Ein Gesicht so schön und kalt
Sie
zusammensuchte. Es macht mich so traurig. Susie großzuziehen
war nicht einfach. Die Bilder hier, glaube ich, vermitteln das.
Meine Töchter waren schon seit der Zeit, als sie Säuglinge
waren, sehr attraktiv. Susie war es nicht. Als die Mädchen
heranwuchsen, führte dies dazu, daß Susie
schrecklich
eifersüchtig und unglücklich war.
Susies Mutter, meine Frau, litt sehr darunter, mitansehen zu
müssen, wie ihre Stieftöchter sich als Teenager vergnügten,
während ihr eigenes Kind so verzweifelt unsicher war und
praktisch keine Freunde hatte. Ich fürchte, diese Situation führte
zu einer Menge Reibereien bei uns zu Hause. Ich glaube, daß ich
immer an der Hoffnung festhielt, eines Tages würde eine reife
und ausgeglichene Susie vor der Tür stehen und ein
wunderbares Wiedersehen mit uns feiern. Sie hatte viele Gaben,
die sie nicht zu schätzen wußte.
Nun aber hoffe ich, daß Ihnen diese Bilder weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Wayne Stevens
Zwanzig Minuten später ging Joe zu Kerry ins Büro. Er ließ
die Schnappschüsse auf ihren Schreibtisch fallen. »Nur, falls du
glaubst, daß Susie - ‘tschuldigung, ich meine Suzanne wegen
einer neuen Frisur zur Schönheit wurde«, war sein Kommentar
dazu.
Um fünf Uhr rief Kerry bei Dr. Smith in der Praxis an. Er war
für heute bereits gegangen. Da sie diese Auskunft schon
erwartet hatte, fragte sie als nächstes: »Ist Mrs. Carpenter zu
sprechen?«
Als Kate Carpenter an der Leitung war, sagte Kerry: »Mrs.
Carpenter, wie lange arbeiten Sie schon für Dr. Smith?«
»Vier Jahre, Ms. McGrath. Wieso fragen Sie?«
»Nun ja, irgend etwas, was Sie neulich sagten, gab mir die
Idee, daß Sie schon länger bei ihm sind.«
»Nein.«
»Ich wollte nämlich gerne wissen, ob Sie da waren, als Dr.
Smith seine Tochter chirurgisch behandelt hat oder sie von
einem Kollegen behandeln ließ. Ich kann Ihnen sagen, wie sie
aussah. Neulich sah ich bei Ihnen in der Praxis zwei
Patientinnen und hab’ mich nach ihren Namen erkundigt.
Barbara Tompkins und Pamela Worth sind beide täuschend
ähnliche Doppelgängerinnen von Dr. Smiths Tochter oder
zumindest von ihr, wie sie nach tiefgreifenden
plastischchirurgischen Maßnahmen aussah, nicht, wie sie
ursprünglich aussah.«
Sie hörte, wie die andere Frau die Luft einzog. »Ich wußte gar
nicht, daß Dr. Smith eine Tochter hat«, sagte Mrs. Carpenter.
»Sie starb vor knapp elf Jahren; dem Spruch der
Geschworenen zufolge wurde sie von ihrem Mann ermordet. Er
ist noch im Gefängnis und beteuert nach wie vor seine
Unschuld. Dr. Smith war der Hauptbelastungszeuge gegen ihn.«
»Ms. McGrath«, sagte Mrs. Carpenter, »ich komme mir zwar
schrecklich illoyal gegen Dr. Smith vor, aber ich halte es für
extrem wichtig, daß Sie sofort mit Barbara Tompkins reden. Ich
gebe Ihnen eben die Telefonnummer.« Dann erzählte die
Krankenschwester von dem Anruf der verängstigten Frau.
»Dr. Smith schleicht hinter Barbara Tompkins her!« rief
Kerry, während ihr lauter Erwägungen durch den Kopf
stürmten, was solch ein Verhalten bedeuten mochte.
»Ja, also, er folgt ihr jedenfalls«, erwiderte Mrs. Carpenter
abwehrend. »Ich hab’ ihre beiden Nummern, privat und im
Büro.«
Kerry notierte sie sich. »Mrs. Carpenter, ich muß mit Dr.
Smith sprechen und habe große Zweifel, ob er einer
Unterredung zustimmt. Erwarten Sie ihn morgen in der Praxis?«
»Ja, aber er hat besonders viel Termine. Er wird erst
irgendwann nach vier damit durch sein.«
»Gut, ich komme dann um die Zeit, aber sagen Sie ihm nichts
davon.« Eine Frage fiel Kerry ein. »Besitzt Dr. Smith einen
Wagen?«
»Oh, ja. Sein Haus ist in Washington Mews. Er wohnt in einer
umgebauten Remise, und die hat auch eine Garage, da kann er
sich leicht ein Auto halten.«
»Was für ein Auto fährt er denn?«
. »Dasselbe, mit dem er schon immer fährt. Einen viertürigen
Mercedes.«
Kerry packte den Telefonhörer fester. »Was für eine Farbe
denn?«
»Schwarz.«
»Sie sagen: ›schon immer‹. Sie meinen, er entscheidet sich
immer für einen schwarzen Mercedes?«
»Ich meine, er fährt mit demselben Auto, das er schon seit
mindestens zwölf Jahren hat. Das weiß ich, weil ich mitgekriegt
hab, wie er mit einem seiner Patienten, der zufällig ein leitender
Angestellter bei Mercedes ist, darüber geredet hat.«
»Danke, Mrs. Carpenter.« Als Kerry den Hörer wieder
auflegte, tauchte Joe Palumbo erneut auf. »He, Kerry, war Skip
Reardons
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