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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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meisten Tussis in unsrer
Klasse aussehe.«
Kerry grinste. »Also das nenn ich mir mal ein Kompliment.«
»Hab’ ich mir auch gedacht. Was gibt’s denn zum
Abendessen?«
»Ich war noch im Supermarkt. Wie findest du einen
Cheeseburger?«
»Spitze.«
»Nein, das stimmt nicht, aber ich geb’ mir Mühe. Nun ja, du
wirst wohl nie viel Grund haben, mit den Kochkünsten deiner
Mutter anzugeben, Rob.«
Das Telefon läutete, und Robin ging an den Apparat. Es war
für sie. Sie schob den Hörer Kerry zu. »Leg dann gleich auf, ja?
Ich geh’ oben dran. Es ist Cassie.«
Als sie Robins überschwengliches »Ich bin dran« hörte, legte
Kerry den Hörer auf, trug die Post in die Küche, deponierte sie
auf der Küchentheke und begann sie durchzusehen. Ein
einfacher weißer Umschlag mit ihrem Namen und ihrer
Anschrift in Druckbuchstaben fiel ihr auf. Sie schlitzte ihn auf,
zog das Foto heraus, betrachtete es, und es durchlief sie kalt.
Es war ein Polaroid-Farbfoto von Robin, wie sie auf dem
Trottoir vor ihrem Haus entlangkam. Sie hatte die Arme voller
Bücher. Sie hatte die dunkelblaue Hose an, die sie am Dienstag
getragen hatte, demselben Tag, an dem dieses Auto sie so
erschreckt hatte, von dem sie dachte, daß es sie gleich umfährt.
Kerrys Mund fühlte sich wie Gummi an. Sie beugte sich
etwas vornüber, so als taumle sie von einem Tritt in den Magen.
Ihr Atem ging in kurzen, schnellen Zügen. Wer war das nur?
Wer würde Robin knipsen, mit einem Auto auf sie zurasen und
mir dann das Foto schicken? fragte sie sich benommen und
verwirrt.
Sie hörte Robin die Treppe herunterklappern. Rasch schob sie
das Foto in ihre Kostümtasche. »Mom, Cassie hat mich dran
erinnert, daß ich ja jetzt die Sendung in dem Discovery Channel
anschauen muß. Die haben was im Programm, was wir gerade in
Naturkunde durchnehmen. Das gilt doch nicht als Unterhaltung,
oder?«
»Nein, natürlich nicht. Mach nur.«
Das Telefon klingelte erneut, als Kerry sich auf einen Stuhl
fallen ließ. Es war Geoff
Dorso. Sie schob seine
Entschuldigungsworte beiseite. »Geoff, ich hab’ grade die Post
aufgemacht.« Sie berichtete ihm von dem Foto. »Robin hatte
recht«, sagte sie im halben Flüsterton. »Da war jemand, der sie
von diesem Auto aus beobachtet hat. Mein Gott, stellen Sie sich
vor, wenn er sie nun reingezogen hätte! Sie wäre verschwunden,
genauso wie diese Kinder vor ein paar Jahren oben im Staat
New York. Oh, mein Gott.«
Geoff vernahm die Angst und Verzweiflung in ihrer Stimme.
»Kerry, sagen Sie nichts mehr. Lassen Sie Robin nicht das Foto
sehen oder merken, daß Sie aufgeregt sind. Ich bin schon
unterwegs. In einer halben Stunde bin ich da.«

56
    Dr. Smith hatte den ganzen Tag hindurch an Kate Carpenters
Verhalten ihm gegenüber gespürt, daß irgend etwas nicht
stimmte. Bei mehreren Gelegenheiten hatte er sie dabei ertappt,
wie sie ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck anstarrte.
Weshalb? fragte er sich.
    Als er dann abends in seiner Bibliothek saß, in seinem
gewohnten Sessel, und wie gewohnt seinen Cocktail nach der
Arbeit trank, erwog er die möglichen Gründe für ihr
merkwürdiges Benehmen. Er war sich sicher, daß Mrs.
Carpenter das leichte Zittern in seiner Hand entdeckt hatte, als er
die Nasenplastik neulich durchführte, doch das erklärte noch
nicht, weshalb sie ihn so seltsam angesehen hatte. Was immer
sie neuerdings beunruhigte, mußte etwas Schlimmeres sein, da
hegte er keinen Zweifel.
    Es war ein schrecklicher Fehler gewesen, am Abend zuvor
Barbara Tompkins zu folgen. Als sein Wagen vor dem Gebäude,
wo sie wohnte, im Verkehrsstau steckenblieb, hatte er sich
möglichst weit abgewandt, aber trotzdem hielt er es für möglich,
daß sie ihn gesehen hatte.
    Andererseits war das Zentrum von Manhattan eine Gegend,
wo Leute häufig andere ihnen bekannte Leute im Gewühl
erblickten. Seine Anwesenheit dort war also wirklich nichts so
Ungewöhnliches.
    Doch ein flüchtiger, beiläufiger Blick genügte nicht. Er wollte
Barbara wiedersehen. Sie wirklich sehen. Mit ihr reden. Ihr
nächster Termin zur Nachuntersuchung war erst in zwei
Monaten fällig. Er mußte sie unbedingt vorher sehen. Er konnte
nicht so lange darauf warten, daß sie ihn mit ihren leuchtenden
Augen über den Tisch hinweg anlächelte, nachdem er sie von
den schweren Lidern befreit hatte, die ihre Schönheit zuvor
verborgen hatten.
    Sie war nicht Suzanne. Niemand konnte das sein. Doch genau
wie bei Suzanne vertiefte

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