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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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vom Gerichtshof, und Kerry erzählte ihm alles über
die Doppelgängerinnen von Suzanne Reardon und über ihre
Unterredung mit Geoff Dorso. Sie berichtete ihm auch von der
nicht gerade wohlwollenden Reaktion ihres Chefs auf ihren
Vorschlag, daß sie sich den alten Mordfall genauer anschauen
wollte.
    Jonathan war zutiefst besorgt. »Kerry, ich kann mich kaum im
einzelnen an den Fall erinnern, außer daß an der Schuld des
Ehemanns meiner Meinung nach gar kein Zweifel bestand. Wie
auch immer, ich finde, du solltest dich da raushalten, besonders
wenn man an Frank Greens Beteiligung am Zustandekommen
der Verurteilung denkt. Halte dir mal die konkrete Sachlage vor
Augen. Gouverneur Marshall ist noch ziemlich jung. Er ist
schon in seiner zweiten Amtszeit und kann sich nicht zum
drittenmal hintereinander bewerben, aber er liebt seinen Posten.
Er will, daß Frank Green ihn ablöst. Unter uns gesagt, sie haben
eine Abmachung getroffen. Green soll vier Jahre lang
Gouverneur sein und dann mit Marshalls Unterstützung für den
Senat kandidieren.«
    »Und Marshall zieht wieder ins Drumthwacket zurück.«
»Genau. Er wohnt wirklich gern im Gouverneurshaus. So wie
die Dinge stehen, kann man davon ausgehen, daß Green für den
Posten nominiert wird. Er sieht gut aus, er hört sich gut an. Er
hat eine erfolgreiche Laufbahn vorzuweisen, und der ReardonFall hat einen großen Anteil daran. Und durch einen
bemerkenswerten Zufall ist er sogar wirklich gescheit. Er hat die
Absicht, den Staat in Marshalls Stil weiterzuregieren. Wenn
aber irgend etwas dazwischenkommt, dann kann er in der
Vorwahl geschlagen werden. Es gibt eine Reihe weiterer
Möchtegern-Kandidaten, die auf die Nominierung scharf sind.«
    »Jonathan, ich hab’doch nur davon geredet, daß ich mir ein
genaueres Bild von der Sache machen will, um rauszufinden, ob
der Hauptbelastungszeuge in einem Mordfall ein
schwerwiegendes Problem hatte, das vielleicht seine Aussage
negativ beeinflußt hat. Ich meine, natürlich trauern Väter, wenn
ihre Töchter sterben, aber bei Dr. Smith kann man schon nicht
mehr von Trauer reden.«
    »Kerry, Frank Green ist als Staatsanwalt in diesem Verfahren
zu Prominenz gekommen. Gerade dieser Fall hat ihm die
Aufmerksamkeit der Medien eingebracht, die er brauchte. Als
Dukakis sich um das Präsidentenamt bewarb, spielte dieser
Werbespot, in dem es hieß, er hätte einen Killer freigelassen, der
daraufhin die Gegend unsicher machte, eine entscheidende Rolle
bei seiner Niederlage. Kannst du dir vorstellen, was die Medien
tun würden, wenn jemand ausstreut, Green hätte einen
Unschuldigen für den Rest seines Lebens ins Gefängnis
geschickt?«
    »Jonathan, du ziehst voreilige Schlüsse. So weit bin ich noch
gar nicht. Ich habe schlicht das Gefühl, daß Dr. Smith ein großes
Problem hat und daß es womöglich seine Zeugenaussage
beeinflußt hat. Er war der Hauptbelastungszeuge der Anklage,
und wenn er gelogen hat, muß ich wirklich daran zweifeln, ob
Reardon tatsächlich schuldig ist.«
Der Kellner ragte über ihnen mit einer Kaffeekanne empor.
»Noch etwas Kaffee, Herr Senator?« fragte er.
    Jonathan nickte. Kerry winkte mit ihrer Hand über der Tasse
ab. »Danke, ich hab’genug.«
Jonathan lächelte plötzlich. »Kerry, weißt du noch, wie du
damals das Haus für uns gehütet hast und den Eindruck hattest,
der Gartenarchitekt hätte nicht so viele Sträucher und Büsche
eingesetzt, wie er in seinem Kostenvoranschlag angegeben
hatte?«
Kerry sah verlegen aus. »Ja, weiß ich noch.«
»Wie du am letzten Tag herumgegangen bist, alle gezählt hast
und der Meinung warst, damit hättest du’s bewiesen, und ihn vor
seiner Mannschaft abgekanzelt hast. Stimmt’s?«
Kerry blickte auf ihre Kaffeetasse hinunter. »Hmmja.«
»Sag du mir, was dann passiert ist.«
»Er war nicht zufrieden damit, wie einige der Büsche
aussahen, hat dich und Grace in Florida angerufen und sie dann
wieder ausgegraben, um sie später zu ersetzen.«
»Was noch?«
»Er war der Mann von Grace’ Kusine.«
»Verstehst du, was ich meine?« In seinen Augen funkelte es.
Dann wurde seine Miene wieder ernst. »Kerry, wenn du Frank
Green in Verlegenheit bringst und seine Nominierung
gefährdest, sieht es ganz danach aus, daß du dein Richteramt in
den Wind schreiben kannst. Dein Name wird in einem dicken
Stapel auf Gouverneur Marshalls Schreibtisch verschwinden,
und ich werde die unauffällige Aufforderung erhalten, einen
anderen

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