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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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verschenken.«
    Cassie schaute kopfschüttelnd wieder aus dem Fenster. Endlose Reihen von blank geputzten Schaufenstern, ausstaffiert mit Schaufensterpuppen in eleganten Posen, Schmuck, Accessoires, Designerkleidung, modische Trenchcoats und Jeans, funkelnde Uhren oder Federhüte, flauschige Pelze … weiter vorne wurde die Spiegelung zu stark, um noch erkennen zu können, was sich hinter den Schaufenstern befand. Cassie begnügte sich stattdessen damit, die Reflektion der Straßenarbeiter zu betrachten, die mit ihren Arbeiten den Verkehr zum Stocken brachten.
    »War das nicht nett, Henry über den Weg zu laufen?«, fragte Kelly mit einer leiseren, weicheren Stimme.
    »Mann, ich war total überrascht! Hab ihn eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Muss an die zehn Jahre her sein.«
    »Hat sich ganz schön verändert, was?«
    Cassie schmunzelte. »Und ob! Er hat versprochen, mir ein paar Sachen zusammenzuschreiben, die man hier unbedingt mal gemacht haben sollte. Bin sehr gespannt auf diese Liste.« Sie zuckte aufgeregt mit den Achseln. »Ich hatte den Eindruck, dass er sich hier ziemlich gut auskennt.«
    »Und ob. Er ist …« – sie suchte nach dem richtigen Wort – »ziemlich rumgekommen. Welterfahren. Und viele der Firmen, die seine Art von Arbeit sponsern, haben ihren Sitz hier in New York«, sagte Kelly abwesend, während ihre Daumen hektisch über ihr Handy flogen. »Ich sehe ihn ab und zu.«
    »Ich bin froh, dass er mir diese Liste macht. Das ist gut für mich. Das gibt mir einen Angelpunkt, etwas, worauf ich mich konzentrieren kann.«
    »Ach, darüber mach dir mal keine Sorgen, Schätzchen.« Kelly tätschelte ihr das Knie. »Bebe Washington wird dir schon zeigen, wo’s langgeht. In zwei Wochen ist Showtime! Einen besseren Angelpunkt findest du nicht.«
    Beim Gedanken an Kellys Büro überkam Cassie die nackte Panik. Zum tausendsten Mal fragte sie sich, worauf sie sich da eingelassen hatte. Eine Zeitlang bei Kelly zu wohnen war eine Sache. Aber sich auch noch von ihr einen Job besorgen zu lassen? Einen, den sie erst erfinden musste? Denn ehrlich, sie, Cassie, hatte nicht die geringste Erfahrung. In welchem Beruf auch immer. Soziologiestudium in Bristol. Ohne Abschluss, da Heirat mit zwanzig. Seitdem nur noch Hausfrau – zugegeben, in einem stattlichen Anwesen. Hinzu kam das Organisieren der jährlichen Jagdsaison, da durfte man nicht auf den Kopf gefallen sein. Aber auf einem Lebenslauf machte es nicht viel her. Cassie wusste ebenso gut wie Kelly, dass jemand wie sie auf dem heutigen Arbeitsmarkt keine Chance hätte. Sie würden sich beide ganz schön anstrengen müssen, sie und Kelly.
    Ja, Cassie hatte eine Heidenangst. Kellys PR-Firma, Hartford Communications, gehörte zu den angesehensten Mode-PR-Firmen in Manhattan. Sie hatte Bebe Washington unter Vertrag (Damenbekleidung), Maddy Foxton (Accessoires), Breitling (Uhren), Paloma Moriss (Schuhe) und Dilly (Schmuck). Kelly hielt die Zügel fest in der Hand, akzeptierte immer nur einen Klienten pro Branche, um sich besser auf dessen Kampagne konzentrieren zu können. Und es funktionierte. Sie hatte sich den Ruf erworben, kränkelnden Firmen innerhalb von sechs Monaten wieder auf die Füße zu helfen oder neuen einen Namen zu machen. Sie brachte sie mit den richtigen »Personalities« zusammen, verstand sich auf Flüsterkampagnen, die jedem (und vor allem den richtigen Leuten) den Mund wässrig machten. Folgerichtig konnte sie nun jedes beliebige Honorar verlangen. Ihre Firma war selbst fast zum Markennamen geworden und der Neid jeder anderen PR-Firma an der Ostküste, die um ihre Klientel ringen musste, anstatt es sich aussuchen zu können wie Kelly. Als Tilbury, ihr letzter Accessoire-Kunde, auf Grund des Mergers mit Richemont absprang (Richemont besaß eine interne Werbeabteilung), ging das Gerücht um, dass sich allein sechsunddreißig branchengleiche Firmen um den frei gewordenen Platz beworben hatten – und Kelly hatte sie alle unter die Lupe genommen. Entschieden hatte sie sich schließlich für eine Außenseiterin, Maddy Foxton, denn Kelly gefielen ihre handgefärbten Lederprodukte und ihre Förderung von traditioneller Handwerkskunst. Seit Kelly die aufstrebende Künstlerin unter Vertrag genommen hatte, war diese zum heißen Szene-Tipp avanciert.
    Was natürlich toll war für Kelly, aber nicht gerade beruhigend für Cassies Nerven.
    »Da, die wirst du brauchen«, bemerkte Kelly, klappte eine kleine emaillierte Pillenschachtel auf und reichte ihr zwei

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