Ein Gesicht so schön und kalt
zuzugeben,
daß er sich an jenem Morgen mit Suzanne gestritten hatte, daß
er sich dann mit seinem Buchhalter traf, um herauszufinden,
wieviel ihn eine Scheidung kosten würde, und daß er schließlich
um sechs Uhr heimkam und wiederum mit Suzanne in Streit
geriet. Der Leichenbeschauer ging davon aus, daß der Tod
zwischen sechs und acht Uhr eingetreten war, also konnte Skip
auf Grund seiner eigenen Aussage zum möglichen Zeitpunkt des
Mordes am Tatort gewesen sein.«
»Nach dem, was ich bisher gelesen hab, machte Skip Reardon
geltend, er sei ins Büro zurückgegangen, hätte ein paar Drinks
zu sich genommen und sei dann eingedöst. Das ist ziemlich
mager«, bemerkte Kerry.
»Das klingt zwar mager, stimmt aber. Skip hatte ein sehr
erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, hauptsächlich mit dem
Bau von erstklassigen Einfamilienhäusern, später aber auch mit
dem von Einkaufszentren. Den größten Teil seiner Zeit hat er im
Büro verbracht und sich um die kaufmännische Seite des
Geschäfts gekümmert, aber er hat sich liebend gern eine
Arbeitsmontur übergezogen und mit seinen Arbeitern zusammen
den Tag verbracht. Das hatte er auch an dem Ta g damals getan,
bevor er ins Büro zurückkehrte. Der Mann war müde.«
Er schlug den ersten Band auf. »Ich habe die Aussage von
Smith ebenso wie die von Skip markiert. Der entscheidende
Punkt ist: Wir sind uns ganz sicher, daß noch jemand anders im
Spiel war, und wir haben gute Gründe zu der Annahme, daß es
ein anderer Mann war. Skip war in der Tat überzeugt davon, daß
Suzanne eine Affäre mit einem anderen Mann hatte, vielleicht
sogar mit mehreren. Der Auslöser für den zweiten Streit - den,
der sich abspielte, als er um sechs Uhr nach Hause kam - war
die Tatsache, daß er sie dabei vorfand, wie sie einen Strauß roter
Rosen arrangierte - Sweetheart-Rosen hat man sie, glaub ich, in
der Presse genannt -, Rosen, die nicht von ihm selbst stammten.
Die Anklage hat behauptet, er sei in Rage geraten, habe sie
erdrosselt und dann die Rosen auf sie geworfen. Er schwört
natürlich, daß er’s nicht getan hat, sondern daß Suzanne noch
fröhlich an ihren Blumen rumgepusselt hat, als er das Haus
verließ.«
»Hat denn jemand die Blumengeschäfte in der Gegend
überprüft, um zu sehen, ob die Rosen in einem davon in Auftrag
gegeben wurden? Wenn Skip sie nicht nach Hause gebracht hat,
dann muß sie jemand abgegeben haben.«
»Das wenigstens hat Farrell gemacht. Da war kein
Blumenladen in Bergen County, der nicht überprüft worden
wäre. Es kam nichts dabei heraus.«
»Ah ja.«
Geoff erhob sich. »Kerry, ich weiß, das ist ziemlich viel
verlangt, aber ich möchte gern, daß Sie dieses Protokoll
gründlich lesen. Schenken Sie dabei der Aussage von Dr. Smith
besondere Aufmerksamkeit. Und dann war’s mir lieb, wenn Sie
in Erwägung ziehen, ob ich nicht dabeisein kann, wenn Sie mit
Dr. Smith darüber reden, warum er anderen Frauen das Gesicht
seiner Tochter gibt.«
Sie begleitete Geoff zur Tür. »Ich rufe Sie innerhalb der
nächsten Tage an«, versprach sie.
An der Tür blieb er stehen und drehte sich nach Kerry um.
»Noch eins würde ich mir von Ihnen wünschen. Kommen Sie
doch mit mir ins Staatsgefängnis Trenton. Reden Sie selber mit
Skip. Beim Grab meiner Großmutter schwöre ich Ihnen, wenn
der arme Kerl Ihnen seine Geschichte erzählt, werden Sie
merken, daß er die Wahrheit sagt.«
21
Im
Trenton
State Prison lag Skip Reardon auf dem
Schlaflager in seiner Zelle und schaute sich die Nachrichten um
halb sieben an. Die Abendbrotzeit mit ihrem trostlosen Essen
war bereits gekommen und wieder vergangen. Schon seit einer
geraumen Weile war er immer häufiger ruhelos und gereizt.
Nach zehn Jahren an diesem Ort war es ihm zumeist gelungen,
an einem mittleren Kurs festzuhalten. Zu Anfang hatte seine
Stimmung noch zwischen verrückter Hoffnung, wenn eine
Revision anstand, und vernichtender Verzweiflung, wenn sie
dann abgelehnt wurde, hin und her gependelt.
Mittlerweile befand er sich gewöhnlich in einem Zustand von
Erschöpfung und Resignation. Er wußte, daß Geoff nie davon
ablassen würde, neue Argumente für ein
Wiederaufnahmeverfahren zu finden, aber die Atmosphäre im
Land war im Begriff, sich zu ändern. In den Nachrichten häuften
sich neuerdings die kritischen Berichte darüber, daß verurteilte
Verbrecher mit ständig neuen Revisionsanträgen die Gerichte in
Beschlag nähmen - Berichte, die unweigerlich zu
Weitere Kostenlose Bücher