Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1
müssen“, sagte Paula und grinste. „Gespenster fahren bestimmt umsonst.“
„Mein wertes Fräulein, ich fahre in diesem Gefährt nirgendwohin!“, schimpfte Sherlock.
Paula schloss die Hand um die Münzen. „Dann müssen Sie mit Lilly eben zum Schloss des Herzogs schweben!“
Sherlock warf störrisch den Kopf in den Nacken. „Glaub ja nicht, dass mir das etwas ausmacht! Der Weg zum herzoglichen Schloss ist mir vertraut wie meine Westentasche.“
Paula zuckte mit den Schultern. „Prima, dann treffen wir uns also beim Herzog.“
Als Max und Paula einstiegen, richtete Sherlock entschlossen seine Perücke und sagte zu Lilly: „Wohlan! Denen werden wir zeigen, was eine Harke ist!“
Im nächsten Moment raste ein Sportwagen hupend am Bus vorbei.
Wie ein Blitz schoss das verängstigte Gespenst hinein in den Bus, vorbei an Max und Paula und den anderen Fahrgästen, und ließ sich keuchend auf einen freien Sitz plumpsen.
„Was ist denn nur im letzten Jahrhundert außerhalb meiner Schlossmauern vor sich gegangen?“, jammerte das Gespenst, ohne den Kopf zu heben. Verschreckt klammerte es sich an der vorderen Sitzlehne fest.
Paula und Max tauschten einen mitleidigen Blick.
„Zu schnell! Zu schnell!“, jammerte Sherlock nur, als der Bus beschleunigte. „Oh, Grundgütiger, mir wird ganz blümerant!“
Lilly legte den Kopf an die Brust ihres Herrn und winselte.
„Psst! Psst!“, machte Paula. „Leise, Lilly, leise!“
Schon fingen die ersten Fahrgäste an, sich nach den Kindern umzudrehen.
Max warf einen sorgenvollen Blick auf das beinahe ohnmächtige Gespenst. Die Perücke hing schief auf seinem Kopf, Jackett und Halstuch waren verrutscht und der Schnurrbart verknickt. „Was machen wir denn jetzt?“
„Du bist doch der Schlaumeier hier“, antwortete Paula ratlos.
Bevor Sherlock endgültig die Besinnung verlieren konnte, sagte Max schnell: „Keine Panik, Freiherr von Schotterfels, es ist nicht mehr weit.“
Drei Haltestellen später torkelte das Gespenst hinter den Kindern in den Sonnenschein hinaus. Es war sichtlich erleichtert, wieder über festem Boden zu schweben, rückte die Perücke zurecht und brachte seine Kleider in Ordnung.
Nicht weit von der Straße entfernt begann sich ein schmaler Pfad in den Wald hineinzuschlängeln. Max deutete in seine Richtung und entschied: „Wir nehmen die Abkürzung!“
„Diese hohle Gasse ist mir eine alte Vertraute in einer fremd gewordenen Welt!“, verkündete Sherlock theatralisch. „Auch wenn es der Weg zu meinem Erzfeind ist.“
Während Lilly begeistert durch das Unterholz schnüffelte, löste Sherlock seine bauschige Spitzenkrawatte und schüttelte sie aus.
„Was ist denn das?“ Fasziniert betrachtete Paula eine Kette, die Sherlock um den Hals baumelte. Das Gespenst schaute verwundert an sich hinunter.
„Oh, das ist eine Flohfalle.“
„Eine Flohfalle?“ Paula wurde etwas blass um die Nase. „Haben Sie etwa Flöhe?“
Das Gespenst winkte ab. „Ich hatte Flöhe. Natürlich. Jeder hatte Flöhe … und Läuse.“
Sherlock schraubte das Kistchen auf, das an der Kette hing. Zum Vorschein kam ein kleiner, verschlissener Lappen. Max reckte wissbegierig den Hals.
„Dieses Stück Stoff wurde in Honig oder Parfüm getunkt. Einige Leute benutzten auch Schweineblut oder Harz, um die Flöhe anzulocken. Man legte das Läppchen in die kleine Schatulle und verschloss sie wieder.“
Während Sherlock erklärte, führte er die entsprechenden Handgriffe vor. „Durch die Löcher hier konnten die kleinen Biester in das Behältnis gelangen.“ Er hielt den Kindern das Elfenbeinkästchen unter die neugierigen Nasen. „Seht ihr?“ Als Max und Paula nickten, band er sich die Krawatte um den Hals und ließ die Kette mitsamt der Flohfalle wieder darunter verschwinden. „Waren die Flöhe einmal in dem Kästchen, kamen sie nicht mehr heraus. Allerdings muss ich zugeben, dass das Ergebnis meistens höchst unbefriedigend war. Sapperlot noch eins, war das eine Juckerei!“
Max machte einen großen Schritt rückwärts. „Im siebzehnten Jahrhundert haben sich die Leute nur sehr selten gewaschen“, erklärte er. „Sie haben sich lieber gepudert und einparfümiert, um den schlechten Geruch zu überdecken.“
Paula schüttelte sich. „Igitt! Max, wo hast du denn so etwas her?“
Max zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Hab ich wohl irgendwo gelesen.“
Bei dem Gedanken an Flöhe begann es Paula am ganzen Körper zu jucken.
Sie kratzte sich immer
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