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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gesagt, daß
Sie demnächst zur Richterin ernannt werden. Gott stehe den
Menschen bei, die dann vor Ihnen stehen und auf Gerechtigkeit
hoffen.«
Im nächsten Moment verfärbte sich das Gesicht der Frau vor
Kerrys Augen zu einem gespenstischen Grau.
»Mrs. Reardon, was ist denn?« rief sie.
Mit zitternden Händen öffnete die Frau ihre Handtasche, holte
ein Fläschchen heraus und schüttelte sich eine Pille in die offene
Hand. Sie schob sie sich unter die Zunge, drehte sich um und
verließ ohne ein Wort das Büro.
Minutenlang saß Kerry da und starrte auf die geschlossene
Tür. Dann griff sie nach einem Stück Papier. Sie notierte darauf:
1. Hat Dr. Smith in bezug auf Operationen an Suzanne
gelogen?
2. Hat der kleine Michael an dem Abend, als Dolly
Bowles auf ihn aufpaßte, eine schwarze, viertürige
Mercedes-Limousine vor dem Haus der Reardons
gesehen? Was ist mit dem Teil des Nummernschilds,
den Dolly gesehen haben will?
3. Hatte Jimmy Weeks ein Verhältnis mit Suzanne, und,
falls ja, weiß Bob etwas davon, und hat er Angst, daß
es herauskommt?
Sie überprüfte die Liste, während Deidre Reardons ehrliches,
verquältes Gesicht anklagend vor ihrem inneren Auge aufragte.
    Geoff Dorso hatte im Gerichtshof von Newark einen Prozeß
geführt. Im letzten Moment war es ihm noch gelungen, einen
Vergleich für seinen Klienten auszuhandeln, einen
achtzehnjährigen Jungen, der sich den Wagen seines Vaters
geschnappt und mit Freunden eine Vergnügungstour
unternommen hatte und dabei in einen Pickup gekracht war, was
dem anderen Fahrer einen gebrochenen Arm und ein
gebrochenes Bein einbrachte.
    Es war jedoch kein Alkohol mit im Spiel gewesen, und der
junge Mann war ein guter Kerl und aufrichtig zerknirscht. Mit
dem ausgehandelten Kompromiß bekam er den Führerschein für
zwei Jahre entzogen und einhundert Stunden Sozialarbeit in der
Gemeinde aufgebrummt. Geoff war froh ihn ins Gefängnis
anstatt aufs College zu schicken wäre ein großer Fehler
gewesen.
    Jetzt aber, an diesem Donnerstagnachmittag, hatte Geoff den
ungewohnten Luxus freier Zeit, und er beschloß, bei dem
Verfahren gegen Jimmy Weeks hereinzuschauen. Er wo llte den
ersten Prozeßtag mitbekommen. Außerdem war er, wie er sich
eingestand, scharf darauf, Bob Kinellen in Aktion zu sehen.
    Er nahm hinten im Gerichtssaal Platz. Es waren reichlich
Journalisten zugegen, bemerkte er. Jimmy Weeks hatte es schon
so häufig geschafft, einer Anklageerhebung zu entgehen, daß es
sich bei den Presseleuten eingebürgert hatte, ihn »Teflon
Jimmy« zu nennen, in Anspielung auf einen Mafia-Gangster,
der allgemein als »The Teflon Don« bekannt gewesen war,
inzwischen aber für den Rest seines Lebens hinter Gittern saß.
    Kinellen ergriff soeben das Wort. Er ist ein glatter Bursche,
dachte Geoff. Er versteht sich darauf, die Geschworenen zu
beeinflussen, weiß, wann Entrüstung, wann offene Empörung
angesagt ist, versteht es, die Anklagepunkte ins Lächerliche zu
ziehen. Er gibt auch ein perfektes Erscheinungsbild ab, in
Aussehen und Auftreten, dachte Geoff und versuchte sich Kerry
vorzustellen, als sie mit diesem Typen verheiratet war.
Irgendwie konnte er sich kein Bild davon machen. Wenigstens,
überlegte er und fand diesen Gedanken tröstlich, wenigstens war
sie eindeutig nicht mehr auf Kinellen fixiert.
    Doch wieso sollte das überhaupt eine Rolle spielen? fragte er
sich, als der Richter eine Pause anberaumte.
Im Gang draußen kam Nick Klein, ein Reporter für den StarLedger, auf ihn zu. Sie begrüßten sich, dann bemerkte Geoff:
»Sind ganz schön viele von euch Typen hier, nicht?«
»Soll’n großes Spektakel werden«, erzählte ihm Nick. »Ich
hab’ eine Quelle bei der Staatsanwaltschaft. Barney Haskell
versucht einen Deal zu machen. Was die ihm anbieten, ist nicht
gut genug. Jetzt läßt er durchblicken, daß er Jimmy mit einem
Mord in Verbindung bringen kann, für den jemand anders die
Strafe absitzt.«
»Ich wünschte wirklich, ich hätte so einen Zeugen für einen
meiner Mandanten«, erwiderte Geoff.
Um vier Uhr bekam Joe Palumbo ein Eilpäckchen
ausgehändigt, das als Absender Wayne Stevens in Oakland,
Kalifornien, nannte. Joe schlitzte es sofort auf und langte
begierig hinein nach den beiden mit Gummiband
zusammengehaltenen Stapeln Familienfotos. An dem einen war
ein Schreiben angeheftet.
Es lautete:
    Lieber Mr. Palumbo, die volle Wirkung von Susies Tod traf
mich erst, nachdem ich diese Aufnahmen hier für

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