Ein glücklicher Tag im Jahr 2381
Instrument zusammenzuprallen droht, weil beide ebenso sehr im Audio- wie auch im visuellen Bereich wirken, und beide sind Generatoren, modulieren also nicht nur das Spiel eines anderen. Er schafft es fast. Aber sie verlieren die Kometenharfe. Sie gibt einen dünnen, heulenden Ton von sich und fällt heraus. Daher müssen sie wieder um zwei Schritte zurückgehen und es von neuem versuchen. Es ist ein unsicheres Gleichgewicht, das ständig am Umkippen ist. Bis vor fünf Jahren hatten die Kosmosgruppen nicht mehr als fünf Instrumente; es war einfach zu schwierig, mehr als das zusammenzuhalten. Das war, als würde man in der griechischen Tragödie einen vierten Darsteller hinzunehmen: eine technisch unmögliche Leistung – oder so mußte es jedenfalls Aeschylos erscheinen. Jetzt sind sie so weit, daß sie sechs Instrumente einigermaßen gut koordinieren können und mit einiger Anstrengung auch ein siebentes, wenn man den zusammengeschlossenen Kreis der Instrumente durch einen Zusatz-Computer in Edinburgh stabilisieren läßt; aber es bleibt noch immer eine schwierige Sache, sie alle synchron zu halten. Dillon macht wilde Bewegungen mit seiner linken Schulter, um den Dopplerumwandler zum Einsatz zu veranlassen: »Komm schon, komm, komm, komm!« Und diesmal schaffen sie es. Die Zeit ist 1840. Alles paßt wieder zusammen.
»Laßt uns jetzt alles durchgehen.« Nat singt es mehr, als er spricht. »Gib uns das A zum Abstimmen, Maestro.«
Dillon beugt sich vor und greift nach den Schaltvorrichtungen, gibt Energie. Er verspürt sinnliche Erregung; die Knöpfe fühlen sich in seinen Händen wie die Backen von Elektras Po an. Er lächelt über seine Empfindung: fest, drall und kühl. Jetzt machen wir was los! Und er gibt ihnen mit einem einzigen grellen Aufflammen das ganze Universum. Bilder strömen durch das Auditorium. Die Sterne springen, kreuzen hin und her und verschmelzen ineinander. Der Inkantatorspieler nimmt seine Töne auf und arbeitet mit ihnen, verzaubert, vervielfältigt, verstärkt, bis der ganze Urbmon erbebt. Die Kometenharfe fällt mit Kontrapunkten ein und beginnt damit, Dillons Zusammenfügungen neu zu arrangieren. Der Umlaufbahntaucher bleibt zunächst zurück, um dann in einem unerwarteten Augenblick dazwischenzuspringen, so daß die Anzeigeinstrumente auf allen Kontrollbords wild durcheinander drehen, aber sein Einsatz ist so gewaltig, daß Dillon innerlich applaudiert. Der Schwerkrafttrinker saugt Töne in sich auf. Jetzt mischt sich der Dopplerumwandler ein, schießt ein eigenes Lichtgebilde hoch, das etwa dreißig Sekunden lang strahlt, bis der Spektrumreiter es übernimmt und weiterentwickelt, und jetzt spielen alle sieben wie verrückt zusammen. Jeder versucht, die anderen zu übertrumpfen, und sie geben ein solches Durcheinander von grellen Lichtsignalen ab, daß es sicher von Boshwash bis nach Sansan zu sehen ist.
»Aufhören! Aufhören! Aufhören!« schreit Nat. »Leute, verausgabt euch nicht schon jetzt!«
Sie spielen wieder herunter und sitzen schwitzend, mit zuckenden Gliedern da. Der Schmerz des Zurückgehens; es tut weh, sich von solcher Schönheit zu entfernen. Aber Nat hat recht: Sie dürfen ihre spielerischen Möglichkeiten nicht verausgaben, bevor das Publikum da ist.
Die Essenspause findet auf der Bühne statt. Keiner ißt viel. Sie lassen die Instrumente natürlich abgestimmt weiterlaufen. Es wäre verrückt, den Gleichlauf zu unterbrechen, nachdem sie ihn so hart erarbeiten mußten. Dann und wann geben die leise laufenden Instrumente einen kleinen Lichtblitz oder einen pfeifenden Ton von sich. Sie würden sich selbst spielen, wenn wir sie nur lassen würden, überlegt Dillon. Es könnte vielleicht eine wilde Sache sein, alles einzuschalten, sich zurückzulehnen und nichts zu tun, während die Instrumente ein Konzert geben, dessen Programm sie selbst bestimmen. Es könnte zu überraschenden Einsichten führen. Der Geist der Maschine. Andererseits wäre es bestimmt schwer zu ertragen, wenn man einsehen muß, daß man eigentlich überflüssig ist. Unser Ruhm ist trügerisch. Heute sind wir gefeierte Künstler, aber sollten wir das Geheimnis lüften, dann sind wir morgen in Reykjavik und tragen Abfalleimer.
Das Publikum erscheint gegen 1945. Ältere Leute; da dies die erste Vorstellung in Rom ist, wurden die Eintrittskarten nach den Regeln der Seniorität verteilt, so daß keine Römer unter zwanzig dabei sind. Dillon, der inmitten der Bühne steht, bemüht sich gar nicht erst, seine
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