Ein Gesicht so schön und kalt
oder?« unterbrach ihn Robin.
»Im Senat, ja, da könntest du mich wohl so bezeichnen«, gab
ihr Jonathan recht. »Die übrigen Leute in unserem Team
schützen den, der gerade den Ball hat.«
»Und die ändern?«
»Die vom anderen Team legen es verteufelt drauf an, den
Spieß umzudrehen.«
»Jonathan«, sagte Grace ruhig.
»Entschuldigung, mein Schatz. Aber diese Woche hat es mehr
Beeinflussungsversuche um Sonderbegünstigungen gegeben, als
ich seit Jahren erlebt habe.«
»Was meinst du damit?« fragte Robin.
»Das ist ein uralter, aber nicht unbedingt ehrenhafter Brauch,
wobei einzelne Abgeordnete dem Staatshaushalt unnötige
Kosten aufhalsen, um sich bei den Wählern in ihrem Wahlkreis
einzuschmeicheln. Manche Leute machen eine wahre Kunst
daraus.«
Kerry lächelte. »Robin, du begreifst hoffentlich, was für ein
Glück du hast, die Regierungsabläufe von einem Mann wie
Onkel Jonathan erklärt zu bekommen.«
»Alles reiner Egoismus«, versicherte Jonathan ihnen. »Bis
Kerry soweit ist, daß sie am Supreme Court in Washington
vereidigt wird, kriegen wir’s auch hin, daß Robin ins Parlament
gewählt wird und selbst auf dem besten Weg nach oben ist.«
Jetzt ist der Zeitpunkt da, dachte Kerry. »Rob, wenn du fertig
bist, kannst du nachschauen, was es Neues am Computer gibt.«
»Da gibt es was, was du bestimmt magst, Robin«, ermunterte
sie Jonathan. »Ich garantier’s dir.«
Die Haushälterin machte mit der Kaffeekanne die Runde.
Kerry war überzeugt, daß sie die zweite Tasse nötig hatte. Von
jetzt an kann es nur noch bergab gehen, dachte sie.
Sie wartete nicht erst, bis sich Jonathan nach dem Fall
Reardon erkundigte. Statt dessen präsentierte sie ihm und Grace
alles genau so, wie es ihrer Kenntnis entsprach, und schloß mit
den Worten: »Es ist eindeutig, daß Dr. Smith gelogen hat. Die
Frage ist nur, wieweit ist er dabei gegangen? Es ist ebenso ein
deutig, daß Jimmy Weeks irgendeinen äußerst wichtigen Grund
hat, weshalb er nicht will, daß der Fall wiederaufgenommen
wird. Warum würden er oder seine Handlanger sonst Robin mit
hineinziehen?«
»Kinellen hat tatsächlich damit gedroht, daß Robin etwas
zustoßen könnte?« Grace’ Stimme klang eiskalt vor Verachtung.
»Davor gewarnt ist der bessere Ausdruck, denke ich.« Kerry
wandte sich nun in der Hoffnung, Jonathans Verständnis zu
finden, an ihn. »Sieh mal, du mußt verstehen, daß ich Frank
Green keine Steine in den Weg legen will. Er würde einen guten
Gouverneur abgeben, und mir ist bewußt, daß du auch mich
gemeint hast, als du Robin erklärtest, wie es im Parlament
zugeht. Green würde die politische Linie von Go uverneur
Marshall in die Tat umsetzen. Und verdammt noch mal,
Jonathan, ich will doch Richterin werden. Ich weiß, daß ich eine
gute Richterin sein kann. Ich weiß, daß ich gerecht sein kann,
ohne mich über den Tisch ziehen oder von falschem Mitgefühl
überwältigen zu lassen. Aber was für eine Richtenn würde ich
denn abgeben, wenn ich jetzt als Staatsanwältin eine Sache auf
sich beruhen lasse, die mehr und mehr nach einem Justizirrtum
aussieht, der zum Himmel stinkt.«
Ihr wurde bewußt, daß ihre Stimme etwas lauter geworden
war. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich hab’ mich etwas mitreißen
lassen.«
»Nun, wir tun wohl, was wir tun müssen«, stellte Grace ruhig
fest.
»Meine Überlegung ist, daß ich ja nicht vorhabe, wie ein
Westernheld die große Show abzuziehen und mich in der
Öffentlichkeit zu produzieren. Wenn etwas nicht stimmt, möchte
ich herausfinden, was es ist, und dann Geoff Dorso den Ball
übergeben. Morgen nachmittag gehe ich zu Dr. Smith, um mit
ihm zu reden. Der entscheidende Faktor ist dabei, seine
Zeugenaussage zu erschüttern. Ich glaube, offen gesagt, daß er
kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Jemandem
heimlich nachzusteigen ist ein Verbrechen. Wenn ich ihn
genügend unter Druck setzen kann, daß er zusammenbricht und
zugibt, daß er im Zeugenstand geloge n hat, daß er Suzanne diese
Schmuckstücke nicht geschenkt hat und daß sehr wohl jemand
anders bei der Sache eine Rolle gespielt haben kann, dann haben
wir eine ganz neue Ausgangsposition. Geoff Dorso könnte dort
weitermachen und einen Antrag für ein neues Verfahren stellen.
Es dauert ohnehin einige Monate, bis der Antrag
ordnungsgemäß bearbeitet und darüber befunden wird. Bis
dahin kann Frank schon Gouverneur sein.«
»Aber du, meine Liebe, bist dann vielleicht kein
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