Ein gefährliches Geschenk
Mittagessen dabei.«
»Du glaubst gar nicht, wie traurig mich das macht, wenn du das als Mittagessen bezeichnest, Ange.«
»Ich habe heute früh fünfundfünfzig Kilo gewogen.«
»Miststück.«
Angie lachte. Jenny holte ihre Tasche hinter der Theke hervor und nahm ihre Jacke vom Haken. »Ich werde die Reste der Pasta Primavera essen und mir als Nachtisch einen Brownie genehmigen.«
»Wer ist hier das Miststück?« Angie tätschelte Jennys Bauch, wobei sie wie jedes Mal hoffte, dass sich das Baby bewegen würde. »Wie geht’s da drinnen so?«
»Nachtaktiv.« Jenny steckte sich eine lose Haarklammer fest und fragte sich zum wiederholten Mal, ob sie sich nicht die Haare abschneiden lassen sollte, bevor das Baby kam. »Dieses Kind wacht jeden Abend um elf auf und beginnt mit seinem Stepptanz. Und es hält stundenlang durch.«
»Du liebst es.«
»Ja, das stimmt.« Lächelnd schlüpfte Jenny in die Jacke. »Jede einzelne Minute. Das ist die beste Zeit meines Lebens. Ich bin in einer Stunde wieder zurück.«
»Okay. Hey, soll ich Laine anrufen? Einfach mal nach ihr hören?«
»Mache ich von zu Hause aus«, rief Jenny über die Schulter, während sie zur Tür ging.
Bevor sie sie jedoch erreichte, ging sie auf. Das Paar kam ihr bekannt vor, und sie durchforstete ihr Gedächtnis nach den Namen. »Schön, Sie zu sehen. Dale und Melissa, nicht wahr?«
»Sie haben ein gutes Gedächtnis.« Die Frau in den Dreißigern, studiogetrimmt und elegant gekleidet, lächelte sie an.
»Und wie ich mich erinnere, waren sie an dem Rosenholzschrank interessiert.«
»Schon wieder richtig. Da steht er ja noch.« Noch während sie das sagte, lief die Frau auf den Schrank zu und fuhr mit der Hand über die Schnitzerei an der Tür. »Er ruft ständig meinen Namen.«
»Er ist wunderschön.« Angie trat hinter der Theke vor. »Eines meiner Lieblingsstücke.«
In Wahrheit bevorzugte sie zwar moderne, schlichte Möbel, aber sie verstand etwas vom Geschäft. »Wir haben heute gerade einen tollen viktorianischen Davenport, ebenfalls aus Rosenholz, hereinbekommen. Ich glaube, die beiden sind füreinander wie geschaffen.«
»Oh-oh.« Lachend drückte Melissa den Arm ihres Mannes. »Ich sollte ihn mir zumindest einmal anschauen.«
»Ich zeige ihn Ihnen.«
»Ich wollte gerade gehen, wenn Sie mich nicht brauchen …«
»Nein, geh nur.« Angie wedelte Jenny hinaus. »Ist er nicht schön?«, sagte sie zu Melissa, die mit den Fingerspitzen über die glänzende Schreibplatte fuhr. »Er ist in einem hervorragenden Zustand. Laine hat ein Auge dafür. Sie hat ihn vor ein paar Wochen in Baltimore gefunden. Er ist erst heute früh geliefert worden.«
»Er ist wunderschön.« Melissa begann, die Schubladen herauszuziehen und wieder hineinzuschieben. »Wirklich wunderschön. Ich dachte, ein Davenport sei eine Art Couch.«
»Ja, aber man nennt auch diesen kleinen Sekretär so. Sie dürfen mich allerdings nicht fragen, warum. Das ist Laines Ressort.«
»Ich finde ihn hinreißend, egal, wie man ihn nennt. Dale?«
Er schaute auf den Preis und warf ihr einen Blick zu. »Ich muss noch darüber nachdenken, ob wir sie beide kaufen sollten, Melissa. Es ist ein ordentlicher Batzen Geld.«
»Vielleicht können wir ja ein bisschen handeln.«
»Darüber lässt sich reden«, erklärte Angie.
»Lassen Sie mich noch einmal einen Blick auf den Schrank werfen.« Melissa trat an das Möbelstück und öffnete die Türen.
Da Angie wusste, dass man Interessenten nicht bedrängen durfte, hielt sie sich im Hintergrund, während Dale und seine Frau sich flüsternd miteinander berieten.
Sie öffneten und schlossen die Türen und zogen die Schubladen heraus.
»Bekommen wir das, was drin ist, auch?«, rief Dale auf einmal.
»Wie bitte?«
»Die Schachtel hier.« Er zog ein Päckchen heraus und schüttelte es. »Ist das so etwas wie die Draufgabe in einer Cornflakes-Schachtel?«
»Nein, bestimmt nicht.« Lachend nahm Angie ihm die Packung ab. »Wir hatten heute früh eine große Lieferung, und es waren zahlreiche Kunden im Laden. Wahrscheinlich ist Jenny abgelenkt worden und hat das Päckchen einfach hier hineingelegt.«
Oder war sie es gewesen? Ein oder zwei Stunden lang war der Teufel los gewesen. Auf jeden Fall war es ein glücklicher Zufall, dass die beiden die Schublade geöffnet hatten, bevor das Fehlen der Ware aufgefallen wäre.
»Wir wollen uns noch ein wenig darüber unterhalten«, teilte Melissa ihr mit.
»Lassen Sie sich ruhig Zeit.« Angie trat hinter
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