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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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feister Nacken. Er ist nicht mehr zu sehen. Artha hält zitternd seine Handgelenke fest und zwingt ihn, am Boden zu bleiben. Dann raffen sie sich endlich wieder auf. Sie nickt. Sagt lautlos, daß die Luft wieder rein ist. Sie führt ihn in die Felder hinein, zwischen den endlosen Reihen von hohen, blattreichen Pflanzen hindurch. Vielleicht zehn Minuten lang entfernen sie sich im Laufschritt vom Dorf, bis Michaels untrainierter Körper so erschöpft ist, daß er japsend nach Luft schnappt. Als sie wieder anhält, ist das Lagerfeuer nur noch ein Funken am Horizont, während der Gesang im Zirpen der Insekten untergeht. »Von hier gehst du allein weiter«, sagt sie ihm. »Ich muß zurück. Wenn mich jemand für längere Zeit vermißt, schöpfen sie vielleicht Verdacht.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Weil ich ungerecht zu dir war«, sagt sie und lächelt dabei zum erstenmal, seit sie an diesem Abend zu ihm gekommen ist. Ein Geisterlächeln, ein schnelles Flackern, nur ein Hauch von der Wärme, die sie noch am Nachmittag für ihn übrig hatte. »Du fühltest dich von mir angezogen. Du konntest nicht wissen, wie wir zu solchen Dingen stehen. Ich war grausam, ich war gehässig – und du wolltest mir nur deine Liebe beweisen. Es tut mir leid, Statler. Das ist also meine Entschuldigung. Geh jetzt.«
    »Wenn ich dir nur sagen könnte, wie dankbar…«
    Seine Hand berührt nur leicht ihren Arm. Er spürt, wie sie erbebt – in Verlangen, in Abscheu? –, und auf einen plötzlichen, wahnsinnigen Impuls hin zieht er sie an sich heran, um sie zu umarmen. Sie versteift sich zunächst, dann aber schmilzt ihr Widerstand dahin. Lippen gegen Lippen. Seine Finger auf ihrem bloßen muskulösen Rücken. Kann ich wagen, ihre Brüste zu berühren? Ihr Leib preßt sich gegen den seinen. Er hat eine blitzartige und rasende Vision, die über den Bruch von heute Nachmittag hinweggeht: Artha läßt sich bereitwillig auf die weiche Erde hinsinken, zieht ihn auf sich herab und öffnet sich ihm, und die Vereinigung ihrer beiden Körper bewirkt diese metaphorische Verbindung zwischen dem Urbmon und der Gemeinde, die die Alten mit seinem Blut erzwingen wollten. Es ist eine unwirkliche Vision, so faszinierend schön sie auch ist. Aber nein, sie werden sich nicht auf dem mondbeschienenen Feld paaren. Artha lebt nach den Regeln ihrer Gemeinde. Offenbar hat sie in diesen wenigen Sekunden ähnliches überlegt und ist zum Schluß gekommen, daß es keinen leidenschaftlichen Abschied dieser Art geben sollte, denn sie befreit sich aus seiner Umarmung, löst sich von ihm, noch bevor er dazu kommt, ihre teilweise Kapitulation in eine vollständige zu verwandeln. Ihre Augen glänzen hell in der Dunkelheit, sie sind sanft und voll von Liebe. Ihr Lächeln ist ein wenig unsicher und geteilt. »Geh jetzt«, flüstert sie. Wendet sich um. Läuft ein paar Schritte in Richtung der Gemeinde. Dreht sich noch einmal um, gestikuliert mit ihren flachen Händen, als wolle sie ihn in Bewegung versetzen. »Geh! Geh! Wozu stehst du noch hier herum?«
    Er hebt die Hände, als wolle er sie noch einmal umarmen, sie festhalten, dann wendet er sich um, läuft durch die mondversilberte Nacht, stolpert, wankt, schleppt sich weiter. Er weiß, daß er noch vor Morgengrauen das Gemeindeterritorium verlassen haben muß. Wenn die Sprühmaschinen erst einmal in der Luft sind, dann können sie ihn leicht finden und doch noch ihrem Moloch opfern. Vielleicht werden sie die Maschinen auch schon während der Nacht nach ihm jagen lassen, sobald sie seine Flucht bemerken. Können diese gelben Augen auch in der Dunkelheit sehen? Er hält inne und lauscht nach diesem furchtbaren dröhnenden Geräusch ihrer Motoren, aber alles ist ruhig. Und die Landwirtschaftsmaschinen – sind sie schon unterwegs, um seiner Spur durch die Felder zu folgen? Er muß sich beeilen. Vermutlich wird er vor den Anbetern des Erntegotts sicher sein, wenn er den Gemeindebereich hinter sich hat.
    Wohin soll er gehen?
    Es gibt nur ein Ziel, das er von hier aus bestimmen kann. Am Horizont sieht er die majestätischen Säulen der Chipitts-Urbmons. Acht oder zehn von ihnen sind von hier aus sichtbar, durch Tausende von erhellten Fenstern gleichen sie strahlenden Leuchttürmen.
    Und hier steht er, viele Kilometer davon entfernt, erneut geflohen aus einer Welt der Götzen und Riten, heidnischer Tänze, unfruchtbarer und nicht begehrender Frauen. Schlamm auf seinen Schuhen, Staub im Gesicht. Er muß ekelhaft aussehen und

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