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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Bedauerlicherweise hatte sie nichts von der Ausstrahlung und
Wärme der verstorbenen Prinzessin. Alice Kinellen war eiskalt.
Obendrein langweilig und besitzergreifend, dachte Jason. Wie
hält Kinellen es nur mit ihr aus?
    »Er ißt mit Jimmy Weeks zu Abend«, vertraute ihm Alice an,
während sie an ihrem Champagner nippte. »Der Fall steht ihm
schon bis hier.« Sie fuhr sich wie mit einem Messer über die
Kehle.
    »Nun, ich hoffe, Jimmy kommt auch mit«, sagte Jason
aufrichtig. »Ich mag ihn.« Aber er wußte, daß Jimmy nicht
erscheinen würde. Weeks blieb schon seit Jahren Jasons
Einladungen fern. Ja, er hatte seit Suzanne Reardons Ermordung
stets einen weiten Bogen um Alpine gemacht. Elf Jahre war es
her, daß Jimmy Weeks Suzanne bei einer Party in Jason Arnotts
Villa kennengelernt hatte.

Mittwoch, 25. Oktober

16
    Es war unübersehbar, daß Frank Green verärgert war. Das
Lächeln, das er sonst so gerne aufleuchten ließ, um seine in
frischem Weiß strahlenden Zähne herzuzeigen, glänzte durch
Abwesenheit, als er Kerry über seinen Schreibtisch hinweg
musterte.
    Auf diese Reaktion war ich ja wohl gefaßt, dachte sie. Mir
mußte doch klar sein, daß ausgerechnet Frank nichts davon
würde hören wollen, daß jemand den Fall in Zweifel zieht, der
ihn prominent gemacht hat, und schon gar nicht jetzt, da man
allgemein von seiner bevorstehenden Kandidatur für den
Gouverneursposten redet.
    Nachdem sie die Presseakte über den Sweetheart-Mordfall
gelesen hatte, war Kerry mit der Überlegung zu Bett gegangen,
was sie denn in puncto Dr. Smith am besten unternehmen sollte.
War es ratsam, ihn direkt zur Rede zu stellen, ihn klipp und klar
nach seiner Tochter zu fragen, danach, weshalb er sie in den
Gesichtern anderer Frauen quasi wieder zum Leben erweckte?
    Die Wahrscheinlichkeit war groß, daß er Kerry aus seiner
Praxis werfen und alles abstreiten würde. Skip Reardon hatte
den Arzt beschuldigt, bei seiner Zeugenaussage über seine
Tochter gelogen zu haben. Sollte das stimmen, würde er die
Sache jetzt nach so vielen Jahren Kerry gegenüber erst recht
nicht zugeben. Und selbst wenn er gelogen hatte, dann blieb
immer noch die allerwichtigste Frage: Warum?
    Bevor Kerry endlich eingeschlafen war, war sie zu dem
Schluß gelangt, daß der beste Adressat für ihre Fragen Frank
Green war, da er damals die Anklage vertreten hatte. Nachdem
sie ihn nun unterrichtet hatte, weshalb sie zu dem Reardon-Fall
Erkundigungen einzog, war es offensichtlich, daß ihre Frage:
»Glauben Sie, daß die Möglichkeit besteht, daß Dr. Smith
gelogen hat, als er gegen Skip Reardon aussagte?« keine
hilfreiche oder auch nur freundliche Resonanz finden würde.
    »Kerry«, sagte Green, »Skip Reardon hat seine Frau ermordet.
Er wußte, daß sie mit anderen Männern rummachte. Am selben
Tag, als er sie tötete, hatte er seinen Finanzberater herbeizitiert,
um herauszufinden, wieviel ihn eine Scheidung kosten würde,
und er ist völlig ausgeflippt, als er erfuhr, daß es um eine Menge
Geld ging. Er war ein reicher Mann, und Suzanne hatte eine
lukrative Karriere als Model aufgegeben, um sich ausschließlich
ihrer Ehe zu widmen. Er hätte sich dumm und dämlich zahlen
müssen. Jetzt Dr. Smiths Glaubwürdigkeit anzuzweifeln
erscheint mir eine Vergeudung von Zeit und Steuergeldern.«
    »Aber mit Dr. Smith stimmt etwas nicht«, sagte Kerry
langsam. »Frank, ich möchte keinen Ärger machen, und
niemand will einen Mörder so sehr hinter Gittern wissen wie
ich, aber ich schwöre Ihnen, daß Smith nicht bloß ein von
Trauer überwältigter Vater ist. Er kommt mir fast geistesgestört
vor. Sie hätten seinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als er
Robin und mir die Leviten gelesen hat, wie notwendig es doch
sei, Schönheit zu erhalten, und wie manche Leute sie gratis
bekommen und andere sie erst erwerben müssen.«
    Green blickte auf seine Uhr. »Kerry, Sie haben gerade einen
großen Prozeß hinter sich. Sie sind dabei, einen neuen Fall
aufzugreifen. Sie haben Chancen auf einen Richterstuhl. Es ist
wirklich dumm, daß Robin von Suzanne Reardons Vater
behandelt wurde. Ich kann nur sagen, daß er nicht gerade ein
idealer Kandidat auf dem Zeugenstand war. Er zeigte keinerlei
Emotionen, als er über seine Tochter sprach. Er war in der Tat
so kalt, so spröde und abweisend, daß ich dankbar dafür war,
daß die Geschworenen ihm überhaupt seine Aussage
abgenommen haben. Tun Sie sich einen Gefallen und

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