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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ist … ich habe im Wartezimmer gesessen, und er kam aber nicht raus, und dann habe ich geklopft, und dann habe ich die Tür aufgemacht und dann … um Himmels willen, könnten Sie wohl schnell machen?«
    Sie konnte nicht dort bleiben. Sie ging zurück ins Wartezimmer. Es war schrecklich, allein dort zu sitzen, mit all den Königen und Königinnen, die auf einen hinunterstarrten. Warum hatte nicht jemand anders ihn gefunden? Dr. Druffitt hatte doch bestimmt noch ein paar Patienten übrig. Aber der Tag war zu schön, um krank zu werden. Der Tag war auch zu schön, um in anderer Leute Kellern Sachen zu finden, die man nicht finden wollte. Jetzt würde sie niemals wissen, ob der Inhalt des Einmachglases, das Dr.   Druffitt zur Analyse geschickt hatte, zu dem passte, das in einer braunen Tüte hier neben ihr stand. Sie würde nie sicher wissen, ob Mrs.   Treadway auf diese Art umgebracht worden war.
    Sie war überzeugt, dass jemand diese Bohnen vorsätzlich falsch eingemacht und sie dann dort hingestellt hatte, wo Mrs.   Treadway sie finden und essen und daran sterben würde. Der Mörder hatte zwei Gläser im Keller deponiert, für den Fall, dass Mrs.   Treadway eins der Gläser zu früh öffnen würde, ohne dass die Bohnen Zeit gehabt hätten, richtig zu verderben; aber sie hatten Zeit genug gehabt.
    Nur, warum war der Mörder nicht zurückgekommen, um das zweite Glas wieder verschwinden zu lassen? Vielleicht hatte er – oder sie – es für zu riskant gehalten. Niemand hatte damit gerechnet, dass Marion Emery nach dem Tod ihrer Tante im Herrenhaus bleiben würde, um ein fantastisches Vermögen zu suchen. Vielleicht hatte der Mörder auch gar nicht bemerkt, dass die beiden Gläser mit den tödlichen Bohnen anders eingemacht waren als der Rest – das sprang einem schließlich nicht sofort ins Auge.
    Mrs.   Treadway selbst hatte es ja auch nicht bemerkt. Ihre Sehkraft hatte stark nachgelassen, was sie immer verheimlicht hatte aus Angst, ihre Nichten würden sie in ein Altersheim stecken und sich an ihren Habseligkeiten vergreifen. Aber den Wadmans, die sie so gut gekannt hatten, war aufgefallen, dass sie sich mit den Jahren immer mehr auf das verließ, was sie wusste, als auf das, was sie sah. In ihrem Herrenhaus hätte sie sich auch blind zurechtgefunden, und auch ihr Essen konnte sie noch selbst zubereiten, und sie hatte nur das gegessen, was sie persönlich eingemacht hatte, denn sie hatte gewusst, dass sie sich auf diese Qualität verlassen konnte. Nur ein einziges Mal, zuletzt, hatte sie sich vertan.
    Mehrere Bohnen auf einmal zu zerschneiden war der schnelle, moderne Weg. Nur eine wirklich pingelige Köchin wie Annabelle oder eine altmodische mit viel Zeit machte sich die Mühe, die Bohnen einzeln zu brechen, um jede auf ihre Frische zu überprüfen. Ein Mörder, der sich beim Einmachen moderner Methoden bediente, würde sie schneiden, ohne jede einzelne zu begutachten. Ein Mörder, der sich mit dem Einmachen nicht auskannte, hätte es ebenfalls so gemacht, denn er hätte sich daran orientiert, wie handelsübliche eingemachte oder gefrorene Bohnen aussahen. Vielleicht hatte der Mörder aber auch genau gewusst, dass Mrs.   Treadway ihre Bohnen immer von Hand brach – und hatte, als Warnung für sich selbst, die tödlichen Bohnen säuberlich mit dem Messer geschnitten, um sie wiederzuerkennen.
    Der Mörder hatte nicht voraussehen können, zu welchem Zeitpunkt Mrs.   Treadway die Bohnen öffnen würde. Sie war immer sehr gastfreundlich gewesen. Mit jedem, der zufällig zur Essenszeit vorbeigekommen war, hatte sie ihre kargen Mahlzeiten geteilt. Als Gast hätte man das eingemachte Gemüse nicht gut ausschlagen können, denn es gab nicht viel anderes. Unter diesen Umständen hätte es für einen Gast tödlich sein können, eine Einladung zum Essen anzunehmen.
    Wer hatte im Herrenhaus gegessen? Janet selbst zum Beispiel, und zwar unzählige Male. Annabelle war auch oft herübergegangen, wenn die Kinder in der Schule waren, Bert unterwegs war und sie dachte, dass die alte Dame etwas Gesellschaft gebrauchen könnte. Gilly Bascom war ab und zu vorbeigekommen – allerdings nur sehr ab und zu. Marion war oft dort gewesen, natürlich, und musste essen, was ihr vorgesetzt wurde, oder hungrig wieder umdrehen. Auch Sam Neddick hatte manchmal mit Mrs.   Treadway gegessen, schließlich hatte er die anfallenden Arbeiten im und am Haus erledigt und sich auf dem Heuboden ihrer Scheune eingerichtet; allerdings hatte er, seit

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