Ein gefährliches Geschenk
erwarten.«
Sie nahm seine Hand und zog ihn zu ihrer kleinen Bibliothek, wo sie ihm einen kurzen Vortrag über Antiquitäten halten konnte, während sie gemeinsam das Zimmer aufräumten.
Als der große, distinguierte Gentleman mit dem eisengrauen, gestutzten Schnurrbart das Remember When betrat, überlegte Jenny gerade, was sie zum Abendessen kochen könnte. Da sie anscheinend ständig hungrig war, fand sie das Nachdenken über Essen genauso befriedigend wie das Essen selber.
Nach Angies großem Geschäft war das Tempo gemächlicher geworden. Es kamen ein paar Kunden zum Stöbern, und Mrs. Gunt war auf einen Sprung vorbeigekommen, um sich die Lotuskanne anzuschauen und sie mitzunehmen. Seit einer Stunde jedoch war es ruhig im Laden. Deshalb hatte sie Angie früher freigegeben.
Jenny blickte erfreut auf, als die Türglocke läutete. Ein Kunde würde sie zumindest zeitweise von Schweinekoteletts und Kartoffelpüree ablenken.
»Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich glaube, ich schaue mich ein wenig um, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Was für ein interessanter Laden. Gehört er Ihnen?«
»Nein. Die Besitzerin ist heute nicht da. Schauen Sie sich ruhig um. Wenn Sie Fragen haben oder Hilfe brauchen, wenden Sie sich an mich.«
»Ja, danke.«
Sein Anzug hatte fast die gleiche Farbe wie sein Schnurrbart und seine dichten, gut geschnittenen Haare. Der Anzug und die dezenten Streifen der Krawatte sahen nach Geld aus, und der Stimme nach zu urteilen musste er aus dem Norden sein.
Ihr Instinkt sagte ihr, dass er nichts gegen eine kleine Unterhaltung einzuwenden hatte, während er sich umsah. »Sind Sie zu Besuch in Angel’s Gap?«
»Ich bin geschäftlich in der Gegend.« Er lächelte, was die Grübchen in seinen Wangen verstärkte. Seine Augen waren von einem warmen Blau, was ihn fast ein wenig sexy machte. »Es ist eine freundliche Stadt.«
»Ja, das ist wahr.«
»Und landschaftlich so schön gelegen. Das ist bestimmt gut fürs Geschäft. Ich habe selber einen Laden.« Er beugte sich über den Schaukasten mit dem Schmuck. »Ein Juweliergeschäft«, fuhr er fort und tippte gegen das Glas. »An- und Verkauf. Sehr hübsche Stücke hier - wirklich unerwartet in einer so ländlichen Umgebung.«
»Danke. Laine sucht ihre Ware sehr sorgfältig aus.«
»Laine?«
»Laine Tavish, die Besitzerin.«
»Es kommt mir so vor, als hätte ich den Namen schon einmal gehört. Wahrscheinlich bin ich ihr auf einer Auktion begegnet. Die Branche ist relativ klein.«
»Ja, das ist gut möglich. Wenn Sie noch eine Weile in der Stadt bleiben, könnten Sie noch einmal vorbeischauen. Für gewöhnlich ist sie hier.«
»Ja, das tue ich bestimmt. Sagen Sie, verkaufen Sie auch lose Steine?«
»Steine?«
Jenny musterte ihn verständnislos. »Ich kaufe oft Steine - Edelsteine -, um zum Beispiel verloren gegangene Steine bei antikem Schmuck zu ersetzen oder um für einen Klienten ein Duplikat eines Erbstücks zu fertigen«, erwiderte er.
»O nein, das machen wir nicht. Schmuck ist nur ein kleiner Bestandteil unseres Sortiments.«
»Ah, ich verstehe.« Er drehte sich um und musterte den Laden. »Sie haben hier eine gute Mischung von Stilen und Perioden. Kauft Ms. Tavish alles selber?«
»Ja. Es ist ein Glück, dass wir sie hier in Gap haben. Der Laden hat einen guten Ruf, und wir sind sogar in einigen Reiseführern und Magazinen für Sammler von Antiquitäten aufgeführt.«
Er trat zu einer Art-Nouveau-Lampe, um sie prüfend zu betrachten. »Ach, dann ist sie also nicht von hier?«
»Nein, man gehört erst richtig hierher, wenn mindestens der Großvater hier geboren ist. Laine ist erst vor ein paar Jahren hierher gezogen.«
»Tavish. Tavish …« Er kniff die Augen zusammen und strich sich über den Schnurrbart. »Ist sie groß, ziemlich schlank und hat kurze blonde Haare? Trägt sie eine kleine, schwarz umrandete Brille?«
»Nein, Laine hat rote Haare.«
»Ah ja. Na, es spielt keine Rolle. Das ist ein hübsches Stück. Verschicken Sie die Sachen auch?«
»Ja, sicher. Ich mache Ihnen gerne … oh, hi, Liebling«, sagte sie, als Vince eintrat.
»Mein Mann«, erklärte sie dem Kunden augenzwinkernd. »Ich nenne nicht alle Polizisten Liebling.«
»Ich bin gerade in der Gegend gewesen und wollte nur sehen, ob Laine zufällig im Laden ist.«
»Nein, sie wird heute gar nicht mehr kommen, sie hat alle Hände voll zu tun. In Laines Haus ist gestern Abend eingebrochen worden«, sagte sie zu dem Kunden gewandt.
»O Gott, wie
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