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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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ehrlich zu sein, war er überhaupt seltsam unwillig, was diese Scheidung angeht. Die Leute machen schon Witze, dass er sich vielleicht gar nicht von mir scheiden lassen will.«
    Das glaubte Cassie zwar keine Sekunde, dieser Hieb hatte allerdings gesessen. Unwillkürlich genoss sie das Triumphgefühl, das sie durchströmte. Diese Frau mochte ihr zwar den Mann gestohlen haben und sogar das Zuhause; sie mochte vielleicht die große Familie mit ihm gründen, die immer Cassies Traum gewesen war – aber ganz nach ihrem Willen schien es doch nicht zu gehen, und die Rache schmeckte süß.
    »Vielleicht kannst du ihn ja überreden«, lächelte Cassie und drückte Wiz, die ganz weiß um die Nase geworden war, den Umschlag in die Hand. »Dann können wir alle endlich mit unserem Leben weitermachen.«

46. Kapitel
    Der Taxifahrer schoss mit halsbrecherischer Geschwindigkeit von der M4 herunter und bog um die Haarnadelkurve der Abfahrt, ohne auch nur in den dritten Gang zurückzuschalten. Kelly hielt sich am Türgriff fest. »Menschenskind«, brummelte sie, »da hätte ich mich ja gleich in einer Rakete herschießen lassen können.«
    Sie tätschelte die dicken Kleidersäcke, die sie neben sich auf dem Sitz liegen hatte, und warf einen Blick auf ihre Uhr. Sie war vor drei Stunden in Heathrow gelandet; wenn sie Glück hatte, schaffte sie es noch zum Fünfuhrtee. Hatties Scones waren legendär, und die Teestunden bei ihr gehörten zu ihren liebsten Kindheitserinnerungen. Sie schickte noch eine Du-fehlst-mir-SMS an Brett und bekam seine Antwort, als sie gerade in das malerische kleine Dorf Cotswold einfuhren, in dem Suzy und Henry aufgewachsen waren. Es war Jahre her, seit sie zum letzten Mal hier gewesen war – zu Suzys Achtzehntem, wenn sie sich recht erinnerte. Eine große Gartenparty, mit Lampions und Festzelt, die Gäste in Smoking und Abendkleid. Es war toll gewesen, sie hatten sich an Lambrini und Beck’s besoffen und zu Prince abgetanzt. Sie erinnerte sich vage daran, dass Henry versucht hatte, Cassie mittels Hypnose dazu zu bewegen, das Kleid auszuziehen.
    Klappernd fuhren sie über den Gitterrost, an dem Kelly sich eines Nachts auf der Rückkehr von einem illegalen Ausflug ins örtliche Pub einen Absatz abgebrochen hatte, vorbei an den steinernen Torpfeilern, in die West Meadows eingemeißelt war. Das Tor war schon seit Jahren kaputt, aber der Rost genügte, um das Sallyford’sche Vieh am Davonlaufen zu hindern und die Hunde aus der Nachbarschaft vom Grundstück fernzuhalten.
    Hattie war im Garten, als das Taxi vorfuhr. Sie kniete auf einer Gartenmatte, auf dem Kopf einen breitkrempigen Schlapphut, der sie vor der Sonne schützte, neben sich einen Korb mit frisch geschnittenen Gartenblumen. Hinter ihr erhob sich West Meadows, ein mittelgroßes Sandsteingebäude, an dessen Fassade weißblühende Wisteria die Fenster beschirmte wie schamhafte Wimpern. Das Anwesen hockte in der Mitte des Grundstücks wie eine Henne auf ihren Eiern, ruhig, unerschütterlich, nicht fortzukriegen.
    Kelly seufzte selig. Es war, als würde sie heimkommen. Sie hatten in der Schulzeit fast jedes Wochenende hier verbracht. Hattie hatte Suzy, Cassie und sie in ihrem alten Land Rover abgeholt und unterwegs auch gleich Henry und gewöhnlich noch einen Schulfreund von ihm mitgenommen, die auf eine Schule zwölf Meilen entfernt gingen. Herrlich faule Wochenenden waren das gewesen: lang ausschlafen, jede Menge hausgemachte Kuchen.
    »Ach, Kelly! Da ist ja unsere wunderschöne Braut!« Hattie ließ die Gartenschere fallen und kam Kelly, die rank und schön wie eine schwarze Orchidee unter all der bunt blühenden Blumenpracht aus dem Taxi hervorwuchs, mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Wie schön, dich zu sehen!«, rief sie.
    »Tante Hattie, ich freu mich ja so, endlich mal wieder hier zu sein!«, erwiderte Kelly und drückte sie fest an sich. Dann lehnte sie sich zurück, um die ältere Frau anzuschauen. »Ich bin dir ja so dankbar, dass ich meinen Hochzeitsempfang bei dir abhalten darf. Und wie schön es ist! Noch schöner, als ich es in Erinnerung habe! Brett wird’s einfach umhauen!«
    Hattie stemmte die Hände in die Hüften und sah sich stolz um. »Ja, Suzy hat mich ganz schön angetrieben, damit auch ja alles schön wird für deine Hochzeit. Aber ich muss sagen, ich bin froh darüber. Ich hatte das gute alte West Meadows ein bisschen vernachlässigt, das ist mir erst jetzt bewusst geworden.« Sie lächelte. »Es ist schön, das alte Gemäuer

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