Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
Vom Netzwerk:
Ueberlegung ließe? Wie wär's, wenn ich Ihnen fünf Minuten gäbe? Keiner von uns hat Eile – sagen wir also fünf! Hier setzen Sie sich hin und denken Sie nach!«
    »Sie haben diesen Zettel gegessen,« sagte Esden in ohnmächtiger Wut, »um den einzigen Beweis gegen Sie zu vernichten!«
    »Nun natürlich,« entgegnete Gate, » darum habe ich's gethan. Wir sagten fünf Minuten, nicht wahr?«
    Er zog eine großmächtige Zwiebel von einer Taschenuhr heraus und legte sie in seine linke Hand i in der Stille des Zimmers schien sie so laut zu ticken wie eine große Wanduhr. Mit dem Ausdruck dumpfer Entschlossenheit lehnte sich Esden in seinen Sessel zurück, und sein Geist fand nichts Besseres zu thun, als den Ticktack der Uhr zu zählen. Er kam bis zu fünfzig und dann versank er in einen Zustand der Bewußtlosigkeit. Doch schon eine Minute darauf kam er wieder zu sich und der umstrickte Mann starrte seiner entsetzlichen Zukunft ins Gesicht, bis er durch Gates Stimme aufgeschreckt wurde.
    »Gute Nacht, Herr Esden. Ich denke, falls Sie auch der Ansicht sind, gehe ich am besten gleich nach Scotland Yard, ohne mit dem Abholen der Steine Zeit zu verlieren, denn sonst könnten Sie inzwischen was unternehmen. Doch halt! Da fällt mir ein, daß ich ja diese beiden Thüren abschließen und den Schlüssel mitnehmen kann!«
    »Sagen Sie mir, was Sie wollen,« sagte Esden, in dem aller Widerstand gebrochen schien, und der sah, daß er hoffnungslos umgarnt war.
    »So, das ist endlich ein vernünftiges Wort,« erwiderte Gate und zog seinen Stuhl mit vertraulicher Miene näher an den Tisch.
    »Natürlich,« fuhr er über den Tisch gebeugt in heiserem flüsternden Tone fort, »war es von Ihrem Standpunkt aus ein ganz vernünftiger Gedanke, sie zurückzuschicken, denn Sie wußten ja nicht, was damit anfangen, nun aber habe ich die Sache in die Hand genommen und mit der Belohnung und den Juwelen werden wir sechstausend Pfund miteinander teilen können.
    »Die Belohnung!« rief Esden halb aufspringend.
    »Tausend Pfund, Herr Esden,« sprach Gate unentwegt weiter, »ist eine hübsche Handvoll Geld. Ich habe mir alles reichlich überlegt. Ohne eine kleine Summe flüssigen Geldes müßten wir die Waare zum halben Wert verschleudern.«
    »Ich weiß nicht, welch teuflischen Plan Sie ausgeheckt haben,« rief Esden, in neuer Empörung aufspringend, »und will ihn auch nicht wissen, aber das weiß ich, daß ich zur Ehre und zur Redlichkeit zurückkehren werde, koste es was es will! Es mag sein, daß ich noch einmal meine Seele verkaufen werde, aber jedenfalls nicht an einen Halunken wie Sie, und ich werde mich durch Sie nicht von Verbrechen zu Verbrechen, von Gemeinheit zu Gemeinheit weiter reißen lassen. Dies ist mein letztes Wort, und nun gehen Sie und thun Sie Ihr Schlimmstes!«
    Kraftlos und schwindelig, von Gewissensbissen und Scham überwältigt, sank er in seinen Sessel zurück, aber er fühlte sich, nachdem er diese leidenschaftliche Erklärung abgegeben hatte, doch wieder etwas mehr als Mann.
    »Gut,« sagte Gale gelassen; »es ist zwar jammerschade für mich und Sie, aber wenn es so sein muß, so muß es eben sein. Nur möchte ich Ihnen, Herr Wyncott Esden, ehe ich gehe, noch mit geziemender Ehrfurcht ein paar Worte sagen, weil Sie einen empfindlichen Punkt berührt haben und weil ich meine Gefühle ebenso habe, als wenn ich ein Gentleman wäre. Sie reden davon, daß Sie sich durch mich nicht weiter zu Verbrechen hinreißen lassen wollten, und dies ist weder gerecht noch vernünftig, denn es ist genau das,was ich Ihnen entgegnen könnte. Als ich kürzlich auf der Anklagebank saß, schwor ich mir, daß ich mich von allen Werken der Finsternis fernhalten wollte, denn ich sah ein, daß der Einsatz dies Spiel nicht lohnte. Außerdem werde ich alt und meine Nerven sind nicht mehr so stark als früher; es lag nämlich gar kein zwingender Grund vor, an den Schädel dieses Hausmeisters mein Blei zu verschwenden, und zwei Jahre früher hätte ich nie daran gedacht. – Ich hatte mir's verschworen, noch ehe die Geschwornen ihr ›Nichtschuldig‹ gesprochen hatten, und bis gestern habe ich trotz der glänzendsten Aussichten zu allem ›nein‹ gesagt. Allein in diesem Fall war die Sache schon geschehen, und wenn Sie, Herr Esden, sich auch die Vorteile nicht zu Nutze machen wollen, so müssen Sie doch die Folgen auf sich nehmen. Ich bin ein armer Mann und nicht in der Lage, die Gaben der Vorsehung zurückzuweisen.«
    Er war in einen traurig

Weitere Kostenlose Bücher