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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Fingernägel zerkratzen seinen Rücken. Sie ist überraschend stark. »Artha«, bettelt er, »hör auf, mit mir zu kämpfen. Das ist Wahnsinn. Wenn du nur…«
    »Du bist ein Tier!«
    »Ich will dir doch nur zeigen, wie sehr ich dich liebe…«
    »Du Wahnsinniger!«
    Ihr Knie trifft ihn plötzlich in den Unterleib. Er weicht aus, vermeidet das Schlimmste ihres Angriffs, aber es ist trotzdem schmerzhaft genug. Das ist kein Spiel mehr. Wenn er sie haben will, dann muß er ihren Widerstand mit brutaler Gewalt brechen, ihr jede Möglichkeit nehmen, sich zu bewegen. Soll er eine bewußtlose Frau nehmen? Nein. Nein, es ist alles ganz falsch gelaufen. Eine traurige Stimmung überkommt ihn. Sein Verlangen läßt plötzlich nach. Er rollt sich von ihr weg und kauert nahe dem Fenster, starrt zu Boden und atmet heftig ein und aus. Geh nur, sag den alten Männern, was ich getan habe. Opfert mich euren Göttern. Sie steht nackt über ihm und legt mit finsterer Miene ihr Tuch wieder um. Stößt hart den Atem aus. »In einem Urbmon«, sagt er heiser, »wird es als höchst ungehörig betrachtet, wenn jemand auf eine sexuelle Annäherung zurückweisend reagiert.« Seine Stimme überschlägt sich vor Scham. »Du hast mich angezogen, Artha. Und ich dachte, daß es auch umgekehrt so wäre. Und dann war es zu spät für mich, um noch innehalten zu können. Diese ganze Vorstellung, daß sich jemand mir verweigern könnte, ich verstehe das einfach nicht…«
    »Was für Tiere ihr alle sein müßt!«
    Er wagt es nicht mehr, in ihre Augen zu sehen. »Im Zusammenhang hat das seine Bedeutung. Wir können uns keine explosiven Frustrationssituationen leisten. In einem Urbmon gibt es keinen Platz für Konflikte. Aber hier – hier ist das wohl anders?«
    »Sehr.«
    »Kannst du mir vergeben?«
    »Wir paaren uns nur mit denen, für die wir tiefe Liebe empfinden«, sagt sie. »Wir öffnen uns nicht jedem, der danach fragt, bloß weil er geil ist. Es ist keine einfache Sache. Es gibt vorgeschriebene Rituale der Annäherung. Vermittler müssen dazu bemüht werden, um Komplikationen zu vermeiden. Aber woher hättest du das alles wissen können?« sagt sie höhnisch.
    »Genau. Woher hätte ich?«
    Ihre Stimme trifft ihn wie eine Peitsche. »Und dabei sind wir so gut vorangekommen. Warum mußtest du mich auch berühren?«
    »Du hast es selbst gesagt. Ich wußte es nicht. Ich konnte es nicht wissen. Wir beide zusammen – ich spürte, wie die Anziehung wuchs – und so war es ganz natürlich für mich, meine Hand nach dir auszustrecken…«
    »Und dann war es ebenso natürlich für dich, zu versuchen, mich mit Gewalt zu nehmen, obwohl ich mich dagegen wehrte.«
    »Ich habe noch rechtzeitig aufgehört, oder nicht?«
    Ein bitteres Lachen. »Sozusagen. Wenn du das unter aufhören verstehst. Wenn du das rechtzeitig nennst.«
    »Abwehr ist eine Sache, die für mich nicht leicht zu verstehen ist, Artha. Ich dachte, es sei ein sexuelles Spiel, das du mit mir spielst. Ich habe nicht gleich erkannt, daß du mich wirklich abweisen wolltest.« Er sieht jetzt wieder zu ihr hoch. Ihre Augen drücken Verachtung und Bedauern aus. »Es war einfach ein Mißverständnis, Artha. Können wir die Zeit nicht um eine halbe Stunde zurückdrehen?«
    »Ich kann deine schamlosen Hände auf meinem Körper nicht vergessen. Ich werde immer daran denken, daß du mich entblößt hast.«
    »Sei mir nicht böse. Versuche doch einmal, es auch aus meiner Sicht zu sehen. Der kulturelle Graben zwischen uns. Grundverschiedene Anschauungen. Ich…«
    Sie schüttelt langsam, aber entschieden den Kopf. Keine Hoffnung auf Vergebung.
    »Artha!«
    Sie geht hinaus.
    In der folgenden Nacht wird mehrere Stunden nach Sonnenuntergang ein neues Feuer entfacht. Er sieht mit steigendem Unbehagen zu. Vermutlich ist sie zu den Dorfältesten gegangen, um ihnen von seinem Überfall auf sie zu erzählen. Sie werden in Wut geraten sein und Rache geschworen haben. Jetzt werden sie ihn mit Sicherheit ihrem Gott opfern. Die letzte Nacht seines Lebens. Niemand wird ihm einen letzten Wunsch gewähren. Er wird elendiglich sterben, mit unsauberem Körper. Fern seiner Heimat, so jung, voll von unerfüllten Wunschträumen. Nicht einmal das Meer hat er gesehen.
    Und was soll denn das bedeuten? Eine Landwirtschaftsmaschine wird bis dicht an das Feuer gefahren, ein riesiges Ding, fünf Meter hoch und mit acht langen Armen versehen, außerdem sechs Füße mit vielen Gelenken, ein weit offenes Maul. Vermutlich eine

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