Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1
ist es zappenduster!“, rief Paula und schaute sich panisch nach einem geeigneten Versteck um.
„Freiherr von Schlotterfels, schnell, lassen Sie uns in Ihr Geheimzimmer!“, rief Max.
Das Poltern kam näher. Die Kinder sahen das Gespenst flehend an, aber Freiherr von Schlotterfels kratzte sich nur gleichgültig unter der Perücke.
„Mir dünkt, ihr habt euch arg verspätet. Ich hatte gesagt: zwei Uhr punktum. Einen Freiherrn von Schlotterfels lässt man nicht warten.“
„Wir können nichts dafür. Ehrlich nicht! Frau Hagedorn hat uns nicht gehen lassen. Wir mussten erst auf eine gute Gelegenheit warten, um uns von den Hausaufgaben wegzustehlen“, sagte Max.
Das Gespenst blieb unbeeindruckt.
Paula atmete hörbar aus. „Können wir uns vielleicht in Ihrem Zimmer weiterentschuldigen?“
„Nun, ich habe Zeit …“ Gelangweilt pulte das Gespenst irgendetwas nicht näher Bestimmbares unter seinen Fingernägeln hervor und schnippte es weg.
„Paula und ich sind untröstlich über unsere Verspätung. Wir entschuldigen uns tausendfach dafür! Niemals wieder werden wir es wagen, einen Freiherrn von Schlotterfels warten zu lassen“, bemühte sich Max, den richtigen Ton zu treffen.
„Jetzt quatschst du schon genauso komisch wie der!“, sagte Paula und rollte mit den Augen.
Doch Sherlock hatte Max’ kleine Rede sehr gefallen. Seine Mundwinkel schossen in die Höhe. „Ich bin beileibe kein empfindliches Gespenst! Das kann wirklich niemand von mir behaupten. Doch Ordnung muss sein. Genauso wie Anstand und Erziehung!“
Max mahnte Sherlock mit einem lauten Räuspern zur Eile.
„Wohlan!“, rief Sherlock. „Wie war das denn noch gleich mit dem geheimen Mechanismus? Ah ja …“
Sherlock deutete auf die Engelsfigur neben sich und zwirbelte nachdenklich seinen Schnurrbart zwischen den Fingern. „Mir dünkt, es war die linke Hand. Hm? Oder war es die rechte? Oder eher der rechte Fuß …?“
„Freiherr von Schlotterfels, bitte erinnern Sie sich ein bisschen schneller! Frau Hagedorn ist gleich hier!“, flehte Max. Aufgeregt trat er von einem Fuß auf den anderen.
„Sapperlot noch eins! Ich hab’s vergessen!“, sagte das Gespenst.
„Vergessen?!“, kreischte Paula.
„ Ich brauche ja keinen geheimen Mechanismus. Ich gehe einfach durch die Wand.“
Und damit war Sherlock bereits ohne einen Laut hinter der Wand verschwunden.
„Ihr könnt gleich was erleben!“, hörten die Geschwister Frau Hagedorn keuchen. Sie klang gefährlich nah.
Max machte sich verzweifelt an der Engelsfigur zu schaffen. „Die Füße sind es nicht“, jammerte er. „Die sitzen bombenfest.“
Paula kletterte auf den Sockel der Statue. Vergeblich versuchte sie die Hände des Engels zu bewegen.
„Der Kopf?“, schlug Max vor.
„Funktioniert auch nicht!“
Paula und Max warfen sich einen verzweifelten Blick zu. Ihnen blieben nur noch Sekunden.
Da hatte Max eine Idee. „Der Geigenbogen!“
„Was?“
„Versuch, den Geigenbogen zu drehen. Los! Mach schon!“
Paula tat, wie Max ihr geheißen, und tatsächlich: Der Geigenbogen ließ sich bewegen! Leise schabte er über die Saiten.
Da sprang mit einem kaum hörbaren Knarren die Geheimtür in der Tapete auf. Paula hüpfte vom Sockel und stürmte mit Max hindurch. Keine Sekunde zu früh schloss sich die Tür hinter ihnen. Auf der anderen Seite der Wand hörten Paula und Max Frau Hagedorn fluchen.
„Das gibt Sauerkraut auf Lebenszeit“, seufzte Paula. „Jede Wette.“
„Seid mir aufs Herzlichste willkommen in meiner bescheidenen Behausung“, säuselte Sherlock. Sein Zimmer war über und über von riesigen Spinnweben durchzogen. Und der Staub von Jahrhunderten bedeckte Möbel und Fußboden.
„Wenn das Frau Hagedorn sehen könnte“, staunte Max.
Der Schein mehrerer Kandelaber fiel auf ein vergoldetes breites Bett, dessen Bezug dünn und löchrig war. Von den geschwungenen Beinen des dazugehörenden Nachttischchens blätterte die Goldlasur. An einer Wand stand neben einer bauchigen Kommode mit goldenen Beschlägen ein Vitrinenschrank, in dem sich vergilbte Papiere türmten. Das benachbarte Regal quoll über von Büchern.
Paula pfiff anerkennend. „Coole Hütte, Freiherr von Schlotterfels!“
„Wie belieben?“, fragte Sherlock.
Max seufzte und erklärte: „Paula meint, dass sie Ihr Zuhause schön findet!“
„Oh! Danke für das Kompliment!“
So gut es ging, bahnte sich Paula einen Weg durch die Vorhänge aus Spinnweben und ging auf ein weinrotes Sofa
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