Ein Geschenk von Tiffany
Schwester einen Kuss auf die Wange und ging gleich durch zur Küche. Cassies – seine – Zimmertür war noch zu, wie ihm auffiel, als er daran vorbeikam. »Ist Archie schon weg? Wir könnten die Rede jetzt durchgehen, wenn er will.« Eine Kanne Tee stand auf dem Tisch, und er schenkte zwei Tassen ein.
Als er eine davon Suzy reichte, fiel ihm zum ersten Mal auf, wie blass sie war. »Was ist? Ist was mit Cupcake?«, fragte er erschrocken.
»Nein, nicht mit Cupcake«, sagte Suzy kopfschüttelnd, »mit Cassie.«
»Cass! Was ist mit ihr? Wo ist sie?«
»Sie ist weg.«
»Weg? Was meinst du mit weg? Wohin?« Er stellte seine Tasse hin und stürmte in ihr Schlafzimmer.
Das Bett war gemacht, die Vorhänge aufgezogen. Über der Stuhllehne hingen noch ein paar von ihren Kleidungsstücken. Sein Blick fiel auf den Zettel, der auf dem Kopfkissen lag:
Bin zu Gil gefahren
Cassie xxx
»Nein!«, brüllte er.
»Ich weiß.« Suzy lief nervös auf und ab. »Und sie geht nicht an ihr Handy. Ich versteh das nicht. Sie ist ihm fast ein Jahr lang aus dem Weg gegangen, hat jeden Kontakt mit ihm vermieden, und jetzt läuft sie so einfach los, ohne jeden Grund.«
Henry sagte nichts. Suzys Augen wurden schmal. Sie kannte ihren Bruder. »Henry?«, fragte sie drohend.
Henry ließ sich auf das Fußende des Bettes plumpsen. Er musste an ihr Gespräch auf dem Markt denken. »Ich hab zu ihr gesagt, dass er sich vielleicht gar nicht von ihr scheiden lassen will. Dass er die Scheidung deshalb rauszögert.«
»Du hast was gesagt?«, kreischte sie. »Henry! Wie konntest du nur?«
»Ich wollte doch nicht … ich hab doch nicht gedacht, dass sie gleich zu ihm hinrennen würde! Ich wollte doch nur helfen.«
»Indem du ihr falsche Hoffnungen machst? Das wirft sie doch um Monate zurück! Jetzt muss sie vielleicht wieder ganz von vorne anfangen«, sagte Suzy zornig. Sie rieb ihren Bauch. »Das ist das Letzte, was ich im Moment brauchen kann. Dass mir Cassie wieder zusammenklappt. Wo sie gerade anfing, sich zu fangen.«
»Ich wollte doch nicht … Scheiße!« Er ließ den Kopf in die Hände sinken. »Wir haben nur geredet, und ich konnte einfach nicht verstehen, wieso er die Scheidung rauszögert. Ich meine, er ist doch anderen Frauen nachgestiegen. Er sollte sich freuen. Das macht sein Leben einfacher.« Er stöhnte laut auf. »Mann! Was für ein Mist!«
Suzy sank neben ihn aufs Bett. »Das kannst du laut sagen! Jetzt geht sie vielleicht wieder zu ihm zurück.«
Cassie stand in dem Raum, in dem ihre Ehe in die Brüche gegangen war, und wartete auf ihren Noch-Ehemann. Mrs Conway, die Haushälterin, war zuerst entzückt gewesen, sie zu sehen, und dann prompt wegen der unerwarteten Rückkehr der Herrin in Panik geraten. Hektisch herumflatternd hatte sie Anweisung gegeben, jemanden loszuschicken – das Grundstück war sehr weitläufig – und dem Herrn Bescheid zu sagen, dass die Mrs da sei.
Da stand sie nun, neben dem Schreibtisch, eine Fremde in ihrem eigenen Zuhause. Sie wollte sich nicht auf einen der Stühle setzen und vielleicht in einer Zeitschrift blättern, während sie auf ihn wartete. Ihr Blick glitt über die vertraute Karotapete mit den Clanfarben. Im Geiste ging sie noch einmal durch, was sie ihm sagen wollte. Sie hatte während der Zugfahrt genug Zeit gehabt, es sich zu überlegen.
Doch als schließlich jemand kam, war es nicht der, den sie erwartete.
»Cassie.«
Sie drehte sich um. Wiz stand in der Tür, eine Vase mit frischen Blumen in den Händen. Sie trug eine Röhrenjeans und eine rote Seidenbluse – die rote Seidenbluse, für die Cassie in der Bebe-Washington-Kampagne geworben hatte. Die Farbe biss sich ein wenig mit Wiz’ roten Haaren. Ein schlichter weißer BH-Träger schaute an einer Schulter heraus. Cassie wusste, dass ihr die Bluse viel besser gestanden hatte, und auch, dass ein schwarzer Spitzen-BH oder auch ein rosa Seiden-BH viel besser dazu ausgesehen hätten.
»Hübsche Bluse«, bemerkte sie.
»Danke. Gil hat sie mir gekauft, als wir in New York waren«, entgegnete Wiz forsch. Sie ließ sich nicht anmerken, ob Cassies unerwartetes Auftauchen sie erschütterte oder nicht.
»Ihr wart in New York?«, fragte Cassie so ruhig wie möglich. Vor dieser Frau wollte sie sich nichts anmerken lassen, kein Zittern in der Stimme, keine feuchten Augen. Wiz war die Letzte, die sie hatte sehen wollen. Wo blieb bloß Gil?
Wiz kam näher und stellte die Vase auf dem Schreibtisch ab. »Ja, zum Valentinstag. Nur für ein
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