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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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gemacht?«
    »Was für eine Liste?«, fragte sie verständnislos.
    »Na, eine Liste von Dingen, die du unbedingt sehen willst, die du unbedingt tun willst. Du weißt schon, nach dem Motto Dinge, die man getan haben sollte, bevor’s mit einem zu Ende geht , aber etwas weniger ambitioniert. Du musst dich zum Beispiel nicht unbedingt an einem Bungee-Seil vom Trump Tower stürzen oder so was in der Art.«
    Cassie kicherte. »Du meinst also so was wie ins Waldorf Astoria gehen und einen Kaffee trinken?«
    »Du hast’s erfasst. Etwas, das dir das richtige New-York-Feeling vermittelt.« Er verschränkte die Arme und erwartete ihre Vorschläge.
    Cassie spitzte nachdenklich die Lippen. »Hm. Schwierig, schwierig.« Ihr wollte nichts einfallen. Sie geriet in Panik. Sie war nicht zum Vergnügen hergekommen, sondern als Flüchtling, als Asylsuchende. Sie war hier, weil sie hier eine Freundin hatte, die bereit war, sie aufzunehmen. Und weil es so weit fort war, von Gil und von Wiz, wie es ihr in der Eile nur möglich gewesen war. Sich zu überlegen, was es hier zu unternehmen gab (und es zu tun), so etwas Abwegiges wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Wie auch? Sie war schließlich erst gestern angekommen.
    »Okay, okay, ich versteh schon«, grinste Henry. »Ich will dir was sagen: Ich werde mir was für dich ausdenken. Auf dem Gebiet bin ich Experte, wenn du erlaubst. Ich überlege mir immer, was ich sehen will, bevor ich an irgendeinen Ort fahre, an dem ich noch nie gewesen bin.«
    »Ehrlich?« Natürlich tat er das, schalt sie sich. Als einer der letzten wahren Entdecker dieser Welt schaffte er es wahrscheinlich sogar, das Cityhopping zu einem spannenden Abenteuer zu machen.
    »Na klar.«
    Das Geräusch rhythmisch klatschender Schuhsohlen kam näher, und Cassie drehte sich um. Kelly und Raoul hatten ihren »kleinen Dauerlauf« offenbar hinter sich gebracht.
    »Hallo!«, strahlte Kelly, als sie Henry erblickte. Dann bemerkte sie seine aufgeschlagenen Knie. »Mein Gott, was ist passiert? Irgendein Geisteskranker, was?«
    »Allerdings«, antwortete Henry ironisch.
    Cassie verdrehte die Augen. »Haha.«
    Kelly musterte die beiden. Es war offensichtlich, dass Cassie wieder geweint hatte. Sie ging zu ihr, hakte sich bei ihr unter und drückte tröstend ihren Arm.
    »Wie lange wirst du hier sein?«, erkundigte sich Kelly bei Henry.
    »Bloß ein paar Tage. Ich bin nächste Woche bei Breitling. Übrigens, noch mal danke, dass du ein gutes Wort für mich eingelegt hast.«
    Kelly zuckte die Achseln. »Dazu sind große Schwestern schließlich da, nicht, Cass?« Er war zwar Suzys kleiner Bruder – auch wenn er nur achtzehn Monate jünger war, aber als Kind ist das ein himmelweiter Unterschied –, da sie jedoch wie Schwestern aufgewachsen waren, war Henry ihrer aller kleiner Bruder gewesen.
    »Breitling gehören zu meinen Klienten«, erklärte sie Cassie. »Ich hab vorgeschlagen, sie sollen sich Henry mal anhören, noch dazu, wo National Geographic jetzt doch beschlossen hat, eine Doku darüber zu machen. Für die wäre das eine gute Reklame – Extrembedingungen sind schließlich ihr Markenzeichen. Und wo unser Knabe nun so stattlich geworden ist« – sie streckte sich und tätschelte seine Wange –, »wer könnte ihm da widerstehen? Ich werde versuchen, auch bei dem Meeting dabei zu sein.« Sie zwinkerte ihm zu.
    Cassie nickte lächelnd. Wow, nun auch noch das Fernsehen. Er war ein aufsteigender Stern – sie glaubte fast, seinen Schweif erkennen zu können. Es fiel ihr schwer, noch den kleinen Buben in ihm zu sehen, den sie früher dazu gezwungen hatten, bei Vater-Mutter-Kind das Kind zu spielen, oder den sie beim Doktorspielen unzählige Male operiert oder zu Tode gepflegt hatten. Oder – mein Gott, jetzt fiel es ihr wieder ein! – an dem sie, für einen Obolus von fünfzig Cent, das Küssen geübt hatten (außer Suzy natürlich, die sich geweigert hatte, ihren Bruder zu küssen, und wenn der Zweck noch so heilig war). Angesichts seiner Leichenstarre war das allerdings eine Erfahrung gewesen, als würde man eine Fensterscheibe knutschen, und hatte ihnen bei den fortgeschritteneren Übungen mit Jungen ihres Alters nicht viel Vorteil verschafft.
    Armer Kerl. Ein Wunder, dass er so normal geblieben war.
    »Also, wir müssen uns unbedingt treffen, bevor du abreist«, verkündete Kelly, während sie in ein Paar Elastikhosen hineinstrampelte. »Wie wär’s morgen Abend?«
    »Ja, ich glaube, das geht.«
    »Dann werde ich mal im

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