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Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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die Theke, öffnete das Paket und musterte den albernen Porzellanhund. Niedlich, dachte sie, aber sie verstand nicht, wie man für Tierfiguren Geld ausgeben konnte.
    Weiche Plüschtiere waren doch viel netter. Aber wahrscheinlich war der Hund aus Doulton- oder Derby-Porzellan, irgendwas, was Laine ihr noch nicht beigebracht hatte.
    An den Gesprächsfetzen, die sie aufschnappte, merkte sie, dass Melissa erfolgreich dabei war, den Widerstand ihres Mannes zu brechen. Damit sie sich ungestörter fühlten, trat Angie zu einem Regal, in dem andere Porzellanfiguren standen, damit sie den Hund einer Zeit und einem Typ zuordnen konnte.
    Es war für sie wie ein Spiel. Natürlich würde sie ihn im Ordner finden, aber das wäre zu leicht. Die Antiquitäten im Laden zu identifizieren, war für sie so, als schätzte sie die Typen ab, die in die Bar kamen. Wenn man sich damit beschäftigte, bekam man ein sicheres Auge dafür, wer wer und was was war.
    »Miss?«
    »Angie.« Lächelnd drehte sie sich zu dem Paar um.
    »Wenn wir beide nähmen, was für einen Preis könnten Sie uns dann machen?«
    »Nun …« Entzückt von der Aussicht, Jenny von einem Doppelverkauf berichten zu können, stellte sie den Porzellanhund ab und trat zu den Kunden, um mit ihnen zu verhandeln.
    Und in der Aufregung über den Verkaufsabschluss und das Geld, das sie einnahm, vergaß sie den kleinen Hund völlig.

5
    I n den nächsten Stunden erfuhr Max eine ganze Menge über Laine. Sie war organisiert, praktisch und präzise. Und geradliniger, als er es von jemandem mit ihrem Hintergrund erwartet hätte. Sie sah sich eine Aufgabe an und führte sie dann von Anfang bis Ende durch. Ohne Ablenkungen und Umwege.
    Und sie hatte einen Nestbautrieb. Seine Mutter hatte die gleiche Neigung und liebte es, ihr Heim mit hübschen kleinen - wie sein Vater ständig klagte - Kitschsachen zu bestücken. Und wie seine Mutter, wusste auch Laine ganz genau, an welchem Platz alles zu stehen hatte.
    Im Gegensatz zu seiner Mutter hatte Laine jedoch nicht diese sentimentale, fast intime Bindung an die Dinge, wie Marlene Gannon sie aufwies. Er hatte einmal erlebt, wie seine Mutter eimerweise Tränen wegen einer zerbrochenen Vase vergossen hatte, und als Junge hatte er ihren Zorn zu spüren bekommen, als bei einer Rangelei mit seinem Bruder eine alte, dekorative Schale zu Bruch gegangen war. Luke war genauso daran schuld gewesen - wahrscheinlich sogar mehr als er. Aber er hatte mal wieder alles abbekommen.
    Laine hingegen fegte die Scherben und zerbrochenen Teile zusammen und kippte sie ohne erkennbare Gemütsbewegung in den Mülleimer. Sie konzentrierte sich darauf, die Ordnung wiederherzustellen, und das nötigte ihm Achtung ab.
    Es war ihm zwar ein Rätsel, wie gerade die Tochter eines Kleinkriminellen so häuslich sein konnte, aber die Tatsache, dass Rätsel sein Job waren, machte sie nur noch interessanter.
    Es gefiel ihm in ihrem Nest, in ihrer Gesellschaft. Das Prickeln zwischen ihnen würde zwar alles nur komplizieren, aber es fiel ihm schwer, es nicht zu genießen.
    Er mochte ihre Stimme - die Tatsache, dass sie rau und weich zugleich war. Es gefiel ihm, dass sie in einem Sweatshirt sexy aussah. Und er mochte ihre Sommersprossen.
    Er bewunderte ihre Tatkraft angesichts eines Ereignisses, das die meisten Menschen umgeworfen hätte. Und er bewunderte und schätzte ihre Reaktion auf das, was sich zwischen ihnen beiden anbahnte.
    Unter anderen Umständen hätte er sich kopfüber auf eine Beziehung mit ihr eingelassen, alle Warnungen in den Wind geschlagen und alle Klischees beiseite geschoben.
    Selbst unter den gegebenen Umständen war er versucht, den Sprung zu wagen - allerdings wusste er nicht so recht, ob das nun positiv oder negativ war.
    Aber ganz gleich, ob es ihm nun nützte oder hinderlich war, er musste jetzt das Spiel wieder aufnehmen.
    »Es ist eine Menge kaputtgegangen«, sagte er.
    »Ich kann mir ja wieder neue Sachen kaufen.« Aber es tat ihr doch weh, als sie den großen Riss in der Porzellanschale sah, die auf der Anrichte im Esszimmer gestanden hatte. »Ich habe mich für den Laden entschieden, weil ich gerne sammle - alle möglichen Sachen. Aber dann merkte ich, dass ich sie gar nicht zu besitzen brauche, sondern sie nur um mich haben muss, damit ich sie sehen und berühren kann.«
    Sie fuhr mit dem Finger über die beschädigte Schale. »Zu kaufen und zu verkaufen und zuzuschauen, wie interessante Dinge an interessante Menschen gehen, macht mir genauso viel

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