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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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New Jersey, in der Praxis von Dr. Ben
Roth, einem bekannten Facharzt für plastische Chirurgie,
angelangt.
»Ich verpasse noch das Fußballspiel«, jammerte Robin.
»Du kommst nur ein bißchen später hin, das ist alles«,
beruhigte sie Kerry. »Mach dir keine Sorgen.«
     
»Sehr viel später«, protestierte Robin. »Warum kann er mich
denn nicht heut nachmittag nach dem Spiel untersuchen?«
    ».Vielleicht hätte der Arzt sich danach richten können, wenn
du ihm deinen Terminkalender geschickt hättest«, frotzelte
Kerry.
»Ach, Mom.«
     
»Sie können Robin jetzt reinbringen, Ms. McGrath«,
verkündete die Sprechstundenhilfe.
    Dr. Roth, ein warmherziger, umgänglicher Mann von Mitte
Dreißig, war eine angenehme Abwechslung gegenüber Dr.
Smith. Er untersuchte Robins Gesicht sorgfältig. »Die
Schnittwunden sahen wahrscheinlich direkt nach dem Unfall
ziemlich schlimm aus, aber sie waren nur oberflächlich. Die
Risse sind nicht tief in die Hautschichten eingedrungen. Sie
haben mit keinerlei Schwierigkeiten zu rechnen.«
Robin sah erleichtert aus. »Toll. Danke, Herr Doktor. Komm,
gehn wir, Mom.«
    »Warte vorne beim Empfang Robin. Ich komme gleich raus.
Ich möchte eben mit Dr. Roth reden.« In Kerrys Stimme
schwang das, was Robin »den Ton« nannte, mit, was soviel
bedeutete wie: »und ich will kein Widerwort hören«.
    »Na gut«, erwiderte Robin mit einem übertriebenen Seufzer,
während sie abschob.
»Ich weiß, daß Patienten auf Sie warten, also fasse ich mich
kurz, Dr. Roth, aber ich habe eine Frage auf dem Herzen«,
erklärte Kerry.
»Ich habe Zeit. Worum geht’s, Ms. McGrath?«
Kerry faßte eine Beschreibung dessen, was sie in Dr. Smiths
Praxis gesehen hatte, in ein paar kurzen Sätzen zusammen.
»Also, ich habe wohl zwei Fragen dazu«, sagte sie abschließend.
»Kann man einfach jedes beliebige Gesicht so verändern, daß es
wie jemand anders aussieht, oder muß irgendeine grundsätzliche
Vorbedingung erfüllt sein, etwa ein ähnlicher Knochenbau? Und
angenommen, es ist möglich, einige Gesichter so zu verändern,
daß sie sich ähneln, ist das etwas, was plastische Chirurgen tun,
ich meine, absichtlich das Aussehen einer Person so zu ändern,
daß sie einer anderen gleicht?«
Zwanzig Minuten später saß Kerry mit Robin im Wagen und
fuhr rasch mit ihr zum Fußballfeld. Im Gegensatz zu Kerry war
Robin nicht sportlich veranlagt, und Kerry hatte viele Stunden
damit verbracht, mit ihr zu trainieren, weil Robin unbedingt eine
gute Spielerin werden wollte. Während sie nun zuschaute, wie
Robin voller Selbstvertrauen den Torwart austrickste, mußte
Kerry noch über Dr. Roths eindeutige Feststellung nachdenken:
»Es stimmt, daß manche Chirurgen allen die gleiche Art Nase,
Augen oder das gleiche Kinn geben, aber ich halte es für extrem
ungewöhnlich, wenn irgendein Chirurg die Gesichter seiner
Patienten praktisch klonen würde.«
Um halb zwölf winkte sie Robin, die gerade zu ihr hinschaute,
zum Abschied zu. Robin würde nach dem Spiel mit ihrer besten
Freundin Cassie nach Hause gehen und bei ihr den Nachmittag
verbringen.
Wenige Minuten später war Kerry auf der Straße nach
Trenton unterwegs.
Sie hatte dem Staatsgefängnis schon mehrmals einen Besuch
abgestattet und empfand den düsteren Anblick von Stacheldraht
und Wachtürmen jedesmal als ziemlich ernüchternd. Diese
Anlage war kein Ort, den sie gerne wiedersah.

25
    Als Kerry kam, wartete Geoff schon in dem Anmelderaum für
Besucher auf sie. »Ich freue mich wirklich, daß Sie es geschafft
haben, zu kommen«, sagte er. Sie sprachen nur wenig, während
sie auf ihr vereinbartes Treffen warteten. Geoff schien zu
verstehen, daß sie zu diesem Zeitpunkt lieber unbeeinflußt blieb.
    Pünktlich um drei Uhr näherte sich ihnen ein Aufseher und
forderte sie auf, ihm zu folgen.
Kerry wußte nicht, wie sie sich Skip Reardon jetzt vorstellen
sollte. Zehn Jahre waren seit der Urteilsverkündung vergangen.
Der Eindruck, den sie von damals hatte, war der eines großen,
gutaussehenden, breitschultrigen jungen Mannes mit feuerrotem
Haar. Doch mehr noch als seine Erscheinung hatten sich seine
Worte ihrem Gedächtnis eingegraben: Dr. Charles Smith ist ein
Lügner. Vor Gott und diesem Gericht schwöre ich, daß er lügt!
»Was haben Sie Skip Reardon über mich erzählt?« fragte sie
Geoff, während sie darauf warteten, daß man den Häftling in
den Besuchsraum führte.
»Nur, daß Sie sich inoffiziell für den Fall

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