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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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interessieren und
sich mit ihm treffen möchten. Ich versichere Ihnen, Kerry, ich
habe ›inoffiziell‹ gesagt.«
»Das ist in Ordnung. Ich vertraue Ihnen.«
»Da ist er.«
Skip Reardon erschien in Häftlingshosen aus grobem Drillich
und einem Gefängnishemd mit offenem Kragen. Graue Strähnen
waren in seinem roten Haar zu sehen, doch ansonsten sah er bis
auf die Falten um seine Augen herum noch ganz genauso aus,
wie sie ihn in Erinnerung hatte. Ein Lächeln erhellte seine
Miene, als Geoff ihn vorstellte.
Ein hoffnungsvolles Lächeln, wurde Kerry bewußt, und
bedrückt fragte sie sich, ob sie nicht hätte vorsichtiger sein,
vielleicht darauf warten sollen, bis sie besser über den Fall
informiert war, anstatt diesem Besuch so bereitwillig
zuzustimmen.
Geoff kam sofort zur Sache. »Skip, wie ich Ihnen schon sagte,
möchte Ms. McGrath Ihnen ein paar Fragen stellen.«
»Ich verstehe. Und hören Sie, ich beantworte alles, egal, was
es ist.« Er sprach mit Überzeugung, wenn auch mit einem
Anflug von Resignation. »Sie kennen ja den alten Spruch: ›Ich
hab’nichts zu verbergen. ‹«
    Kerry lächelte und stellte ihm dann die Frage, die für sie
entscheidend war. »Dr. Smith hat unter Eid ausgesagt, seine
Tochter, Ihre Frau, hätte Angst vor Ihnen gehabt und Sie hätten
sie bedroht. Sie haben dagegen behauptet, er hätte gelogen
doch welchen Grund sollte er haben, in dieser Sache zu lügen?«
    Reardons Hände lagen gefaltet auf dem Tisch vor ihm. »Ms.
McGrath, wenn ich irgendeine Erklärung für Dr. Smiths
Verhalten hätte, dann wäre ich jetzt vielleicht nicht hier.
Suzanne und ich waren vier Jahre miteinander verheiratet, und
während dieser Zeit habe ich nicht viel von Smith gesehen. Sie
fuhr gelegentlich nach New York rein und traf sich mit ihm zum
Essen, oder er kam auch in unser Haus, doch normalerweise nur,
wenn ich geschäftlich unterwegs war. Damals florierte mein
Bauunternehmen. Ich hab’überall im Staat gebaut und in
Pennsylvania in Bauland für zukünftige Objekte investiert. Ich
war ziemlich regelmäßig für mehrere Tage hintereinander weg.
Und wenn ich mal mit Dr. Smith zusammen war, schien er nicht
viel zu sagen zu haben, aber er hat sich nie so verhalten, als
könnte er mich nicht leiden. Und schon gar nicht hat er sich so
verhalten, als dächte er, seine Tochter sei in Lebensgefahr.«
»Wenn Sie mit ihm und Suzanne zusammen waren, was ist
Ihnen dann an seinem Verhalten ihr gegenüber aufgefallen?«
    Reardon schaute Dorso an. »Sie sind doch der Mann mit den
ausgefallenen Wörtern. Wie kann man das am besten
ausdrücken? Warten Sie, ich kann’s Ihnen sagen. Als ich in der
Gemeindeschule war, waren die Nonnen sauer über uns, weil
wir in der Kirche gequatscht hatten, und hielten uns vor, wir
sollten Ehrfurcht vor einem heiligen Ort und heiligen
Gegenständen empfinden. Also genauso hat er sie behandelt.
Smith hat ›Ehrfurcht ‹ gegenüber Suzanne gezeigt.«
    Welch ein seltsamer Ausdruck, um damit die Haltung eines
Vaters seiner Tochter gegenüber zu bezeichnen, dachte Kerry.
»Und er hatte auch diese Beschützerhaltung ihr gegenüber«,
fuhr Reardon fort. »Wir sind einmal abends zu dritt irgendwohin
zum Abendessen gefahren, und er merkte, daß Suzanne den
Sicherheitsgurt nicht angelegt hatte. Da fing er an, ihr eine
Moralpredigt zu halten, daß es ihre Pflicht wäre, auf sich
aufzupassen. Er wurde ganz schön aufgeregt dabei, vielleicht
sogar etwas zornig.«
Das klingt ganz so, wie er Robin und mich belehrt hat, dachte
Kerry. Fast widerwillig gestand sie sich ein, daß Skip Reardon
zweifellos einen ehrlichen, aufrichtigen Eindruck machte.
»Wie hat sie sich denn ihm gegenüber verhalten?«
    »Meistens respektvoll. Obwohl gegen Ende - bevor sie
umgebracht wurde - schien sie die paar letzten Male, als ich mit
beiden zusammen war, irgendwie verärgert über ihn zu sein.«
    Kerry verfolgte dann andere Aspekte des Falls und befragte
ihn zu seiner Aussage unter Eid, daß ihm kurz vor dem Mord
teure Schmuckstücke an Suzanne aufgefallen seien, die er ihr
nicht geschenkt hatte.
    »Ms. McGrath, ich wünschte, Sie würden mit meiner Mutter
reden. Sie könnte es Ihnen sagen. Sie hat ein Foto von Suzanne,
das in einem der Lokalblätter abgedruckt wurde und sie auf
einer Wohltätigkeitsveranstaltung zeigt. Darauf ist sie mit einer
altmodischen Anstecknadel am Revers ihres Kostüms zu sehen.
Das Bild entstand erst ein paar Wochen, bevor sie ermordet

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