Ein Geschenk der Kultur
wühlte den Atlantik ein wenig auf und bombardierte Mauretanien, Portugal und Irland. Danach klemmte er und kam nie mehr in Gang.
Fosse fand, daß Mr. Borges es recht gefaßt aufnahm, in Anbetracht der Umstände (es wurde von einem gerichtlichen Nachspiel gesprochen). Cesare war am Telefon und versuchte, eine bestimmte Person ausfindig zu machen.
»Handelt es sich um jemanden, den ich kenne, Sir?«
Cesare hob den Blick vom Telefon; seine Augen spiegelten die peinlichen roten Punkte wider, die über die riesige Weltkarte auf der anderen Seite des Raums verteilt waren. »Erinnern Sie sich an Feldman? Professor Feldman?«
»Nein, Sir; ich glaube nicht, daß ich diese Person je kennengelernt habe.«
»Macht nichts. Er ist tot. Aber ich bin hinter seinem ehemaligen direkten Mitarbeiter in Chicago her; er ist in Ordnung. Ich habe gehört, was im Osten los ist. Es hört sich entsetzlich an; Hungersnot, Seuchen, Kannibalismus, Anarchie, Überschwemmung, Dürre; die ganze Palette. Da tut sich ein phantastisches Feld für eins meiner Lieblingsprojekt auf, das ich nun schon seit Jahren hätschle. Es heißt Alternative Wege. Es ist wie gemacht für diese Situation. Wir haben den idealen Standort, um Vorteil daraus zu schlagen. Da tut sich eine wahre Goldgrube auf, glauben Sie mir. Wir können ganz groß abräumen.«
Fundstück
Hallo, Junge. Nun, eigentlich war ich ja im Begriff, etwas zu lesen, aber statt dessen schreibe ich dir jetzt. Ich werde es dir später erklären, hier zuerst eine kleine Geschichte (sei nachsichtig mit mir – es geschieht einerseits, um mich von allem möglichen abzulenken, unter anderem auch von dem Buch, das ich im Begriff war zu lesen, aber andererseits will ich den ersten einer Reihe von Zufällen aufzeigen. Nichts für ungut.)
Es war… 1975 glaube ich; ich müßte in meinen alten Tagebüchern nachsehen, um ganz sicher zu sein. Ich war im Frühjahr jenes Jahres mit der Uni fertig gewesen und hatte mich auf den Weg gemacht, um während des Sommers per Anhalter durch Europa zu reisen. Paris, Bergen, Berlin, Venedig, Rabat und Madrid waren die äußersten Stationen dieser Wirbelwind-Tour. Drei Monate später befand ich mich wieder auf dem Heimweg, und nachdem ich eine Weile bei Tante Jess in Crawley geblieben war, gab ich mein letztes Geld für eine Busfahrkarte von London nach Glasgow aus (von London aus zu trampen ist bekannterweise schrecklich). Ich nahm den Nachtbus; die Fahrt dauerte ewig und ging nur über Landstraßen, kannst du dir das vorstellen? Es war die Zeit, bevor es Videos und Minibars und Hostessen in den Bussen gab; nicht einmal Toiletten hatten sie. Das alte Vehikel ächzte und jaulte durch die regenverhangene Dunkelheit, und hielt an zugigen, trostlosen Fernfahrerbuden an; kalte Neoninseln in der Nacht.
Zur damaligen Zeit fuhren vor allem die weniger Betuchten per Bus. Ich war der typische vergammelte Tramper mit langen Haaren und Jeans. Ich saß neben einem alten Mann, der eine speckige Hose und eine abgewetzte Tweedjacke trug; er hatte dürre Glieder und dicke Brillengläser. Vor uns las eine alte Frau People’s Friend, hinter uns saßen zwei Jungen mit der Sun vom Vortag. Außerdem gab es das übliche quengelnde Baby und die gequälte junge Mutter irgendwo in den hinteren Reihen. Ich beobachtete, wie die Natriumdampflampen in orangefarbenen Tropfenlinien vorbeiglitten, und richtete mich abwechselnd auf dem durchgesessenen Polster auf und rutschte dann wieder tiefer, die schmerzenden Knie gegen die Rückenlehne des Vordersitzes gedrückt. Und während der ersten paar Stunden las ich irgendeinen Science Fiction-Roman (ich wünschte, ich könnte mich an den Titel erinnern, kann es aber leider nicht).
Später versuchte ich zu schlafen. Das war nicht leicht; mürrischer Stimmung wurde man hin und her geschaukelt, nie ganz wach, aber auch nicht schlafend, sich stets des brummenden Wechsels von einem Gang in den anderen sowie des knirschenden Schmerzes in den abgeknickten Knien bewußt. Irgendwann sprach mich der Alte neben mir an.
Ich gehöre zu den ungeselligen Typen – nun, das weißt du ja –, die auf Reisen nicht gern die Anwesenheit anderer Leute zur Kenntnis nehmen; außerdem war ich damals ziemlich schüchtern (ob du es glaubst oder nicht), und ich hatte nicht die geringste Lust, mich mit irgendeinem alten Kauz zu unterhalten, mit dem ich glaubte überhaupt nichts gemein zu haben. Doch er fing das Gespräch an, und ich konnte nicht so
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