. Ich hätte einen schweren Schock erlitten und

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