Ein Girl zum Pferde stehlen
von anderen Leuten einzumischen.« Der Sheriff verschränkte die Arme vor der Brust. »Das sollten Sie besser jemand überlassen, dessen Job es ist für Recht und Ordnung zu sorgen.« An seiner herrischen Haltung war zu erkennen, dass er dabei von sich selbst sprach.
»Das hätte ich auch getan.« Lassiter hielt seinem Blick mühelos stand. »Doch leider fehlte von demjenigen, als es darauf ankam, jede Spur. Wahrscheinlich hatte der Lawman gerade etwas Besseres zu tun.«
Der Gesetzeshüter erwiderte nichts, sondern wandte sich wieder Bailey zu. »Gab es einen besonderen Grund für den Streit? Weshalb wollten Sie diesem Doc Cure an den Kragen?«
»Weil ich davon überzeugt bin, dass dieser verdammte Quacksalber Dreck am Stecken hat«, entgegnete der Pferdezüchter. »Etwa eine Meile vor der Stadt habe ich eine junge Frau aufgegabelt. Ihr ging es hundsmiserabel. Sie hat darauf bestanden, dass ich sie zu diesem komischen Wunderheiler bringe. Das habe ich auch getan. Aber dem Kerl war auf den ersten Blick anzusehen, dass er ein durchtriebener Windhund ist. Ich würde meinen letzten Cent darauf verwetten, dass er am Zustand des Girls nicht ganz unschuldig ist. Und jetzt haben er und die Hexe, mit der er unterwegs ist, sie auch noch in ihrer Gewalt. Wir müssen ihr unbedingt helfen.«
»Sprichst du von der Kleinen mit dem langen, dunkelblonden Haar?«, erkundigte sich Gladys, die die Unterhaltung der drei Männer bisher an ein Hitchrack gelehnt verfolgt hatte.
»Ja … genau«, bestätigte Bailey. »Ihr Name ist Carlotta. Kennst du sie etwa?«
»Das wäre zu viel gesagt.« Die rothaarige Lady schürzte die Lippen. »Ich habe sie schon ein paarmal gesehen. Und zwar jedes Mal in Begleitung von diesem Paar, mit dem du dich angelegt hast. Die drei scheinen sich gut zu kennen.«
»Was?!« Der Pferdezüchter starrte sie ungläubig an. »Das kann nicht sein. Du musst dich irren.«
»Ganz bestimmt nicht.« Gladys strich sich mit einer selbstsicheren Bewegung die Mähne in den Nacken. »Ich komme ziemlich viel in der Gegend rum, weil ich mit meinem Stand die meisten Märkte in Idaho abklappere. Genauso wie das auch andere fahrende Händler tun. Da läuft man sich zwangsläufig immer wieder mal über den Weg. Ich erinnere mich natürlich nicht an jeden davon. Aber bei diesem Doc Cure ist das was Anderes. Dieses auffällige Vehikel, mit dem er unterwegs ist, gibt es nur einmal. Und jedes Mal, wenn den Doc und seine merkwürdige Madame gesehen habe, war auch dieses junge Ding in der Nähe. Zumindest in den vergangenen drei Jahren.«
»Soll das etwa heißen, dass sie mit diesem zwielichtigen Pärchen gemeinsame Sache macht?« Bailey war wie vor den Kopf gestoßen. »Das glaube ich erst, wenn Carlotta mir das selbst sagt. Sheriff, Sie müssen den Wagen unbedingt verfolgen.«
»Moment mal.« Der hob abwehrend eine Hand. »Haben Sie nicht selbst gesagt, dass die junge Dame freiwillig zu diesem Doc wollte?«
»Ja.«
»Und hat er ihr nicht ein Mittel gegeben, nach dem es ihr schnell wieder besser ging?«
»Ja.«
»Und hat sie sich dagegen gewehrt, dass man sie in den Wagen gebracht hat?«
»Nein, aber …«
»Kein aber«, unterbrach der Sheriff Bailey. »Die Lady hat Sie an der Nase rumgeführt. Sie sind bestimmt nicht der erste und auch nicht der Letzte, dem das passiert. Aber ich sehe nicht den geringsten Grund, weshalb ich mich diesen Herrschaften an die Fersen heften sollte. Das wäre pure Zeitverschwendung.«
»Hören Sie zu, Sheriff.« Die Stimme des Pferdezüchters bebte verärgert. »Ich bin fest davon überzeugt, dass da etwas Ungesetzliches am Laufen ist. Also ist es ihre verdammte Pflicht, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um eine Schweinerei zu verhindern.«
»Das sagt genau der Richtige«, knurrte der Mann mit dem Stern an der Weste. »Sie selbst sind doch derjenige, der ständig für Ärger sorgt. Heute war es ein Händler, den Sie ohne ersichtlichen Grund mit der Waffe bedroht haben. Vor ein paar Tagen waren Sie bei mir, weil zwei Ihrer Freunde bei einer Schießerei ums Leben gekommen sind. Reichlich merkwürdig, finden Sie nicht auch?«
Bailey prallte zurück, als habe man ihm eine Ohrfeige verpasst. »Was, zur Hölle, wollen Sie damit andeuten?«
»Dass Sie ziemlich schnell bei der Sache sind, wenn es darum geht, eine Angelegenheit mit der Knarre zu regeln. Vielleicht gibt es diese mysteriösen Kerle, die Ihnen angeblich beim Oakwood Lake aufgelauert haben, ja überhaupt nicht. Vielleicht sind Sie
Weitere Kostenlose Bücher