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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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verbrecherische junge Advokat, aber nun wollen wir unsern Spaß mit ihm treiben und sehen, wer's gewinnt.«
    Darauf beendigte er seinen Anzug aufs sorgfältigste und begab sich, seine eleganten gelben Handschuhe unterwegs anziehend, nach Esdens Wohnung. Eine Aufwärterin von mittlerem Alter öffnete ihm die Thür und Esden rief ihn, sobald er seine Stimme hörte, herein.
    Prickett trat ein und fand Esden mit dickverbundenem Kopf auf dem Sofa liegen.
    »Humbug!« dachte er bei sich. »Fürchtet Erregung zuzeigen und will dies auf etwas andres als seine Zusammenkunft mit mir schieben können, falls ich es bemerkte.«
    Nichtsdestoweniger fragte er mit freundlicher Teilnahme nach dem Befinden des Hausherrn.
    »Zahnweh und Neuralgie,« sagte Esden und schob den Verband zurück. »Da sehen Sie her!« Die eine Seite seines Gesichtes war dick geschwollen und ganz schwarz. Wenn ich nicht schlafen kann oder Sorgen habe, bekomme ich dies leicht.«
    In Wahrheit hatte er eine entsetzliche Nacht durchlebt und den körperlichen Schmerz mit Freuden begrüßt, denn er lenkte ihn von seinem inneren Jammer ab; in diesem Augenblick aber war er dessen doppelt froh, denn seine angegriffenen Nerven hätten Pricketts ruhig forschenden Blick nicht standhalten können. Prickett kam beim Anblick seines Gesichtes von seinem ursprünglichen Mißtrauen zurück, sagte sich aber, daß die Sorgen und Kümmernisse, die solche Wirkungen hervorbringen konnten, sehr beträchtlich sein müßten.
    »Wenn Sie im Augenblick die Angelegenheit nicht besprechen können, Herr Esden,« sagte Prickett teilnahmsvoll, »so macht es gar nichts. Es scheint ja ohnehin, daß die Sache zu einem Stillstand gekommen ist. Alle meine Nachforschungen in der Umgebung von Wootton Hill sind fruchtlos geblieben, niemand hat eine verdächtige Persönlichkeit bemerkt.«
    »O nein,« sagte Esden sich aufrichtend und seinen kranken Kopf in die Hand stützend, »ich bin wohl genug, um mit Ihnen reden zu können. Alles, was mich interessiert, vertreibt den Schmerz. Ich glaube, daß Gale ehrlich ist, denn er hat ebensoviel Vorteil vom Ehrlich« wie vom Unehrlichsein. Deshalb sehe ich keinen Grund, an ihm zu zweifeln, wenn er sagt, er möchte bei Ihnen besser angeschrieben sein.«
    »Das klingt alles ziemlich wahrscheinlich,« erwiderte Prickett mit einer Miene, als habe er alles reiflich erwogen. »Vielleicht hatte er auch die Angst des Diebes erregen können, allein der Mensch scheint sich vor nichts zu fürchten, denn der Raub wurde in der keckesten Weise am hellen Tag ausgeführt.«
    »Gewiß, der Schurke ist mutig.«
    Natürlich mußte Prickett sich dem schuldigen Esden gegenüber genau so benehmen, wie er es sonst gethan hätte, und deshalb versäumte der kluge Mann nicht, zu thun, als ob er Verdacht gegen Gale hätte.
    »Natürlich,« bemerkte er in überzeugendem Ton, »behaupte ich nicht, daß Gale diesmal nicht ehrlich zu Werke geht, aber so grün war ich nicht, ihn vergangene Nacht unbeobachtet thun zu lassen, was er wollte. Ich breche sonst mein Wort nicht gern, aber in diesem Fall war ich genötigt, es zu thun, wenn ich mir nicht eine grobe Versäumnis zu schulden kommen lassen wollte. Daher kenne ich den Mann, den Gale aufgesucht hat, und weiß, daß weder er noch seine Genossen vorgestern in Thätigkeit waren.«
    »Welches Glück,« dachte Esden bei sich, »daß Gale zum Schein dort hingegangen ist!« Er zitterte bei dem Gedanken, daß sich der Verdacht, falls Gale geradeswegs zu ihm gekommen wäre, an seine Fersen geheftet hätte.
    »Aus diesem Grund also,« fuhr Prickett fort, »bin ich geneigt, zu glauben, daß Gale es nicht anders wußte und für uns that, was er konnte. Immerhin ist der Meister Reuben aber aalgatt und schlüpfrig und ich möchte ihn nicht mehr in unsre Karten blicken lassen, als unumgänglich nötig ist.«
    »Sie werden ihn wohl im Auge behalten?« fragte Esden.
    »Du lieber Gott, wozu denn?« erwiderte Prickett. »Im übrigen gibt es keinen verdächtigen Mann in London, den wir nicht mehr oder weniger im Auge behielten. Ich werde ihn aufsuchen und noch einmal mit ihm reden, aber ich glaube nicht, daß er die Hand im Spiel hat. Der ›betrübte Vater‹ ist der einzige, mit dem wir in Unterhandlung treten können, wenn die Sache in der Stille abgemacht werden soll, und wir müssen die Aufforderung in die Zeitung setzen, dann ist alles schnell erledigt.«
    Prickett pflegte mit einer Genauigkeit ohnegleichen auch den geringsten Gegenstand in seiner

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