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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Fingerspitzen an den Hinterkopf des Toten, behutsam wie eine Mutter. »Ja, da is’n Loch drin, da kann man die Faust reinstecken. Bleibt nichts übrig, als Ben Potts zu rufen, nehm ich mal an.«
    »Ben Potts?«, rief Janet. »Sie können ihn doch nicht einfach einem Bestatter ausliefern, ganz ohne Totenschein!«
    »Hm, ja, nee, kann ich eigentlich nicht. Wenn ich so drüber nachdenke.« Olson kratzte sich am stoppeligen Kinn. »Vielleicht kann ich Doc Brown herholen. Der ist wieder in der Stadt, haben Sie vielleicht gehört. Lebt jetzt bei seiner Tochter, die ist verheiratet, da draußen bei Jenkins, wissen Sie?«
    »Dr.   Brown? Ich wusste nicht mal, dass der noch lebt. Er muss ja fast neunzig sein.«
    »Na und? Ist immer noch ein Arzt, oder? Ich werd dem alten Kerl mal Beine machen, damit er rüberkommt, zu seinem allerletzten Hausbesuch. Haben Sie’s schon Elizabeth gesagt?«
    »Nein. Ich … es schien mir nicht richtig, ihn hier so allein liegen zu lassen. Ich dachte, es ist besser, zuerst Sie anzurufen.« Janet merkte, dass sie sich vor ihrer unschönen Aufgabe drückte. Sie konnte Olson keinen Vorwurf machen, dass auch er sich drücken wollte.
    »Besser, wir schaffen ihn auf den Untersuchungstisch da und legen ein Laken drüber, bevor sie nach Hause kommt. Wär ein übler Schock für sie, ihn so zu sehen. Ben wird kaum vor heut Abend zurück sein. Ist auf einer Beerdigung drüben in West Jenkins.« Er bückte sich, packte den kleinen, schmalen Körper, drehte ihn um und legte ihn schwungvoll auf den mit schwarzem Leder bezogenen Tisch.
    »Vorsicht mit seinem Kopf!« Ohne zu wissen, warum, streckte Janet die Hand aus, damit der Kopf nicht auf die Tischplatte knallte.
    »Dem tut nix mehr weh«, sagte der Marshall grimmig, aber Janet achtete nicht auf ihn. Wie von selbst erkundeten ihre Finger den zerschmetterten Schädel. »Fred, bitte sehen Sie sich noch mal das Loch an.«
    Das tat er ungern, aber er tat es.
    »Ich meine, fühlen Sie mal die Wunde. Merken Sie nicht, wie … wie glatt sie ist? Sollte sie nicht mehr … irgendwie fransiger sein, wenn sie von so einem kantigen Gegenstand wie dem Tisch stammt?«
    »Wie soll ich das wissen? Ich bin kein Arzt.«
    »Ich auch nicht! Aber ich habe in meinem Leben genug Eier gebraten, um zu wissen, dass die Schale anders bricht, wenn ich sie mit einem Löffel aufklopfe, als wenn ich sie am Pfannenrand aufschlage, und Sie wissen das auch. Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass die scharfe Tischkante nicht wenigstens ins Fleisch geschnitten und eine Art … na ja, Schneise oder so was hinterlassen hätte, oder?«
    Olson befühlte die Wunde erneut, mit einem sorgenvollen Ausdruck auf seinem Gesicht, das aussah wie ein rosafarbener Pudding. »Verdammt, Janet, ich hab keine Ahnung. Was soll’s denn sonst gewesen sein? Ist doch nichts anderes da, auf das er gefallen sein könnte. Vielleicht hat sein Haar …«
    »Welches Haar denn bitte?«
    Dem Marshall klappte der Kiefer hinunter. Er starrte seinen alten Freund an, als habe er ihn noch nie gesehen. »Allmächtiger, das ist mir ja noch nie aufgefallen, wie kahl der schon war … früher hat Hank lange Korkenzieherlocken gehabt, bis zur Hüfte fielen die. Ich hatte auch so Locken, aber ich mochte sie nicht. Das war vierzig Jahre, bevor Sie geboren wurden, schätze ich.«
    Er seufzte, nahm ein Tuch, das neben dem Behandlungstisch lag und auf einen Patienten wartete, der nun niemals mehr kommen würde, und deckte es über seinen lebenslangen Freund. »Gehen Sie rüber und sagen Sie’s Elizabeth, Janet. Ich bleibe hier und versuche, Doc Brown zu erreichen.«
    Janet fürchtete sich vor dieser Aufgabe und zögerte. »Fred, es gibt noch etwas, das ich Ihnen sagen muss.« Sie holte ihre Papiertüte von dem Rosshaarsofa und zeigte ihm das Einmachglas. »Dot Fewter und ich haben das hier heute Morgen in Mrs.   Treadways Keller gefunden.«
    Er zuckte die Schultern. »Ist doch ein guter Ort, um so was aufzubewahren.«
    »Fred, hören Sie mir zu. Sie wissen, woran Mrs.   Treadway gestorben ist.«
    »Ja. Giftige Bohnen.«
    »Und Sie wissen, wie sehr sie immer darauf geachtet hat, was sie aß.«
    »Ja. Hat ihr ja nicht gerade viel genützt am Schluss, was?«
    »Sehen Sie sich dieses Glas an. Es ist voller grüner Bohnen. Und sie sind alle mit einem Messer in gleichmäßige Stücke geschnitten, wie die, die man tiefgefroren im Supermarkt kriegt.«
    »Und?«
    »Würde Ihre Mutter es so machen?«
    Olson schob seine alte

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