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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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bittend, um ihn herumbewegte.
    »Die Steine sind in völliger Sicherheit,« sagte er, »und ›Ehre unter Dieben‹ war immer mein Motto; Sie können sie mir so ruhig anvertrauen wie der Bank von England.«
    Der Gast sprach im Wohnzimmer, während Esden, die Hände in den Haaren vergraben, seine Stirne an die Wand gelehnt, noch neben der Thür stand. Endlich, wie von einem fremden, höhern Willen beeinflußt, raffte sich der Advokat auf und schritt ins Zimmer hinein.
    »Mein guter Herr,« sagte er ruhig, wenn auch mit dumpfer Stimme, »Sie haben Ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht.«
    »Möglich,« antwortete Gale sanft, »aber wenn Sie gütigst entschuldigen wollen, so sehe ich dies noch nicht ein.«
    »Dann,« sagte Esden mit erhobener Stimme, »sollen Sie es einsehen lernen. Was ich gethan, habe ich mit einer bestimmten Absicht gethan, und nichts, was Sie thun können, wird mich darüber hinaustreiben.«
    Plötzlich schien Gale seines Hutes gewahr zu werden, nahm ihn vom Kopf und setzte ihn auf den Tisch.
    »Bitte um Entschuldigung,« sagte er, mit dem Revolver auf den Hut deutend.
    »Ich habe diese Juwelen genommen,« fuhr Esden, sich gewaltsam zur Ruhe zwingend, fort, »weil ich Geld brauchte und wußte, daß eine Belohnung ausgesetzt werden würde. Ich beabsichtigte, diese zurückzubezahlen, und beabsichtige dies noch immer. Sollte ich vor die Frage gestellt werden, alles zu bekennen, um vor dem nächsten Schwurgericht mein Urteil zu empfangen, oder in eine verbrecherische Gemeinschaft mit Ihnen zu treten, so bin ich schon entschlossen. Wenn ich die Edelsteine innerhalb einer Stunde nicht zurückerhalte, so fahre ich nach Wootton Hill und erzähle meine Geschichte, und zuvor telegraphiere ich dem Scotland Yard, daß die Steine in ihrem Besitze sind.«
    Während Esden sprach, saß Gale friedlich in einem Sessel, und in dem Augenblick, wo er seinen verzweifeltenEntschluß kund that, warf sich der Advokat in einen andern. Der biedere Kaufmann nahm, ohne ein Wort zu erwidern, das Briefchen, das schon vorher im Bereich seiner Hand gelegen hatte, ballte es zusammen, schob es in den Mund und zerkaute es, wobei er lebhaft an einen wiederkäuenden Ochsen erinnerte.
    »Es ist immer besser, es sind keine Beweise vorhanden,« erklärte er gelassen, als er den Zettel in Brei verwandelt hatte. »Wissen Sie, Herr Esden,« fuhr er, nachlässig mit seinem Revolver spielend, in ehrerbietigem Tone fort, »das wäre kein vernünftiger Handel. Ich will mich niemand, am wenigsten einem Gentleman gegenüber –« hier verschluckte er den Papierbrei – »darauf steifen, daß ich mich im Vorteil befinde. Ich könnte sonst zum Beispiel darauf hinweisen, daß ein bewaffneter und ein unbewaffneter Mann sich nicht gleich gegenüberstehen. Ich möchte nicht gerne etwas Unhöfliches oder Unehrerbietiges sagen, aber wenn Sie thun wollten, was Sie eben sagten, so sehe ich auch nicht ein, was mich abhalten könnte, zu Joseph Prickett zu gehen und zu sagen: ›Joseph, ich habe es satt, immer verdächtigt und verhaftet zu werden. Herr Wyncott Esden ist der Herr, dem ich das Werkzeug gegeben habe. Herr Wyncott Esden ist heute nachmittag mit Ihnen gekommen und hat vor Ihrer Nase ein Abkommen mit mir getroffen und heute nacht hat er mir die Juwelen gebracht und verlangt, ich solle sie für ihn verkaufen; allein, da ich es satt habe, immer verfolgt und gehetzt zu werden, so habe ich sie Ihnen gebracht und erwarte von der Dame, daß sie sich nobel finden läßt.‹ Nun, Herr Esden, frage ich Sie, was in aller Welt mich abhalten sollte, dies zu thun?«
    »Sie können thun, was Sie wollen,« sagte Esden verzweifelt; »es bleibt bei dem, was ich vorhin gesagt habe, und ich lasse Ihnen eine Minute Zeit, Ihren Entschluß zu fassen.«
    Damit trat er an eines der Fenster und legte die Hand auf die Klinke; Gate folgte ihm und schob sich zwischen ihm und das Fenster und drückte seinen Gefährten ohne Umstände beiseite.
    »Bitte um Entschuldigung, Herr Esden,« sagte er in seltsam hastigem und herrischem Ton, »aber das würde ich nicht thun, wenn ich Sie wäre!«
    »Ich wollte nur etwas Luft, Sie Narr!« antwortete Esden zornig.
    »Sie werden sich noch einen kleinen Augenblick ohne Luft behelfen,« gab Gale zurück; »hier setzen Sie sich wieder her. Ich bin überzeugt, daß wir beide dies Geschäft zu Ende führen werden, ohne uns zu zanken. Mein Grundsatz war immer: erst beißen und dann bellen! Wie wär's, wenn ich nun Ihnen eine Minute Zeit zur

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