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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Kandidaten für den freien Posten einzureichen.« Er
schwieg eine Weile, griff dann nach Kerrys Hand. »Laß dir die
Sache gründlich durch den Kopf gehen, bevor du irgend etwas
unternimmst. Ich bin mir sicher, daß du die richtige
Entscheidung fällst.«

20
    Pünktlich um halb sieben abends klingelte es an der Haustür,
und Robin rannte sofort hin, Geoff Dorso zu begrüßen. Kerry
hatte sie auf seine Ankunft vorbereitet und ihr gesagt, daß sie
beide vorhätten, etwa eine halbe Stunde lang über einen
Rechtsfall zu sprechen. Robin hatte beschlossen, früher als sonst
zu essen, und versprach, in ihrem Zimmer ihre Hausaufgaben zu
machen, solange Kerry beschäftigt war. Als Gegenleistung
durfte sie dann eine Stunde lang fernsehen, obwohl es ein
Werktag war.
    Sie musterte Dorso wohlwollend und führte ihn ins
Wohnzimmer. »Meine Mutter kommt gleich runter«, ließ sie ihn
wissen. »Ich heiße Robin.«
    »Und ich bin Geoff Dorso. Wie sieht denn der andere Typ
aus?« fragte Geoff. Er wies dabei mit einem Lächeln auf die
noch deutlich sichtbaren Narben auf ihrem Gesicht.
    Robin grinste. »Ich hab’ ihn k. o. geschlagen. Nein, eigentlich
war’s ein Auffahrunfall, bei dem Glassplitter rumgeflogen sind.«
»Sieht so aus, als ob es gut heilt.«
»Dr. Smith, der Schönheitschirurg, behauptet das jedenfalls.
Mom hat gesagt, daß Sie ihn kennen. Ich finde ihn gruselig.«
»Robin!« Kerry war gerade nach unten gekommen.
»Wahrheit aus Kindermund«, sagte Dorso und lächelte.
»Kerry, es ist schön, Sie zu sehen.«
»Ganz meinerseits.« Hoffentlich meine ich das auch ehrlich,
dachte Kerry, während ihr Blick auf die prall gefüllte
Aktentasche unter Geoffs Arm fiel. »Robin… «
»Ich weiß schon. Hausaufgaben«, fiel Robin ihr fröhlich ins
Wort. »Ich bin nicht grade superordentlich«, erklärte sie Dorso.
»Auf meinem letzten Zeugnis war bei ›Hausaufgaben‹ die
Bemerkung ›muß besser werden‹ angekreuzt.«
»Aber ›nützt Zeit gut aus‹ war auch angekreuzt«, rief ihr
Kerry in Erinnerung.
»Das kommt daher, daß ich in der Schule manchmal aus
Versehen mit meinen Freundinnen zu reden anfange, wenn ich
mit einer Aufgabe fertig bin. Also gut.« Robin winkte ihm zu
und marschierte zur Treppe.
Geoff Dorso schaute ihr lächelnd nach. »Nettes Mädchen,
Kerry, und sie sieht toll aus. In fünf oder sechs Jahren müssen
Sie bestimmt Ihre Haustür verrammeln.«
»Grauenhafte Aussichten. Geoff, Kaffee, einen Drink, ein
Glas Wein?«
    »Nein, danke. Ich hab’ doch versprochen, Sie nicht lange
aufzuhalten.« Er legte seine Aktentasche auf den niedrigen
Tisch. »Wollen Sie es sich hier anschauen?«
    »Ja, klar.« Sie setzte sich neben ihn auf das Sofa, während er
zwei schwere Bände gebundener Unterlagen herausholte. »Das
Prozeßprotokoll«, erklärte er, »tausend Seiten alles in allem.
Wenn Sie wirklich verstehen wollen, was da vor sich ging,
schlage ich vor, daß Sie die Sache gründlich lesen. Ehrlich
gesagt, schäme ich mich von Anfang bis Ende wegen der
Verteidigung, die wir vorgebracht haben. Mir ist klar, daß Skip
in den Zeugenstand mußte, aber er war nicht angemessen
vorbereitet. Die Zeugen der Staatsanwaltschaft sind nicht hart
ins Kreuzverhör genommen worden. Und wir haben bloß zwei
Leumundszeugen für Skip aufgeboten, obwohl wir zwanzig
hätten aufrufen sollen.«
»Weshalb wurde es so gehandhabt?« fragte Kerry.
    »Ich war noch völlig unerfahren als Anwalt, weil ich damals
gerade erst bei Farrell und Strauss angefangen hatte: Farrell war
früher einmal ein guter Verteidiger gewesen, da kann es keinen
Zweifel geben. Aber als Skip Reardon ihn anheuerte, hatte er
seine beste Zeit längst hinter sich und war ziemlich ausgebrannt.
Er war einfach nicht mehr an einem weiteren Mordfall
interessiert. Ich glaube wirklich, daß es Skip mit einem
wesentlich weniger erfahrenen Anwalt, der aber noch echten
Pep gehabt hätte, besser ergangen wäre.«
»Hätten Sie diese Lücke nicht ausfüllen können?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich kam frisch vom Studium und hatte
generell kaum was zu sagen. Ich hatte mit dem ganzen
Verfahren praktisch so gut wie nichts zu tun. Ich war im Grunde
genommen nur ein Laufbursche für Farrell. Bei allem Mangel an
Erfahrung habe ich aber sehr wohl mitbekommen, daß der
Prozeß schlecht geführt wurde.«
    »Und Frank Green hat Reardon im Kreuzverhör völlig
auseinandergenommen.«
»Wie Sie lesen können, hat er Skip dazu gebracht,

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