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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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Wochenende!« Sie wusste natürlich genau, dass Gil mit Cassie nie weiter als nach Perth gefahren war. Geschäftig ordnete sie die Blumen, dann drehte sie sich zu Cassie um und musterte sie genauer.
    »Du siehst … gut aus«, sagte sie, sichtlich widerwillig.
    Cassie schaute sich an: Sie hatte dieselben Cut-off-Jeans und dasselbe gelbe T-Shirt an wie gestern. Sie wirkte eher wie das Au-pair-Mädchen als wie die ehemalige Herrin des Hauses, die in alten Schafwollpullis und Tweedröcken rumgelaufen war. Aber sie wusste auch, dass sie fünf Jahre jünger aussah und zehn Pfund leichter war – ein vollkommen anderer Mensch.
    »Danke«, sagte Cassie und schob beiläufig ihre Hände in ihre Jeanstaschen. Ihr war das eifersüchtige Aufblitzen in Wiz’ Augen nicht entgangen.
    Langsam sah sie sich um. Überall hingen noch dieselben Fotos, in denselben Rahmen, an denselben Stellen. Der Untersetzer für Gils Teetasse stand wie immer neben dem Telefon, der in rotes Leder gebundene Jahresplaner lag wie immer aufgeschlagen links neben dem Computer. In den Regalen standen, sauber abgestaubt, seine dicken Gesetzesbücher, auf dem Beistelltisch lagen säuberlich aufgefächert die neueste Ausgabe von Field und von Country Life . »Hier hat sich nichts verändert, wie ich sehe.«
    »Na, ein bisschen was schon.« Wiz wies mit dem Blick auf eine Spielzeugkiste in einer Ecke. Hier wohnt nun eine Familie mit Kind, wollte sie damit sagen.
    Cassie setzte ein tapferes Lächeln auf. »Und wie geht es Rory?«
    »Er ist jetzt im Kindergarten.« Wiz nickte forsch. »Und er macht große Fortschritte. Er kann schon lesen. Und bald fängt er mit Mandarin an. Es heißt ja, dass Kinder so früh wie möglich Fremdsprachen lernen sollen, desto leichter tun sie sich später.«
    »Ja, das hab ich auch gehört.« Armes Kind.
    Wiz schaute Cassie mit schief gelegtem Kopf an, als könne sie sich beim besten Willen nicht erklären, was sie hier zu suchen hatte. Stumm standen sie da, den Vorrat an Smalltalk erschöpft. Die Atmosphäre war zum Schneiden.
    Wie immer, wenn eine Stille eintrat, fühlte Cassie sich unbehaglich. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Ein Tee würde ihr hier wohl nicht angeboten werden. Eine Entschuldigung wohl genauso wenig.
    »Also, ich wollte eigentlich Gil sprechen«, sagte sie schließlich. »Mrs Conway lässt ihn holen.«
    »Sie wird ihn nicht finden. Er ist in Edinburgh.«
    »Wirklich?«, fragte Cassie überrascht. »Aber jetzt ist doch Lachszeit. Die dürften um diese Zeit den Fluss raufkommen.« Lachsfischen war Gils Lieblingssport. Sie hatte in den zehn Jahren ihrer Ehe gelernt, nicht zwischen ihn und seine Lachse zu kommen. Und seine Freude daran, hüfttief in eisigem Wasser zu stehen und eine Angel zu schwingen.
    »Mag sein«, antwortete Wiz knapp. »Aber ich hab ihm gesagt, dass er sich diese Art von Müßiggang im Moment nicht leisten kann. Er muss mehr Stunden reinholen, damit der Anbau bis Weihnachten fertig gestellt werden kann.«
    »Ihr baut an?« Gil hatte immer gesagt, dass sie bei diesem denkmalgeschützten Gebäude sowieso keine Genehmigung für so etwas bekommen würden.
    »Ja. Das wird die Wohnfläche des Hauses fast verdoppeln. Rory wird mehr Platz brauchen, wenn er älter ist.« Ihre Augen wurden schmal. »Und natürlich auch, wenn wir uns entschließen, noch mehr Kinder zu bekommen.«
    Cassie schnappte unwillkürlich nach Luft, sie konnte es nicht verhindern. Wiz’ Pfeil hatte mitten ins Herz getroffen. Sie wusste genau, wie sehr Cassie sich Kinder wünschte – Cassie hatte sich ja jahrelang bei ihr ausgeweint. Heftig blinzelnd wandte sie sich ab, um ihre Reaktion zu verbergen. Aber sie wusste natürlich, dass sie von Wiz ganz genau beobachtet wurde. So etwas übersah sie bestimmt nicht.
    Es hatte keinen Zweck mehr, länger hierzubleiben und den Punching Bag für Wiz zu spielen. Eins war Cassie nun klar: Ihre Freundschaft war immer nur ein Vorwand für Wiz gewesen, um in Gils Nähe bleiben zu können.
    Cassie griff in ihre Tasche und holte den großen braunen Umschlag heraus, den sie gestern Abend noch geöffnet hatte. »Nun, wenn Gil nicht da ist, dann könntest du ihm das ja vielleicht geben. Er hat vergessen, das Decree Absolute zu unterschreiben.«
    Sie schaute Wiz an und konnte sehen, dass dies auch für sie neu war.
    »Ein bisschen eigenartig, findest du nicht?«, fuhr sie fort. Ihr war plötzlich eine Idee gekommen. »Dass ein Anwalt vergisst, die Scheidungsurkunde zu unterzeichnen? Um

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