Ein Gesicht so schön und kalt
Möglichkeit finden, wie Sie mich hier rauskriegen, dann bau ich
ein Haus für Sie, aus dem Sie bis an Ihr Lebensende nicht mehr
raus wollen.« Dann lachte er plötzlich auf. »Du meine Güte«,
sagte er, »ich kann nicht glauben, daß ich das in dem Loch hier
gesagt hab.«
Am anderen Ende des Raumes saß der Gefängnisinsasse Will
Toth mit seiner Freundin zusammen, widmete aber größtenteils
seine Aufmerksamkeit der Gruppe um Skip Reardon herum. Er
hatte Skips Mutter, den Strafverteidiger und Skips Freundin hier
schon mehr als genug gesehen. Eine Woche zuvor aber hatte er
dann Kerry McGrath wiedererkannt, als sie Skip besuchte. Sie
würde er überall wiedererkennen - McGrath war der Grund,
weshalb er die kommenden fünfzehn Jahre hier in diesem
Drecksloch verbringen mußte. Sie hatte bei seinem Prozeß die
Anklage vertreten. Es war deutlich zu sehen, daß sie heute
richtig auf Schmusekurs mit Reardon war; ihm, Will Toth, war
nicht entgangen, daß sie die ganze Zeit alles mitschrieb, was
Skip ihr erzählte.
Will und seine Freundin standen auf, sobald das Signal zur
Beendigung der Besuchszeit ertönte. Bei seinem Abschiedskuß
flüsterte er ihr noch zu: »Ruf gleich, wenn du heimkommst,
deinen Bruder an, und sag ihm, er soll die Nachricht
weitergeben, daß die McGrath heute wieder hier war und sich
jede Menge Notizen gemacht hat.«
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Si Morgan, der FBI-Agent, der die Ermittlungen im
Diebstahlsfall Hamilton leitete, saß am Samstag nachmittag in
Quantico in seinem Büro und überprüfte den Computerausdruck
zu diesem Fall wie zu den übrigen Verbrechen, die
möglicherweise in einem Zusammenhang damit standen.
Sie hatten die Hamiltons ebenso wie die Einbruchsopfer in
ähnlich gelagerten Fällen aufgefordert, ihnen die Namen all der
Gäste, die bei irgendeiner Zusammenkunft oder Festlichkeit in
ihrem Haus während einer Periode von mehreren Monaten vor
dem jeweiligen Einbruch zu Besuch gekommen waren, zur
Verfügung zu stellen. Der Computer hatte eine Gesamtliste
hergestellt sowie eine weitere Sonderliste der Namen, die
häufiger auftraten.
Das Problem dabei ist nur, dachte Si, daß so viele dieser Leute
sich in denselben Kreisen bewegen, daß es nicht ungewöhnlich
ist, regelmäßig auf bestimmte Personen zu stoßen, besonders bei
großen Anlässen.
Immerhin gab es etwa ein Dutzend Namen, die auffallend oft
in Erscheinung traten. Si musterte diese in alphabetischer
Ordnung aufgeführte Liste.
Der erste war Arnott, Jason.
Da haben wir nichts vorliegen, dachte Si. Arnott war einige
Jahre zuvor im stillen überprüft worden und galt als sauber. Er
hatte ein wohlsortiertes Aktienbündel, und seine Privatkonten
wiesen keine plötzlichen Bareinzahlungen auf, wie sie für
Einbrecher typisch waren. Auch sein Zinsaufkommen lag im
Rahmen seines Lebensstils. Seine Steuererklärung verzeichnete
korrekt seine Kapitalgeschäfte an der Börse. Er genoß einen
guten Ruf als Experte für Kunst und Antiquitäten. Er gab gerne
Einladungen und war allgemein beliebt.
Falls bei seiner Personenbeschreibung überhaupt etwas aus
dem Rahmen fiel, dann die Tatsache, daß Arnott vielleicht ein
wenig zu vollkommen erschien. Das und der Umstand, daß seine
gründliche Sachkenntnis über Antiquitäten und Kunst mit der
wählerischen Methode des Diebs in Einklang stand, der sich nur
auf Erstklassiges aus dem Besitz seiner Opfer kaprizierte.
Vielleicht würde es nicht schaden, ihn erneut unter die Lupe zu
nehmen, falls sich keine andere Spur ergibt, überlegte Si. Doch
wesentlich stärker war er an einem anderen Namen auf der Liste
interessiert, an Sheldon Landi, einem Mann, der seine eigene
Presseagentur besaß.
Landi scheint sich ja wirklich gern unter die Crème de la
crème zu mischen, überlegte Si. Er verdient nicht gerade
großartig, lebt aber in Saus und Braus. Landi paßte auch in das
Personenprofil, das laut Computeranalyse ausschlaggebend für
ihre Zielvorstellung war: ein Mann mittleren Alters;
Junggeselle; College-Ausbildung; selbständig.
Sie hatten sechshundert Flugblätter mit dem Foto, das die
Sicherheitskamera gemacht hatte, an die Personen geschickt, die
sie aus den Gästelisten herausgefiltert hatten. Bis jetzt waren
dreißig Hinweise eingegangen. Einer davon kam von einer Frau,
die am Telefon berichtete, der Schuldige könne sehr wohl ihr
ehemaliger Mann sein. »Er hat mich rücksichtslos beklaut,
solange wir verheiratet waren, und bei der Scheidung hat er
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