Ein gefährliches Geschenk
Freude, vielleicht in gewisser Weise sogar noch mehr.«
»Kaufen denn manchmal auch langweilige Menschen interessante Stücke?«
Sie lachte. »Ja, das kommt auch vor. Deshalb ist es so wichtig, dass man nicht zu sehr an den Dingen hängt, die man verkaufen will. Und ich liebe es zu verkaufen.«
»Woher weißt du überhaupt, was du kaufen willst?«
»Manches ist Instinkt, manches Erfahrung. Aber oft spiele ich auch nur.«
»Spielst du gerne?«
Sie musterte ihn von oben bis unten. »Sieht so aus.«
O ja, dachte er, er hing am Haken. »Würdest du hier alles stehen und liegen lassen und mit mir nach Vegas fliegen?«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Und wenn ich jetzt ja sagen würde?«
»Dann würde ich den Flug buchen.«
»Weißt du was«, erwiderte sie, nachdem sie einen Moment lang überlegt hatte, »das glaube ich dir sogar. Und es gefällt mir.« Die O’Hara in ihr war bereits auf dem Weg zum Flughafen. »Aber leider kann ich dich nicht begleiten.« Die Tavish kam wieder zum Vorschein. »Wie wäre es mit später?«
»Gut. Ohne zeitliche Begrenzung.« Er betrachtete ein paar Stücke, die den Einbruch heil überstanden hatten. Kerzenleuchter, eine riesige Keramikschüssel, eine lange flache Schale. Sie würde sie bestimmt wieder genau auf dieselbe Stelle stellen, auf der sie vorher gestanden hatten. Darin lag Trost. Und Trotz.
»Wenn ich mich hier so umschaue, dann kommt mir das nicht wie ein einfacher Einbruch vor, wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von einfach sprechen kann.
Aber da ist nicht einfach jemand nur eingebrochen und abgehauen. Es wirkt irgendwie persönlicher.«
»Na, du tust ja alles, um mich aufzumuntern.«
»Entschuldigung, ich habe nicht nachgedacht. Eigentlich wirkst du nicht besonders verängstigt.«
»Ich habe letzte Nacht das Licht angelassen«, gestand sie. »Als ob das was retten würde.
Aber es bringt ja nichts, Angst zu haben, das ändert ja nichts.«
»Eine Alarmanlage wäre nicht schlecht. Irgendeine High-Tech-Geschichte statt der Hundeversion«, sagte er und blickte auf Henry, der schnarchend unter dem Tisch lag.
»Nein. Darüber habe ich ungefähr fünf Minuten lang nachgedacht. Mit einer Alarmanlage würde ich mich nicht sicherer fühlen, sondern eher so, als müsste ich mir Sorgen machen. Ich werde mir in meinem eigenen Haus keine Angst einjagen lassen.«
»Gestatte mir noch eine Frage. Glaubst du, das war jemand, den du kennst? Hast du Feinde?«
»Nein«, erwiderte sie achselzuckend, während sie die Stühle wieder an den Tisch stellte.
Im Kopf jedoch hörte sie Willys Worte: Er weiß, wo du bist.
Wer wusste es?
Daddy?
»Jetzt machst du dir Sorgen.« Er fasste ihr mit dem Finger unter das Kinn und hob es an. »Das sehe ich doch.«
»Nein, ich mache mir keine Sorgen. Ich bin höchstens etwas beunruhigt bei der Vorstellung, dass ich Feinde haben könnte. Ganz gewöhnliche Ladenbesitzer in Kleinstädten in Maryland sollten keine Feinde haben.«
Mit dem Daumen fuhr er ihr zart am Kinn entlang. »Du bist nicht gewöhnlich.«
Sie wehrte sich nicht, als er sie küsste. Er hatte ja keine Ahnung, dachte sie, wie hart sie fast die Hälfte ihres Lebens daran gearbeitet hatte, gewöhnlich zu sein.
Seine Hände glitten gerade über ihre Hüften, als das Telefon klingelte. »Hörst du auch Glocken?«, murmelte er.
Lachend entwand sie sich ihm und zog das Telefon aus ihrer Hosentasche. »Hallo? Hi, Angie.« Während sie zuhörte, verschob sie die Kanne einen halben Zentimeter auf der Anrichte. »Beides? Das ist ja wundervoll. Was hast du - oh-oh. Nein, das hast du richtig gemacht. Es heißt Davenport, weil irgendwann im 19. Jahrhundert ein kleiner Schreibtisch für einen Captain Davenport gebaut wurde. Der Name ist vermutlich hängen geblieben. Ja, mir geht es gut. Wirklich. Ja, das heitert mich echt auf. Danke, Angie. Wir reden dann später noch einmal.«
»Ich dachte, ein Davenport sei eine Couch«, sagte Max, als sie das Telefon wieder in die Hosentasche steckte.
»Das stimmt auch, es ist ein kleines Sofa, das man in ein Bett verwandeln kann. Aber es ist auch ein kleiner kastenförmiger Schreibtisch, dessen oberer Bereich verschoben oder gedreht werden kann, damit man Kniefreiheit hat.«
»Hm, was du mir alles beibringst.«
»Ja, ich könnte dir eine Menge beibringen.« Entzückt über das Spiel ließ sie ihre Finger über seinen Brustkorb wandern. »Soll ich dir den Unterschied zwischen einem Canterbury und einer Kommode erklären?«
»Ich kann es kaum
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