Ein gefährliches Geschenk
der halben Treppe war, begann Henry alarmiert zu bellen und raste wieder hinauf.
Laine erstarrte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Bevor sie Henrys Beispiel folgen konnte, trat Jack aus dem Wohnzimmer.
»Holt der Hund seine Pistole?«
»Dad.« Sie schloss die Augen und stieß zitternd die Luft aus. »Warum tust du das?
Kannst du nicht einfach anklopfen, verdammt noch mal?«
»So geht’s doch schneller. Redest du immer mit dem Hund?«
»Ja.«
»Antwortet er dir auch?«
»Auf seine Art schon. Henry! Es ist alles in Ordnung, Henry. Er tut dir nichts.« Sie kam die Treppe herunter und musterte die gefärbten Haare und den zerknitterten Anzug. »Du bist bei der Arbeit, wie ich sehe.«
»Auf meine Art.«
»Du siehst aus, als hättest du in dem Anzug geschlafen.«
»Das habe ich auch getan.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Du brauchst mich nicht anzugiften, Jack. Es ist nicht meine Schuld.«
»Ist es doch. Wir müssen miteinander reden, Elaine.«
»Das tun wir doch.« Sie nickte und marschierte in die Küche. »Hier ist Kaffee, und es ist auch noch ein Apfel-Muffin da, falls du Hunger hast. Kochen tu ich jetzt nichts.«
»Was machst du aus deinem Leben?«
Sein Tonfall war so heftig, dass Henry, der vorsichtig hinterhergeschlichen war, entsetzt bis zur Tür zurückwich.
»Was ich mit meinem Leben mache? Ich?« Sie trat mit der Kaffeekanne in der Hand vor ihn. Ihre hitzige Reaktion machte Henry Mut. Er stellte sich neben Laine und knurrte Jack an.
»Ist schon gut, Henry.« Erfreut und überrascht streichelte Laine den Hund. »Er ist nicht gefährlich.«
»Könnte ich aber sein«, murmelte Jack, aber eigentlich war er erleichtert, dass der Hund nicht ganz feige zu sein schien.
»Ich sage dir, was ich mit meinem Leben mache, Dad. Ich lebe es. Ich habe ein Haus, einen Hund, ein Geschäft, ein Auto - und Rechnungen, die ich bezahlen muss. Ich habe einen Klempner.« Sie schwenkte die Kanne, sodass beinahe der Kaffee überschwappte.
»Ich habe Freunde, und ich kann mir in der Bücherei ein Buch ausleihen und weiß, dass ich immer noch hier bin, wenn ich es zurückgeben muss. Was machst du mit deinem Leben, Dad? Was hast du jemals damit gemacht?«
Seine Lippen bebten, und er stieß hervor: »So redet man nicht mit seinem Vater.«
»Nun, mit seiner Tochter auch nicht. Ich habe deine Art zu leben nie kritisiert, weil es dein Recht ist, so zu leben, wie es dir gefällt. Also kritisiere bitte auch nicht meine Art zu leben.«
Jacks Schultern sackten zusammen, und er steckte die Hände in die Taschen. »Du verbringst die Nächte mit einem Polizisten. Einem Polizisten.«
»Er ist Privatdetektiv, doch darum geht es gar nicht.«
»Es geht nicht.. «
»Ich verbringe die Nächte mit dem Mann, den ich liebe, und ich werde ihn heiraten.«
»Hei.. « Jack wich das Blut aus dem Gesicht. Er ließ sich erschüttert auf einen Stuhl sinken. »Mir sind die Knie weich geworden. Lainie, du kannst doch nicht heiraten. Du bist doch noch ein Kind.«
»Bin ich nicht.« Sie stellte die Kaffeekanne beiseite, trat zu ihm und legte ihm sanft die Hände auf die Wangen. »Ich bin kein Kind mehr.«
»Aber vor fünf Minuten warst du noch eins.«
Seufzend setzte sie sich auf seinen Schoß und legte den Kopf an seine Schulter. Henry wollte nicht abseits stehen und legte Jack mitfühlend die Schnauze aufs Knie.
»Ich liebe ihn, Daddy. Freu dich für mich.«
Er wiegte sie. »Er ist nicht gut genug für dich. Ich hoffe, er weiß das.«
»Bestimmt. Er weiß, wer ich bin. Wer wir sind«, fügte sie hinzu und blickte Jack an.
»Und es ist ihm egal, weil er mich liebt. Er will mich heiraten und mit mir zusammenleben. Wir werden dir Enkel schenken.«
Wieder wurde er blass. »Lass uns nicht so weit in die Zukunft denken. Ich muss mich erst mal an den Gedanken gewöhnen, dass du nicht mehr sechs bist. Wie heißt er?«
»Max. Maxfield Gannon.«
»Schick.«
»Er ist aus Savannah, und er ist wundervoll.«
»Verdient er ordentlich?«
»Scheint so.. aber ich verdiene ja auch nicht schlecht.« Sie strich ihm über die gefärbten Haare. »Stellst du mir jetzt all die Klischeefragen, die den Brautvater bewegen?«
»Ich überlege gerade.«
»Lass es. Du brauchst nur zu wissen, dass er mich glücklich macht.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann stand sie auf, um ihm einen Kaffee einzuschenken.
Geistesabwesend kraulte Jack Henry hinter den Ohren. »Er ist heute morgen ziemlich früh aufgebrochen.«
Laine blickte über die Schulter.
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