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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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er halbtags auch für Bert arbeitete, den üppigeren Speiseplan der Wadmans bevorzugt.
    Und Dot Fewter natürlich. Dot brachte sich immer widerlich matschige Sandwiches mit, wenn sie zum Saubermachen kam (wenn man ihre halbherzige Wischerei so nennen wollte), aber ohne Zweifel hätte sie kein zusätzliches Essen ausgeschlagen.
    Sah man den Dingen ins Gesicht, gab es keinen Zweifel, dass Marion und Gilly die verdächtigsten Personen waren. Beide wussten, dass sie erben würden. Beide waren immer knapp bei Kasse. Und für beide war es ein Kinderspiel, an Mrs.   Treadways Vorratsregale zu gelangen.
    Aber das konnte jeder andere auch. Der Keller war nie abgeschlossen. Jeder, der ein bisschen Glück und starke Nerven hatte, hätte nachts in den Keller schleichen können, zwei leere Gläser entwenden, sie auffüllen und zwischen die übrigen Bohnengläser stellen können. Vielleicht hatte der Täter das Ganze auch bequem in einer Tour erledigt: vielleicht hatte er die präparierten Bohnen in einem anderen Gefäß mitgebracht und vor Ort in die beiden Gläser gefüllt. Das Umfüllen hätte keine besondere Umsicht erfordert, denn die Bohnen  sollten  ja verderben. Auch ein Kind mit einem Fahrrad hätte ohne weiteres … Bobby Bascom, nur zum Beispiel. Gillys missratener Sohn war mittlerweile fast elf. Janet hatte gehört, dass Bobby schon ein paar Mal in Schwierigkeiten geraten war, weil er Steine in die wenigen Straßenlaternen von Pitcherville geworfen, Früchte von fremden Bäumen geklaut und Luft aus Autoreifen gelassen hatte – nichts Ernstes also, aber immerhin Dinge, die seine Zukunft nicht gerade vielversprechend erscheinen ließen. Annabelle sagte, es sei eine Schande, wie dieses Kind erzogen wurde. Gilly schien keine Kontrolle über ihn zu haben, und seine Großeltern zeigten viel weniger Interesse an ihm, als man das von Großeltern erwartete.
    Es war Bobbys Großvater, der da tot im Sprechzimmer lag. Janet wünschte, sie wüsste, wo der Junge gerade war – und wo er vor zwanzig Minuten gewesen war. Vielleicht war er ja irgendwo hier herumgeschlichen? Hatte er es vielleicht lustig gefunden, sich unter dem Schreibtisch zu verstecken und im richtigen Moment an dem verhängnisvollen Läufer zu ziehen?
    Aber warum sollte jemand so etwas lustig finden? Bobby war alt genug, um zu wissen, wie gefährlich das war. Aber vielleicht hatte er es gar nicht zum Spaß getan. Auch in Kindern konnte sich Wut anstauen, genauso wie in Erwachsenen; und schließlich hatte Janet letzte Nacht eine Kostprobe davon bekommen, wie boshaft der Doktor sein konnte.
    Vielleicht hatte Bobby auch gedacht, er tue seiner Mutter einen Gefallen. Vielleicht hatte er etwas von einem Glas Bohnen gehört, und von einer Erbschaft, die dringend nötig war. Vielleicht hatte er in der Gerüchteküche der Kleinstadt aufgeschnappt, dass Janet unterwegs zu seinem Großvater war, um ihm einen seltsamen Fund aus dem Keller des Herrenhauses zu zeigen. Kleine Töpfe haben große Henkel.
    Janet hatte schwer daran zu schlucken, dass Dr.   Druffitt ausgerechnet jetzt gestorben war. Jemand wollte unbedingt vermeiden, dass er das zweite Einmachglas zu Gesicht bekam – diese Annahme war erschreckend plausibel. Nicht nur Bobby, auch unzählige andere Leute könnten von ihrem Besuch beim Doktor gewusst haben. Nicht nur Bobby, auch unzählige andere Leute hätten an dem Läufer ziehen können.
    Das Wartezimmer eines Arztes war ein öffentlicher Ort. Jeder konnte hier hereinspazieren. Jeder wusste, dass heute Mrs.   Druffitts Clubtag war und dass sie sich in der oberen Etage für diesen Anlass herausputzte. Jeder wusste, dass Dot Fewter heute nicht zum Putzen kam. Jeder wusste alles von allen hier in Pitcherville! Vielleicht versteckte sich der Mörder noch irgendwo im Haus und wünschte, Janet möge endlich gehen, damit er sich aus dem Staub machen könnte. Warum hatte sie nicht früher daran gedacht? Sie war schon fast aus der Tür, als Fred Olson hereinplatzte.
    »Janet, was ist passiert?«
    »Wir sollen glauben, dass er auf dem Läufer ausgerutscht ist und sich den Kopf eingeschlagen hat.«
    Entweder verstand Fred Olson diesen Wink nicht oder beschloss, ihn zu ignorieren. Er öffnete die Tür des Behandlungszimmers und sah hinunter auf den dünnen, ältlichen Körper, der ausgestreckt auf dem glänzenden Parkett lag. »Armer alter Hank. Ich nehm mal an, er hat gar nichts gespürt. Ein Segen, immerhin.«
    Er kniete sich hin und fasste mit seinen verdreckten

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