Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
dich nicht mal um diese scheußliche Küche kümmern? Was, wenn jemand zu Besuch kommt? Was sollen die Leute denken, wenn sie sehen, dass sich dieses schöne, alte Haus in eine vergammelte Spielhölle verwandelt hat!«
    »Jetzt werd mal nicht komisch, Elizabeth«, sagte ihre Kusine. »Du weißt verdammt genau, dass Tante Aggie hier am Küchentisch mit Sam Neddick um einen Penny pro Punkt High-low-jack gespielt hat, und zwar fünf Abende die Woche. Und überhaupt: Gerade   du   mußt dich über Glücksspiel aufregen! Schon vergessen, wie Henry sich die Zeit vertrieben hat, wenn er sich mal von der Leine losgerissen hat?«
    »Wenigstens ist mein Mann nicht jedem einzelnen Rock in der Stadt nachgestiegen!«
    »Oh ja, das stimmt. Weil ihm die eine Frau, die er hatte, schon zu viel war! Und wenn du hier auf meinen Vater anspielen willst: der konnte wenigstens Männlein und Weiblein unterscheiden! Glaub bloß nicht, niemand wüsste, was dein ach so lieber, heiliger Herr Papa den Jungs in der Sonntagsschule beibringen wollte.«
    Wütend drückte Marion ihre Zigarette in dem bereits übervollen Aschenbecher aus, sammelte die verstreuten Karten ein und teilte neu aus. Elizabeth Druffitt rümpfte die Nase, raffte die Reste ihrer Würde zusammen und ging zurück in die Bibliothek. Janet berührte schüchtern Rhys’ Ärmel.
    »Ich hoffe, du nimmst ihr nicht übel, was sie über deine Pflichterfüllung gesagt hat.«
    »Nein, liebe – Kusine.«
    »Jeder andere hätte wenigstens gesagt: ›Danke, dass du Gilly und Bobby sicher nach Hause bringst.‹«
    »Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Gibt es noch Tee?« Er hätte sich gern noch etwas inniger trösten lassen, aber womöglich käme Mrs.   Druffitt plötzlich zurück und würde ihn wegen Lüsternheit und wollüstiger Ausschreitungen melden.
    Es war fast fünf Uhr, und Janet begann, sich laut um Berts Abendessen zu sorgen, als eine Karawane die Einfahrt hochkam. Elmers Ford fuhr vorneweg, dann folgte ein Polizeiauto und dann eine Delegation von Neugierigen aus der Stadt, die sich drangehängt hatten, um zu sehen, ob es etwas zu sehen gab. Der uniformierte Mountie, der das zweite Auto gefahren hatte, stieg aus und eskortierte die Ausreißer ins Herrenhaus.
    »Tag, Inspector. Sind das die Leute, die Sie gesucht haben?«
    »Ja, das sind sie. Vielen Dank, Sergeant. Bleiben Sie doch ein bisschen, ja? Es kann gut sein, dass ich bald einen neuen Fahrgast für Sie habe.«
    Marion, Janet und sogar Mrs.   Druffitt drängten sich um ihn und reckten die Hälse über seine Schulter, um das Grüppchen besser sehen zu können, das jetzt in die Küche kam. Elmer ragte in der Mitte heraus, einen Arm um Gillys dünne Schultern gelegt, in der anderen Pranke hatte er Bobbys Hand. Alle drei sahen verwirrt aus, erschöpft, schmutzig – und überglücklich. An Gillys schwarzem Kleid prangten die Überreste einer Orchidee, und sie hielt ihre linke Hand vor den Körper wie einen Talisman. Auf dem Ringfinger befand sich ein schimmernder, gelbgoldener Ehering.
    »Gillian!«, schrie ihre Mutter. »Was hast du getan?«
    Elmer starrte Elizabeth Druffitt an. »Sie?! Ich dachte …«
    »Du dachtest, du hättest mich umgebracht, du Teufel!«
    »Nein, ich hab Sie nicht umgebracht«, schrie er zurück. »Sie waren schon tot! Ich hab Sie im Scheinwerferlicht gesehen, gestern Nacht, als ich hierher fuhr. Sie haben auf dem Rasen gelegen, genau da hinten.« Er zeigte aus dem Fenster auf die Stelle, wo Dot Fewters Leiche gelegen hatte. »Ich bin ausgestiegen und hab Ihre Hand genommen. Sie war eiskalt, und ich hab kein’ Puls fühlen können. Dann hab ich Ihren Kopf angefasst, und hinterher hatte ich Blut an der Hand, und da wusst ich, dass Sie tot sind. Ich hab mir das Blut am Wasserhahn draußen abgewaschen, damit Gilly’s nicht sehen müsste, und das Auto hab ich zurückgesetzt, damit Gilly Sie auch nicht sehen müsste.«
    »Wie hätte sie das nicht sehen sollen?«
    »Sie hat geschlafen! Sie ist im Drive-in eingenickt und hat den ganzen Weg zurück durchgeschlafen. Ich hab sie dann aufgeweckt und gesagt: ›Gilly, wir müssen weg‹, und sie sagt: ›Ich muss Bobby holen‹. Und ich sag: ›Klar‹, also haben wir ihn eingepackt und sind los.« Der junge Riese drückte seine neue Ehefrau fester an sich, legte den anderen Arm um seinen Stiefsohn und starrte herausfordernd auf seine Zuhörer.
    »Du lügst!«, kreischte Mrs.   Druffitt. »Gillian wäre niemals einfach weggelaufen, sie hätte niemals

Weitere Kostenlose Bücher