Ein Geschenk von Tiffany
üblichen Stammlokal für uns reservieren, ja?«
»Super.« Er grinste Cassie an. »Wird dir gefallen, ich versprech’s.«
»Gut«, antwortete sie lächelnd.
»Ist Lacey auch da?«, fragte Kelly.
»Ja.«
»Prima. Also dann für vier.«
Er nickte. »Ja.«
»Wer ist Lacey?« Cassie blickte fragend zwischen Henry und Kelly hin und her.
»Henrys Verlobte.«
»Ach was!« Sie schaute Henry verblüfft an. »Ich gratuliere, Henry.«
»Danke.«
»Wann soll die Hochzeit stattfinden?«
»Nächstes Jahr im Sommer. Wenn ich wieder da bin.«
»Toll, toll. Das ist toll.« Sie nickte.
»Also, ich muss jetzt los. Hab’s eilig – wie du wahrscheinlich gemerkt hast, von deiner bequemen Bank aus.« Er grinste.
Sie versuchte ihm einen Hieb zu versetzen, aber er wich geschickt aus und verschwand lachend.
3. Kapitel
»Warum willst du mir nicht sagen, wo’s hingeht?«
»Geheimsache. Heute erfährst du nur, was unbedingt nötig ist.«
»Aber es ist unbedingt nötig zu wissen, wo’s hingeht«, nörgelte Cassie.
»Ist es nicht«, sagte Kelly streng. Sie machte einen Schritt auf die Bordsteinkante zu und streckte energisch den Arm aus. Ein Taxi hielt mit quietschenden Bremsen neben ihnen an. »Los, steig ein«, befahl sie.
Cassie rutschte seufzend über den Sitz.
»222 Broome, zwischen Lafayette und Broadway«, verkündete sie dem Fahrer, »aber nehmen Sie ja nicht die Park, die ist bei der East 14th immer noch aufgerissen, grässlicher Stau.«
Das Kinn in die Hand gestützt schaute Cassie aus dem verschmierten Taxifenster. Es sah aus, als wäre es mit Milch geputzt worden. Angeekelt fuhr sie zurück. Sie nahm sich vor, in Zukunft immer eine Packung Feuchttücher einzupacken. Stolz tätschelte sie ihre neue Tasche, die sie auf dem Schoß hielt. Sie streichelte über das grüne Straußenleder und die großen geschwungenen Bambushenkel. Kelly hatte sie ihr gestern nach dem Abendessen überreicht. Sie hatte sie von ihrer neuen Klientin, Maddy Foxton, für Cassie »ausgehandelt«. Als Cassie erfuhr, was die Tasche kostete, waren ihr die Beteuerungen, das gute Stück unbedingt bezahlen zu wollen, im Hals stecken geblieben.
»Und wie war dein Date gestern Abend?«, erkundigte sie sich und wandte sich Kelly zu, die konzentriert die neuesten Textnachrichten auf ihrem Handy durchsah. Sie hatte, kaum dass sie das Apartment verlassen hatten, auf Manhattan-Mode umgeschaltet. Die gute alte Kelly würde erst wieder aus dem Eisschrank kommen, wenn sie allein waren. Die Fashion Week stand bevor, wie Cassie erfahren hatte. Nur noch zwei Wochen. Sie war einer der Höhepunkte auf dem New Yorker Society-Kalender. Alles wurde jetzt gleich gebraucht, und zwar auf der Stelle! Seit sie vom Frühsport zurückgekehrt waren, hatte Kelly ihr Handy nicht mehr vom Ohr genommen, hatte Befehle hineingebellt oder daraus erhalten. Aber obwohl das Ganze offenbar mehr als brandeilig war, ließ sich Cassies Manhattan-Makeover keinesfalls verschieben. S o dringend war es.
Cassie hatte sich bisher immer für ganz in Ordnung gehalten. Keine Schönheit. Nicht wie ein Fotomodell oder eine Schauspielerin oder eins dieser It-Girls mit langen Beinen und Streichholzarmen. Doch sie war schlank, hatte »hübsche Brüste«, wie Gil immer behauptet hatte (aber der hatte viel behauptet, wie ihr nun klar wurde), elegante Hände und dichtes dunkelblondes Haar, das ihr in seildicken Kringeln bis zur Mitte des Rückens fiel. Aber als sie jetzt so durchs Fenster auf die blondierten, manikürten, pedikürten, geföhnten Frauen sah, die sich anmutig in Limousinen oder aus Taxis schwangen, kam sie sich buchstäblich wie das hässliche Entlein vor.
»Puh, eine Katastrophe. Bin nach zehn Minuten wieder gegangen.«
»Aber, Kelly! Nach zehn Minuten! Das war doch … war das nicht ziemlich unhöflich? Sicher hast du ihn gekränkt.«
Kelly hörte auf zu texten und schaute Cassie an. Cassie entging der mitleidige Ausdruck nicht. »Schätzchen, wenn du’s hier zu was bringen willst, musst du als Erstes aufhören, dir Gedanken darüber zu machen, was andere von dir denken.«
»Aber … aber … dann wird man ja …« Sie zögerte. »Ein Ekel?«
Kelly hob ihre sorgfältig gezupften Augenbrauen. »Man wird effizient, Süße. Hier hat keiner Zeit, sich mit jemandem abzugeben, der einem absolut nichts sagt.« Sie zuckte die Achseln. »Er kennt die Spielregeln. Wahrscheinlich war er froh, dass er nicht den ganzen Abend verschwenden musste. Hier hat keiner Zeit zu
Weitere Kostenlose Bücher